Ansichten eines Informatikers

Zum Terroranschlag in Neuseeland

Hadmut
15.3.2019 19:42

Ich soll mal was zum Terroranschlag sagen, ich wär doch schon mal in Neuseeland gewesen, fordern mich einige Leser auf.

Also dann…

Ich weiß ja auch nicht mehr, als in den Medien steht. Ich guck vielleicht nur in andere Medien, und hier wäre eine Hauptinformationsquelle der NZ Herald, der nicht nur während meiner Reise im November meine Dauerinformationsquelle war, sondern auch jetzt natürlich mit voller Kapazität über diesen Terroranschlag berichtet hat.

Ich hatte heute morgen auch eine Meldung retweetet, wonach es in der Innenstadt von Auckland zu zwei Explosionen gekommen sei. Das war Fehlalarm. Die beiden Explosionen gab es zwar, aber da hat die Polizei verdächtige Rucksäcke vorsorglich gesprengt.

Dass da mal irgendsowas passieren würde, war mir eigentlich klar. Nur: Ich war mir sicher, dass das in Australien passieren würde, denn da kocht genau dieser Konflikt schon länger, siehe etwa meinen Blog-Artikel vom August über eine (angebliche, behauptete) No-Go-Area in Sydney, wo man eine (einschlägig bekannte) Frau auffordert, sich aus diesem Stadtteil fernzuhalten. Sowas lassen sich die Aussies nun gar nicht bieten, egal ob das Video echt ist oder da Hintergrundinformationen fehlen. Und ich habe auch einige verschleierte Frauen in Australien gesehen.

In Neuseeland habe ich solche Probleme nicht erlebt und kaum verschleierte oder erkennbar muslimische Frauen gesehen. Schon einen Döner/Kebab zu kaufen ist dort nicht ganz so einfach, weil es dort einfach weniger Araber gibt. Außerdem sind Neuseeländer (abgesehen von einigen verschieenen Maori-Gangs, aber selbst beim Aufeinandertreffen mit denen habe ich die als friedlich-freundlich-umgänglich erlebt) ziemlich friedliche Leute,

Oder zumindest mal gewesen.

Ich hatte das ja irgendwo in meinen Reiseblog-Artikeln schon erwähnt, dass mir Neuseeland nach den Zeitungsartikeln stark verändert vorkommt. Selbst habe ich davon nichts bemerkt. In den Zeitungen war häufig die Rede von Messerstechereien oder gewaltsamen Auseinandersetzungen, auch mal Gerichtsverhandlungen nach Mord. Das Klima scheint sich verändert zu haben. Die Polizei tritt nicht erkennbar häufiger, aber robuster als früher auf.

Was ich gelesen und von den Leuten gehört habe, sind gewisse soziale Spannungen und Ärger über eine untätige Regierung. Man flucht ziemlich derb darüber, dass man alles Gute, etwa sauberes Trinkwasser, ins Ausland, nach China, verkauft, und für die Kiwis (Neuseeländer) nur das „shitwater” bliebe, und die Natur hemmungslos ausgebeutet würde, alles voller Dünger und Pestizide/Herbizide/und so weiter wäre.

Wirtschaftlich läuft’s nicht so gut, und es gibt soziale Probleme, weil die Mieten und Hauskaufpreise steigen und sich nicht mehr alle Kiwis eine Unterkunft leisten können. In Auckland gibt es inzwischen viele Obdachlose auf den Straßen. Früher gab es das nicht. Ich habe es nicht gesehen und die Kiwis sagten mir übereinstimmend, dass noch bis vor kurzer Zeit in Neuseeland wirklich nur die obdachlos waren, die das unbedingt so wollten. (Ich habe solche Leute auch getroffen, was wegen des milderen Klimas dort auch gut möglich ist.)

Inzwischen aber herrscht einige Wut darüber, dass Spekulanten und Reiche sich in Neuseeland Häuser kaufen und damit die Preise treiben. Die (linke) Regierung hat kurz vor meiner Reise ein Gesetz erlassen, dass man Häuser und Wohnungen in Neuseeland nur noch dann kaufen kann, wenn man entweder Neuseeländer ist oder auch dort lebt, wozu man nachweisen muss, dass man das Land seit – weiß nicht mehr – x Monaten nicht mehr verlassen hat. Es herrscht enormer Ärger darüber, dass viele Reiche – aus den USA, etwa Peter Thiel, vor allem aber aus dem gesamten arabischen Raum – sich eine Art Reserve-Zuhause samt Staatsbürgerschaft kaufen (was dort gegen hohe Beträge geht, und für Staatsbürger gilt auch die Häuserkaufbeschränkung nicht), das aber nicht benutzen, weil sie das nur vorsorglich für Unruhen im eigenen Land kaufen. Ziemlich viele reiche Araber haben sich längst Notausgänge nach Australien oder Neuseeland gekauft. Der Ärger ist vergleichbar mit dem Unmut in Berlin über die vielen leerstehenden Wohnungen bei gleichzeitigem Preisanstieg.

Dazu kommen eine Menge von Arabern, die sich aus den arabischen Ländern nach Down Under abgesetzt haben, meines Wissens aber vornehmlich nach Australien. Und dort, wie im oben verlinkten Artikel beschrieben, für einigen Streit und Unmut über deren No-Go-Areas sorgen.

Die Kiwis sind ziemlich sauer. Ich habe ja mal erzählt, wie derb eine – eigentlich sehr umgängliche, wohlgebildete, zivilisierte, sympathische – Frau da geflucht hat. Gleichzeitig erzählte sie mir, dass sie drei Jobs hat um durchzukommen. Viele Neuseeländer hätten mehrere Jobs. Es war mir aber nicht ganz klar ob aus finanzieller Not oder aus dem Prinzip, sich nicht auf einen Job zu beschränken, sondern unterschiedliche Sachen zu machen.

Aber sie sind sauer auf die Regierung und die wohl ziemlich weitgehende Korruption, nicht gewalttätig oder auf einzelne Personen.

Ich habe dort, wie gesagt, keinerlei Vandalismus, keine Graffiti, fast keinen Dreck erlebt, bis auf einen Obdachlosen, der mir nachstellte, weil er glaubte, ich hätte ihn fotografiert (was ich nicht habe) nur freundliche, überaus hilfsbereite Leute erlebt. Subjektiv habe ich auch keine Kriminalität erlebt und mich dort völlig sicher gefühlt, obwohl es an vielen Parkplätzen Warnschilder der Polizei vor grassierendem Autoaufbruch und Diebstahl gab.

Insofern war ich mir sicher, dass sowas in Australien überkocht.

Im Prinzip ja auch nicht falsch, denn hinter den Anschlägen soll ja ein Australier stecken, der Neuseeland deshalb gewählt habe, weil er zeigen wollte, dass die Massenmigration selbst im hintersten Winkel betrieben werde.

Australier sind anders.

Anders als Kiwis.

Australien hat keine sehr lange Geschichte, und die ist voll von der harten, entbehrungsreichen Erschließung eines riesigen, meist knochentrockenen und überaus heißen Landes voller tödlicher Gefahren. Australier sind es – jedenfalls draußen auf dem Land, in den Städten züchten sie inzwischen verzogene Luxusgören – gewohnt, hart und viel zu arbeiten, und sich auch immer wieder aufzubauen und deshalb, naja, wie sagt man das jetzt höflich, in der Breite eher haptisch als intellektuell veranlagt. Australien ist ein Land, in dem es darum geht, etwas anzufassen, etwas aufzubauen. Es sagt sehr viel, dass im australischen Staatswappen der Emu und das Känguru abgebildet sind, weil es die beiden australischen Tiere sind, die nicht rückwärts gehen können. Das Motto ist, dass es immer voran gehen muss, egal wie. Es gibt kein Zurück, es gibt kein Aufgeben.

Man hat mir im Outback so ein bisschen was beigebracht über das Überleben dort. Mal habe ich es von Crocodile-Dundee-Typen gelernt, mal von Aborigines. Da geht’s nicht um Intellektuelles, da geht es um Überleben durch Anfassen.

Gleichzeitig geht es um tiefes Misstrauen gegenüber der Politik, die als unfähig, schwätzerhaft, selbstwidersprüchlich aufgefasst wird und das in vielerlei Hinsicht auch ist. Der Australier fasst selbst an, und das merkt man etwa im Northern Territory, das eben nicht mal ein richter Bundesstaat, sondern nur ein Territorium ist, weil’s da mehr auf das Selbermachen ankommt. Ich war da mal Quadbike-Fahren und fragte naiv, ob da der Autoführerschein reicht oder man einen Motorradführerschein bräuchte (den ich nicht habe). Antwort: Führerschein? Junge, Du bist hier im Outback…

Australier sind im positiven Sinne herzlich pragmatisch.

Im negativen Sinne sind viele eben, naja, wie soll ich das jetzt ausdrücken, primitiv ist vielleicht das falsche Wort, sagen wir mal sehr simpel und geradeaus gestrickt. Das Allerwichtigste am Australier ist, dass er a) genug Bier hat und b) es kalt ist. Auch das hat man mir dort beigebracht, dass man dort riesige Kühltruhen mit sich fährt, damit man vor der Fahrt ins Outback genügend Eis reinpacken kann, damit es drei Tage kühl bleibt. Alles andere ist egal. Und niemals Flaschenbier, nur Dosenbier, weil die Fahrten durch’s Outback so holprig sind, dass Flaschen ihre Kronkorken verlieren und das Bier verschütt geht. Alles andere ist nicht so wichtig.

Australien an sich, genauer gesagt Australier an sich, können (konnten früher) der Horror sein, was sich in vielen Filmen niederschlägt. Priscilla, Königin der Wüste, ist noch ein harmloser. Es gibt noch einen, dessen Name mir gerade nicht einfällt, wo jemand von der Straße weg ins Outback entführt und gefangen gehalten wird, was nicht realitätsfern ist, weil dort ab und zu mal Touristen weggekommen sind. Da gibt es sehr seltsame Typen.

Der bekannteste und treffendste ist Wake in Fright aus den 70ern, ein Horrorfilm, der schlicht und einfach davon handelt, dass ein Lehrer aus der Stadt aus irgendeinem Grund in einem Kaff weit draußen im Outback strandet und erlebt, wie die sich dort so aufführen. Von vielen Australiern als absolut realistisch und in keiner Weise übertrieben oder erfunden eingestuft, zeigt der Film, wie das schiere Leben dort für einen zivilisierten Städter zum blanken Horror werden kann. Keine Geister, keine Gespenster, einfach nur zeigen, was ist, und was man sonst ausblendet.

Ihr kennt doch sicher die Komödie Crocodile Dundee, oder?

Ein toller Spaß, oder?

Nee, nicht ganz. Da sind schon ein paar Anspielungen drin. Beispielsweise hat der Schauspieler des Wally in Crocodile Dundee, John Meillon, in Wake in Fright eine sehr ähnliche Rolle gespielt. Und dann gibt es doch die Szene, in der Mick Dundee sich hinter einem Känguru versteckt und auf Bekloppte „zurückschießt”, die absurde Jagd auf Kängurus von fahrenden Autos aus machen. Solche Szenen gab’s auch in Wake in Fright, und im Prinzip ist Crocodile Dundee mit solchen Anspielungen eine Distanzierung von den Zuständen, die in Wake on Fright gezeigt werden. Als wollte man hinten an den Film ansetzen.

Man ist einfach gestrickt, neigt aber auch dazu, etwas notfalls selbst durchzusetzen. Nicht so ausgeprägt wie in Amerika, aber schon so, dass man es selbst macht, wenn sonst niemand es macht.

Und man lässt sich seinen Lebensstil nicht nehmen.

Dazu muss man sehen, dass Australien und Neuseeland im Gegensatz zu uns sehr nationalstolz sind, was auch darauf beruht, sich eine ziemlich lebensfeindliche Umgebung unter härtesten Bedingungen und völlig auf sich alleine gestellt, erschlossen zu haben.

Und: Man lässt sie auch.

Es ist nicht so wie bei uns, dass da sofort Nazi- und Rechts-Vorwürfe erhoben werden. Ein großer Feiertag ist der ANZAC-Day, der Gedenktag für das Australian and New Zealand Army Corps wegen deren Gefallenen im ersten und zweiten Weltkrieg.

Viel wollen sie nicht, Hauptsache ihr Bier, ihre Lebensart und ihre Ruhe, und natürlich genug Fleisch auf dem Grill.

Wenn man ihnen die aber nimmt, sie bedroht, sie umbauen will, dann können die ziemlich pampig werden. Sie sind da, so gesehen, sehr konservativ. Und auch sehr freiheitsliebend. Obwohl es formal dort keine oder kaum Grundrechte gibt, stehen diese eigentlich auch nicht in Frage. Jeder kann da überall hin (außer die Queen ins Unterhaus) und nach seiner Facon leben.

Australien ist zwar ein Einwanderungsland, und versteht sich auch als solches, aber ungesteuerte Einwanderung können sie nicht leiden, deshalb fängt das Militär auch Schiffe ab, die illegal einreisen und bringt die Leute auf Gefangeneninseln. Sie wollen sich nicht überrennen lassen.

Deshalb lassen sie auch nicht jeden einwandern. Da muss man schon darlegen, dass man dort „mit anpacken” kann und will und dem Land einen Nutzen bringt. Als Deutscher etwa muss man sich einem Punktesystem stellen, das einen nach Sprachfähigkeiten, Beruflicher Ausbildung, Bedarf und so weiter einstuft. Und da muss man genug Punkte zusammenbekommen.

Sie verstehen sich als Mitmachverein, nicht als Versorgungsbetrieb. Sie brauchen Migranten, aber nehmen nur solche, die sich in das Prinzip Australien eingliedern und mithelfen. Kostgänger, Eigenbrödler, Stänkerer können die dort gar nicht brauchen.

Und wenn sich nun immer mehr Muslime dort niederlassen, sie aber, wie sich das zeigte, abschotten, eigene Regeln aufstellen, verschleiert rumlaufen, oder gar no-go-areas entstehen, dann können Australier ziemlich sauer werden. Die haben es da nicht so mit der Toleranz gegenüber Intoleranten.

Und das führt nun zu Spannungen.

Auch in Australien kommt es zu linken Entwicklungen und linker Regierung, weil die Mehrzahl der Bevölkerung in den Großstädten unter städtischen Bedingungen lebt, die Jugend verhätschelt und verzogen, und ziemlich links, und damit mit der Stimmmehrheit, während die Landbevölkerung ziemlich konservativ ist. Und denen stinkt diese linke Politik der Regierung enorm.

Beispielsweise wenn, wie ich auch schon im Blog beschrieben habe,

Weiße Krankenschwestern und Hebammen sind ab sofort verpflichtet, vor der Behandlung farbiger Menschen, insbesondere der Aboriginals, denen gegenüber eine Unterwerfungserklärung abzugeben und zu sagen, dass sie als Weiße „privilegiert” seien.

dann werden da viele Leute ziemlich sauer und wollen kotzen. Und fühlen sich von der Regierung verarscht, degradiert, gedemütigt, erniedrigt.

Das kommt auch nicht von ungefähr. Seit einigen Jahren ist man sehr damit beschäftigt, sich unentwegt bei den Aborigines zu entschuldigen und das Leid wiedergutmachen zu wollen. Ohne Frage zu Recht, denn mit denen ist man ziemlich übel und herablassend umgegangen (vgl. etwa den Film Long Walk Home). Möglicherweise aber hat man es mit der political correctness und der Selbstunterwerfung übertrieben, das haben nicht alle mitgemacht. Ich habe vor vielen Jahren mal beim Abendessen in einer Veranstaltung zufällig mit Australiern am Tisch gesessen, darunter ein Verkehrspilot. Der packte da ziemlich heftige Sprache über Aborigines aus, Höhlenmenschen war noch das harmloseste.

Soweit ich das als Gelegenheitstourist beurteilen kann, hat man in Australien radikale Rechte so produziert wie man sie immer produziert: Mit linkem Druck auf die Gesellschaft. Es läuft so, wie es seit 1917 immer läuft: Marxistisch-sozialistisch-ideologischer Druck zur Umformung der Gesellschaft erzeugt Gegenreaktionen. Actio = Reactio. Was die Leute dann, wenn sie sich von Politik und Medien ignoriert fühlen, zu eigenen Handlungen motiviert.

Gerade diese Kombination aus linkem Gesellschaftsdruck und politisch korrekt-ignoranter Presse führt zuverlässig zu solchen Entwicklungen.

Und Australien war eben stark links geprägt. Auch dort tobt der Feminismus, betreibt man eine Männerhatz. Es gab da mehrere Fälle, in denen man Männern allein deshalb, weil sie Männer sind, Böses unterstellt hat. Es gab mal irgendwas mit einem, der im Freibad eine Kamera dabei hatte, und irgendwie gab’s mal Ärger, weil rauskam, dass eine Fluglinie einen alleinreisenden Mann nicht neben ein Kind setzen wollte. Und um unterhaltspflichtig zu werden, muss man eine Frau nicht mehr heiraten, sondern nur für gewisse Zeit (ich glaube 6 Monate, bin aber nicht sicher) mit ihr zusammen gelebt haben. Die Intensität, mit der man dort linke Ideologie in die Gesellschaft drückt, kann nicht ohne Folgen bleiben. Die Leute werden auch da stinksauer.

Wenn dann das Land noch mit Muslimen aufgepumpt werden, die sich eben nicht in den australischen Lebensstil integrieren, sondern arabische abgeschottete Ghettos und no-go-areas bilden, dann kocht das eben zwangsläufig über.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der eine Menge Sympathisanten findet und es da noch mehr gibt, die sowas vorhaben.

Ich halte die Wahrscheinlichkeit für gegeben, dass sich das jetzt auch in wechselseitigen Terroranschlägen hochschaukelt.

Und dass sich Nachahmer in anderen Ländern finden.