Die kleine Zick-Zack-Bahn
Drüben, ganz hinten, am wirklich anderen Ende der Welt, gibt es eine seltsame kleine Eisenbahn.
In Neuseeland, auf der Halbinsel Coromandel, ganz in der Nähe von Coromandel Town, gibt es eine kleine alte neue Bergbahn, die Driving Creek Railway. Mit Fanpage.
Alt, weil sie zu einer Töpferei gehört und den alten Wegen für den Tonabbau folgt. Neu, weil sie erst in den 70er Jahren gebaut wurde. Für Touristen, damit die auch mal auf diesen Berg kommen und runtergucken können. Der Berg ist nicht groß, er ist nicht besonders, und um ehrlich zu sein, gibt es eigentlich auch nicht so wirklich etwas zu sehen, wenn man mal oben ist, bei dieser sechseckigen Berghütte. Der Weg ist auch nicht lang, die Bahn ist kurz. Und es ist eine Schmalspurbahn. Aber weil da so wenig Platz und der Berg eigentlich zu steil und unzugänglich für eine Bahn ist, muss sie im Zick-Zack fast quer zum Gefälle da hochfahren und dabei mehrmals die Fahrtrichtung wechseln. Wie auf einer Serpentinenstraße mit dem Auto, aber sie kann nicht so eng wenden. Deshalb muss sie die Richtung wechseln. Der Weg ist das Ziel.
Gebaut hat die Bahn ein Mensch namens Barry. Er hat die hauptsächlich alleine gebaut. Einfach so. Weil er Lust dazu hatte. Es ist eine erstaunliche Leistung, so eine Eisenbahn zu bauen. Es hat über 30 Jahre gedauert, und wird nie fertig. Sie bauen nicht nur weiter, sondern sie müssen auch ständig reparieren, austauschen, neu bauen. Weil der Berg „lebt” und sich bewegt. Sie müssen ständig die Gleise anpassen und die Züge reparieren.
Barry lebt nicht mehr.
Man hat ihn begraben. Auf der Strecke, gleich neben den Gleisen. An genau der Stelle, an der er nach getaner Arbeit so gerne saß und sich ausruhte. Deshalb fährt jeder, der mit der Bahn fährt, zweimal an seinem Grab vorbei.
Ob sowas denn erlaubt sei, Leute einfach irgendwo zu begraben, wollte ich wissen. Oh ja, sagte man mir. Wenn man in Neuseeland ein geeignetes Grundstück mit einer gewissen Mindestgröße besitzt, darf man sich auf eigenem Grund und Boden begraben lassen.
Ob man eine Lizenz braucht, um so eine Bahn zu eröffnen, fragte ich, oder ob man das einfach so machen kann. Ja, für die Bahn gebe es eine Lizenz. Welchen Führerschein man zum Fahren bräuchte, und ob überhaupt, konnte mir der Fahrer aber auf Anhieb gar nicht so genau sagen. Er sei, fügte er hinzu, von Beruf Lokführer und habe ohnehin alle Führerscheine, die man da haben kann. Eigentlich sei er Engländer und er habe in England die großen langen Kohlenzüge gefahren, die größten Züge, die es da gibt. Aber nach zehn Jahren hing es ihm so zum Hals raus, dass er nach Neuseeland ausgewandert ist und dort so überrascht wie erfreut festgestellt hat, dass man alle seine britischen Lokführerscheine dort voll anerkannte. Nun fährt er zusammen mit drei anderen Fahrern mit dieser ulkigen, kleinen, kurzen Bergbahn im Zickzack Touristen den Berg hinauf, und auch wieder herunter, und nun geht es ihm besser.
Gleich daneben gibt es eine alte Wassermühle, an der man früher auch nach Gold suchte. Als ich das letzte Mal dort war, vor 8 Jahren, da lief sie noch. Nun war sie geschlossen und verlassen.
Fahren wir also mit der Bahn kurz hoch auf den Berg (weil die Bahn gemächlich fährt, und das eine Weile dauert, wieder mit der Zeitrafferkamera):