Ansichten eines Informatikers

Hatte der Attentäter eine militärische Ausbildung?

Hadmut
17.3.2019 18:30

Auch eine wichtige Frage. [Nachtrag 2]

Ich habe dieses Video des Attentats von Neuseeland gesehen.

Es ist nicht ganz so traumatisierend wie in der Presse beschrieben. Das bloße Erschießen eines Menschen ist eine frappierend unspektakuläre Sache, es verläuft schlichter als in Hollywoodfilmen. Was mit ein Grund dafür sein dürfte, warum der IS Enthauptungsvideos produziert. Deren Abknallvideos hatten nicht die gewünschte Schockwirkung.

Der Verlauf ist erstaunlich nüchtern. Der geht rein, knallt ab, wen er sieht, geht in den Gang, lädt nach, geht wieder rein, knallt weiter, geht raus, wechselt die Waffe, geht wieder rein, knallt wieder, geht wieder zum Auto und fährt ab.

Auffallend ist, dass der das anscheinend völlig ungerührt macht. Ich hätte da erwartet, dass das extremer Stress ist, dass man da vor Adrenalin nicht mehr geplant handeln kann, aber zieht das völlig ruhig und eiskalt durch, und es scheint ihn überhaupt nicht aus der Ruhe zu bringen. Wie jemand, der das ständig macht.

Ein Gedanke, der mir dabei kam, war, dass viele ja fordern, dass man sowas doch automatisch sperren können müsste. Facebook kann stillende Mütter automatisch sperren. Warum nicht sowas? Weil es nicht, wie in den Medien behauptet wurde, ähnlich wie ein Ego-Shooter-Spiel aussieht, sondern ganz genauso. Es wäre für einen Computer verdammt schwierig, sogar in den ersten Sekunden für einen Menschen, das als echt und nicht nicht als Mitschnitt eines Videospiels zu erkennen.

Ein anderer Gedanke, der mir kam, und das mag jetzt ziemlich geschmacklos erscheinen, aber es ging mir nun mal durch den Kopf, dass das so auf Anhieb funktioniert hat.

Ich habe in den letzten Wochen und auf der Neuseelandreise angefangen, Urlaubsvideos zu machen, und die zu schneiden, zu bearbeiten, nach Qualität zu wählen. Ich weiß, es ist unangemessen und geschmacklos, das zu vergleichen. Aber das ging mir so durch den Kopf. Obwohl ich da völlig stressfrei war, ganz entspannt, viel Zeit hatte, habe ich mir erst mal überlegen müssen, was mache ich denn da jetzt und normalerweise zwischen 3 und 8 Versuchen gebraucht (und dann war’s oft doch Mist). Eben hatte ich noch einen Plan, dann mache ich die Kamera an und dann verdammt, was mache oder sage ich denn jetzt? Es sind so Banalitäten. In Afrika wollte ich ein geniales Video davon drehen, als ich da auf einem Strauß geritten bin. Ich hatte eine GoPro an einer Stirnhalterung, aber habe das dort so zum ersten Mal gemacht und die Schraube nicht fest genug angezogen. Die Kamera klappte nach unten und filmte nur meine Hände. Ich war auf den Malediven und wollte ein Schnorchelvideo machen, hatte mir extra eine Taucherbrille mit GoPro-Halterung gekauft, war aber auch Mist, weil ich nicht bedacht habe, dass wenn meine Augen unter Wasser sind, die GoPro über Wasser ist. Und so weiter. In Neuseeland wollte ich ein Video über das Hundertwasser-Klo machen und irgendwas war mit dem Mikrofon faul, habe ich erst hinterher gemerkt. Ich habe Drohnenaufnahmen gemacht und erst hinterher gemerkt, dass ich vergessen habe, auch mal Drohnenfotos zu machen. Ich habe die letzten Wochen damit zu tun gehabt, dass fast alles, was ich nicht vorher ausgiebig geübt, probiert, trainiert habe, beim Filmen schief geht, und dafür einen kritischen Blick entwickelt. Auf meinen Aufnahmen höre ich mich schnaufen.

Ich sehe da nun eine Aktion unter enormem Stress, die nicht wiederholt oder unterbrochen und geschnitten werden kann, und die funktioniert. Einfach so. Ohne Pannen.

Andere Attentäter schaffen ihr geplantes Pensum nicht, die haben hinterher noch riesige Munitionsvorräte über. Oder erschießen sich vor Stress selbst. Der hat die Kamera laufen, geht rein, knallt alle ab, geht nochmal rein, macht das nochmal sicher, und geht wieder. Einfach so.

Mir ist noch was aufgefallen. Ich war ja mal seit der Bundeswehr. Seitdem keine Schusswaffe mehr in der Hand gehabt, aber damals haben wir das schon ein paarmal geübt. Ich habe Panzerfaust geschossen, Handgranaten geworfen, mit Pistole, G3 und Maschinengewehr geschossen. Mit der Panzerfaust und der Pistole, so in aller Ruhe auf stehende Zielscheiben, habe ich ganz gut getroffen. Wir haben aber auch mal so mit G3 und Maschinengewehr in Rambo-Manier aus der Hüfte geschossen. Ähnlich wie in dem Video. Ich habe wirklich alles getroffen, nur nie das, worauf ich gezielt habe. Das ist verdammt schwer. Wohlgemerkt, auf einem gut beleuchteten Schießstand ohne jeglichen Stress oder Geschrei, ohne sich selbst zu bewegen, ohne Mord-Stress, auf eine große Papp-Zielscheibe, die in einem großen Sandhaufen steckte. Der geht da rein und macht das so einfach. Unter Stress. Auch auf rennende Ziele in einiger Entfernung. Die ich damals nie und nimmer getroffen hätte.

Wir haben mal Flugabwehrschießen geübt. Da wird ein Maschinengewehr oben auf dem LKW auf die Lafette montiert, man muss es also nicht mal ruhig halten oder den Rückstoß auffangen, und dann wird in 25 Meter Entfernung am Seil ein Plastikflugzeug entlanggezogen. Jeder darf mal und ballert mal einen ganzen Patronengurt raus. Mit der gesamten Kompanie samt Unteroffizieren und Offizieren haben wir das Flugzeug genau ein einziges Mal getroffen. Ein einziges Loch. Mit ein paar tausend Schuss. Der Attentäter geht auf die Straße, sieht Leute rennen, und trifft. Auf Anhieb. Aus der Hüfte.

Mir fiel noch etwas auf. Der hatte da mehrere Magazine dabei. Ja, das hatten wir damals auch so, Magazine am Gürtel. Der hatte die zusammengetapet, das geht schneller. Normalerweise würden man denken, dass man, wenn ein Magazin leer ist, man es fallen lässt (oder wegpackt) und das nächste reinschiebt. Haben wir damals bei Manöverübungen so gemacht. Der macht es anders. Als das Magazin leer ist, zieht er sich in den Gang, in die Deckung zurück, wechselt das Magazin da, und geht dann wieder rein und schießt weiter. Wer denkt in einer solchen Situation an so ein Verhalten? Warum überhaupt? Es ist keiner da, der für ihn eine Gefahr darstellen würde. Alle tot, am Boden oder geflüchtet. Aber der denkt an eine Routine, sich in Deckung zurückzuziehen, dort das Magazin zu wechseln, und wieder aus der Deckung zu kommen.

Warum geht jemand aus einem Raum, in dem augenscheinlich alle zusammen tot in der Ecke liegen, raus, an sein Auto, an den (offenstehenden!) Kofferraum, tauscht die Waffe, und geht nochmal rein, um die augenscheinlich Toten alle nochmal zur Sicherheit erneut zu erschießen? Und dann wieder zu gehen?

Ich hätte mir schon nicht vorstellen können, dieses zweite Mal reinzugehen. Ich wäre da wohl nach dem Schema bloß-weg-hier abgehauen. Der geht in aller Ruhe zweimal rein, und erschießt dann noch Leute auf der Straße, wo ihn jeder sehen kann.

Was macht der dann? Steigt ins Auto, lässte es seelenruhig an, und fährt ganz normal los, fährt aus der Ausfahrt und bedient schon nach 3 Sekunden während der Fahrt ganz ruhig sein Navigationsgerät. Nächstes Ziel auswählen.

Dann macht er etwas, worauf ich überhaupt nicht gekommen wäre. Er schießt während der Fahrt auf irgendwelche Leute in einem ausparkenden Auto. Anscheinend durch die eigene Windschutzscheibe am unteren Ende in der Mitte. Ich verstehe nicht, wie das geht, ohne dass die Scheibe sofort birst. Man sieht es nicht, weil Spiegel und Navi dazwischen sind, aber die Scheibe scheint schon Risse und Löcher zu haben, aber hält. Er schießt auch durch die Scheibe der Beifahrertür, die zerplatzt sofort. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen, von innen durch die eigene Windschutzscheibe zu schießen. Warum das andere Auto weiterfährt, ist mir auch nicht klar.

Dann hält er ganz ruhig an und lässt Fußgänger höflich über den Fußgängerüberweg. Ein Duftbaum baumelt am Rückspiegel. Er spricht mit jemanden (oder auf Video, ist mir nicht ganz klar) und hört sich locker, beschwingt, amüsiert an. Man hört diverse Polizeisirenen, ist ihm egal.

Der ging vor wie ein Profi-Killer.

Von Beruf Fitnesstrainer und Weltreisender.

Irgendwie kam mir das komisch vor.

Um Verbrechen aufzuklären ist es ja immer wichtig, nicht den moralisch-empörten Standpunkt einzunehmen, das bringt einem nichts, sondern wie ein Profiler zu denken. Was würde man in dieser Situation tun? Und da passiert vieles, was ich aus Laiensicht (mit Grundwehrdienst) so überhaupt nicht könnte. Ich habe ja schon meine Urlaubsvideos nicht auf Anhieb hingekriegt.

Nun schickt mir ein Leser einen Link auf dieses Erklärvideo, wo jemand mit – angeblich – militärischen Kenntnissen, die ich nicht habe, erklärt, dass ihm an diesem Video ebenfalls Sachen aufgefallen, von denen er der Meinung ist, dass man sie nur in irgendwelchen Kampfeinheiten erlernen kann.

Ich denke mal, soviel ist klar, durch Internet und Islam-Hetze allein kann das nicht passiert sein. Davon lernt man nicht, so ein Ding abzuziehen.

Ich vertrete schon lange die Auffassung, dass Videospiele und Egoshooter die Leute auf Gewalt abrichten und daran gewöhnen, und die Armee setzt sowas ja auch zum Abtrainieren der Tötungshemmung ein. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass der sehr viel mit Ego-Shooter-Programmen trainiert hat und deshalb so kalt und ruhig ist, aber die Frage ist schon, woher kommt das Wissen, das Können, die eiskalte Ruhe, so ein Ding durchzuziehen? Garantiert nicht aus Internetforen, wie uns die Medien einreden wollen.

Das, was man sieht, und das, was die Presse auftischt, passen nicht zusammen.

Nachtrag: Da der ja 7 Jahre „auf Reisen” war und seine Geldquellen etwas undurchsichtig sind, könnte man auf den Gedanken kommen, dass der vielleicht irgendwo als Söldner gegen IS oder Taliban gekämpft hat und da noch mental in seinem Krieg steckt.

Nachtrag 2:Ein Leser schreibt mir gerade, Brenton Tarrant hätte in seinem Manifest behauptet, eine Ausbildung der Navy Seals zu haben.