Ansichten eines Informatikers

Ich habe mir eine schwere Rüge eingefangen

Hadmut
1.2.2019 20:09

Das ist hart.

Ich hatte wieder Besuch meiner Nachbarin. So 5-6 Jahre alt. Ich nehme öfters mal Pakete für die Familie entgegen, sie holt sie dann immer bei mir ab und stattet mir dabei einen Besuch hab. Wir diskutieren dabei vertieft das Weltgeschehen und die aktuelle politische Lage und üben uns in philosophischem Diskurs.

Während ich es auf intellektueller Ebene meist schaffe, ihre Billigung zu erreichen, handele ich mir häufig den ein oder anderen Tadel für meine Haushaltsführung ein. So gerne sie mich besucht, sie bringt für alleinstehende Junggesellen grundsätzlich nur wenig Verständnis auf und misstraut der Lebensführung weiblich unbeaufsichtigter Männer.

Sie achtet deshalb sehr genau auf die Reinlichkeit meiner Unterkunft, und wie so oft fand sie allerlei auszusetzen. Obwohl es hier gerade im Deutschlandvergleich noch recht warm und trocken ist, liegt hier Rollsplit, damit man nicht ausrutscht, und den schleppe ich mit den Schuhen in die Wohnung. Selbstverständlich reinige ich regelmäßig, aber nicht täglich, und so fanden sich einige dieser Steinchen auf der großen Fußmatte, die ich innerhalb der Wohnung an der Wohnungstür liegen habe, damit sich eben diese Steinchen nicht ins Parkett drücken. Ich kann das nicht leiden, die Schuhe im Treppenhaus auszuziehen und draußen stehen zu lassen. Also handelte ich mir gleich drei Rügen ein. Eine für die Steinchen, eine für den Staubsauger, der im Flur rumlag (die faule Ausrede, dass ich damit gerade saugen wollte, als sie klingelte, ließ sie nicht gelten), und eine, weil ich noch die Verpackung meines Philips-Monitors mit den untauglichen VESA-Halterungen im Flur stehen hatte, von dem ich mir nicht schlüssig war, ob ich ihn behalte oder zurückgebe. Das gehe so nicht, beschied sie, ich müsse dringend an der Sauberkeit meiner Wohnung arbeiten.

Nun, sagte ich, weißt Du, ich arbeite viel, und mache normalerweise immer am Wochenende sauber. Ich kann nicht jeden Tag putzen. Freitags sieht’s ganz schlecht aus. Du musst montags kommen.

„Warum hast Du denn keine Frau, die Dir die Wohnung saubermacht? Warum bist Du denn nicht verheiratet?”

Eieiei. Vermintes Gelände. Ganz schwierig. Wie komme ich da jetzt raus?

Ich versuche es so: Du weißt doch, dass meine Wohnung so voll ist. (Sie inspiziert gelegentlich meine Wohnung um zu prüfen, ob ich das auch alles ordentlich mache, und kennt sie deshalb.) Ich habe keinen Platz für eine Frau. Wo soll ich die denn hintun?

„Leg Sie doch ins Bett! Du hast doch so ein großes Bett! Das ist noch Platz.”

Ich versuche, das Thema Bett zu meiden. Das Gespräch verlagerte sich deshalb zu den Beschaffungsmöglichkeiten einer Frau. Ich wurde dann aber durch Mutti gerettet, die ihre Tochter zum Abendessen rief.

Bemerkenswert, wie Kinder das so sehen.