„Redaktionen so erreichbar wie nie…”
SPIEGEL absurd.
Ein Leser rügt, dass ich im Artikel zum Zeitungsräumungsverkauf (alles muss raus…) aus dem SPIEGEL-Artikel eine wesentliche Aussage nicht zitiert hätte:
Und zugleich sind Journalisten, sind Redaktionen so präsent wie nie, so erreichbar wie nie. Sie sitzen und reden bei “Anne Will” und bei “Markus Lanz”. Sie schreiben auf vielen Kanälen. Sie enthüllen Skandale, und manchmal pusten sie auch kleine Affären auf, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie twittern. Sie werden angefeindet, und sie werden verteidigt.
So erreichbar wie nie?
Also ich habe deren Erreichbarkeit in den letzten 20 Jahren noch nie oberhalb von Null erlebt. Ich habe das jahrelang versucht, bin ja sogar zu den Journalistenkonferenzen gefahren. Ich kenne Parkuhren, die weit kommunikativer – und einsichtiger – sind. Die hören nicht zu, die sind nur auf der Jagd nach Bestätigungen dessen, was sie vorher schon schreiben wollten.
Und dass die bei Leserkommentaren alles abrasieren, was nicht ins Schema passt, ist auch bekannt.
Wie man darauf kommt, das Sitzen bei „Anne Will” oder „Markus Lanz” irgendetwas mit Erreichbarkeit zu tun hat? Was meint Ihr, was einem passiert, der da nach vorne laufen und die ansprechen würde? Ich habe das mal miterlebt. Ich war einmal in der Talkshow von Jauch, und ausgerechnet an dem Abend lief einer aus dem Publikum auf die Bühne, weil er was sagen wollte. Weit kam er nicht, schon war er unter drei Sicherheitsgorillas begraben und wurde dann an allen Vieren rausgetragen. Ich habe es mir später im Fernsehen angesehen, da schwenkte sofort die Kamera weg und man hörte nur was rumpeln. Hätte Jauch nicht noch etwas dazu gesagt, hätte man das gar nicht gemerkt.
Ich habe auch auf Twitter nur sehr selten eine Reaktion, und darunter noch nie eine vernünftige erhalten. Die kotzen da nur weiter rum.
Selbst wenn man sie erreichen könnte, ist das völlig aussichtslos: Ihre Einheitsmeinung kennen sie schon, da halten sie sich für überlegen. Und alles andere wird nicht zugelassen.
Wer mein Blog schon lange liest, kann sich vielleicht noch erinnern, dass ich früher gerne pressekritische Blogartikel mit dem Schlusssatz „Wann gehen die endlich pleite?” beendet habe.
Ich denke, dieses Jahr werden einige Wünsche wahr.