Ansichten eines Informatikers

Hadmut
13.1.2019 1:31

Eine bedenkliche Entwicklung.

Die Hamburger Morgenpost tut mal wieder das, was Journalisten gerne als „die Grenze des Sagbaren verschieben” bezeichnen. Sie macht mit dem Wahlrecht das, was Politiker ständig als „rütteln” zerschwafeln, sie greift das Wahlrecht an.

Wer nicht so wählt, wie es erwartet wird, dem soll das Wahlrecht entzogen werden:

In einer gerechten Welt müsste man AfD-Fans das Wahlrecht entziehen.

Man von diesem Gerechtigkeitsgeschwätz ganz abgesehen: Dazu müsste man erst einmal wissen, wer wie wählt und damit das Wahlgeheimnis aufheben. Das redet sich jetzt über die AfD leicht daher, aber wenn das einmal angefangen ist, geht das dann auch mit jeder anderen unerwünschten Partei. So kommen Parteien wie die SED und andere ähnliche ja auf Wahlergebnisse so um die 99%. Heute würde man eher sagen türkische Verhältnisse.

Das ist auch eine Aussage, die man sich mal genau durchdenken sollte:

Niemand ist gezwungen, eine bestimmte Partei zu wählen – wir haben genug seriöse Auswahl: Von der Linken bis zur CDU wird über kleine und große Themen gestritten. Aber die respektieren alle das Grundgesetz und rollen nicht ihre modernden Fische drin ein.

Seriöse Auswahl, die das Grundgesetz respektiert.

Ich denke, ich habe in den letzten 20 Jahren ausführlich genug dargelegt, dass sich keine dieser Parteien irgendwie um das Grundgesetz schert. Und worin die Wahl bestehen soll, wenn alle das gleiche Programm haben, wäre auch die Frage.

Was ich damit sagen will: Die Zeitungen werden immer dümmer und unverschämter. Vor allem halten sie ihre Leser für dumm. Man kann ja für oder gegen eine Partei sein (wobei die Frage noch wäre, ob man dann noch guten Journalismus machen kann, ich glaube das nämlich eher nicht). Aber wer würde ernsthaft glauben, heute überhaupt noch eine Wahl zu haben? Welche der politischen Entscheidungen waren denn vorher bei der Wahl absehbar und Gegenstand von Wahlen? Wer würde inhaltliche Fragen auf die Wahlplakate drucken und nicht nur inhaltslose Phrasen?

An welchem wahlrelevanten Punkt unterscheiden sich die Parteien überhaupt noch?

Und wer glaubt ernsthaft von irgendeiner Partei, dass sie das Grundgesetz respektiere?

Und mal so eine rein technische Frage: Wie kann man ein Grundgesetz „respektieren” und es ändern, damit es einem besser passt?

Wer kauft solchen Müll noch?