Das Elend des Müllbeutels an und für sich
Viele Leute haben mir zum Thema Müllbeutel geschrieben.
Ich hätte nicht gedacht, dass die Lage so schlimm ist. Und dass das Thema so viele Leute bewegt.
Also die Lage des kompostierbaren Müllbeutels.
Viele weisen darauf hin, dass es diese Beutel natürlich auch in Deutschland zu kaufen gibt, online, im gut sortierten Drogeriemarkt, in manchen Supermarktketten. Ich hatte mich da auch etwas doof ausgedrückt, denn ich hatte nicht gemeint, dass man sie hier nicht bekommt, wenn man danach sucht, sondern dass man sie hier nicht überall da bekommt, wo man billige normale Müllbeutel auch bekommt, denn ich bestelle vieles im Internet, sehr viel sogar, aber mir jetzt noch die Müllbeutel quer durch Deutschland liefern zu lassen, ginge mir nicht nur zu weit, sondern wäre auch kontraproduktiv. Mir war’s um die allgemeine Verfügbarkeit gegangen, zumal die Beutel, auf die man mich aufmerksam gemacht hatte, oft so teuer sind, dass sie keine brauchbare Alternative darstellen.
Viele warnten aber auch vor dem Kauf. Die Dinger solle und dürfe man nicht verwenden.
Wie, echt jetzt?
Die einen sagen, das wäre Schwindel, das kompostiert gar nicht. Es ginge nur darum, politisch korrekten Öko-Kram teuer zu verkaufen.
Die anderen sagen, es kompostiert schon, aber nur unter bestimmten Umständen, die praktisch nie erreicht werden. Denn es würden dafür viel Zeit (Wochen, Monate, Jahre), viel Feuchtigkeit (>85%), sehr hohe Temperaturen (> 70°C), regelmäßige Bewegung benötigt. Auf dem privaten Komposthaufen hat man zwar Zeit, aber keine ausreichend hohen Temperaturen. Bei der industriellen Müllverwertung/-entsorgung hat man zwar die erforderlichen hohen Temperaturen, aber nicht die Zeit. Denn industriell würde aus Bio-Abfällen zwar wieder Blumenerde gemacht, aber das gehen verblüffend schnell, das dauert nur ein paar Tage/Wochen.
Zudem, und das habe ich jetzt mangels Hintergrundwissen nicht so ganz durchverstanden, werde Bioabfall bei uns industriell nicht kompostiert, sondern vergoren/fermentiert, entsprechend den Vorgängen in einem Kuhmagen. Die Anlage wurde dabei auch als „künstlicher Kuhmagen” bezeichnet. Dabei würden diese Tüten überhaupt nicht zersetzt, sondern müssten im Gegenteil als Störstoffe aus dem Biomüll mühsam herausgesammelt und verbrannt werden.
Deshalb sei es ausdrücklich unerwünscht, solche kompostierbaren Tüten in den Biomüll zu geben. Und im normalen Müll würden sie auch nur verbrannt.
Deshalb hätten diese Tüten keinerlei Vorteil gegenüber normalen Tüten.
Dazu kommt, dass manche Entsorgungsbetriebe und Stadtwerke sogar dann die Tüten nicht im Biomüll haben wollten, wenn die Zersetzung funktionieren würde, weil die Leute zu doof sind. Dann nämlich würde der Eindruck entstehen, dass man Plastiktüten da reinwerfen könne oder solle, und dann landeten darin ganz viele Plastiktüten. Weil die Mehrzahl der Bürger intellektuell mit der Unterscheidung überfordert wäre.
Politisches Gewicht bekommt die Sache, weil die Umwelthilfe (waren das nicht die mit den Dieselverboten?) gegen die Tüten wettert, und viele Händler sie schon deshalb aus dem Sortiment nehmen, um sich den ganzen Ärger zu ersparen.
Auf Focus gibt es ein sehenswertes Galileo-Video, in dem sie der Sache mal nachgehen und das zeigen.
Noch ein paar Links dazu:
- Gießen: Abfallwirtschaft rät ab
- Umweltbundesamt rät ab
- Landratsamt Kitzingen verbietet
- Abfallwirtschaft Karlsruhe verbietet
- Stiftung Warentest
Wieder was gelernt.