Ansichten eines Informatikers

Philosophenwitz

Hadmut
7.4.2019 11:00

Ein Leser schickt mir einen Witz:

Man sagt ja immer, die Mathematik wäre die kostengünstigste Fakultät an der Uni: da braucht man nur Papier, Bleistift und Mülleimer.
Stimmt aber nicht, es ist die Philosophie: da braucht man nur Papier und Bleistift.

Ich weiß nicht, ob’s witzig ist. Aber es hat was Philosophisches, sowas Grundsätzliches.

(Ich kann mich so dumpf erinnern, dass es zu meiner Zeit an der technischen Universität Karlsruhe ein paar Alibi-Geisteswissenschaftler gab, weil man die brauchte, um die nötige breite Abdeckung zu haben, um sich Universität und nicht nur Hochschule nennen zu können. Keine Ahnung, wer das damals war, aber sie beschwerten sich immer, dass die Technikfächer so gut ausgestattet seien und sie sich nicht mal die Bleistifte leisten könnten. Ich weiß aber, dass die Mülleimer nicht von den Fakultäten bezahlt werden mussten sondern vom generellen Reinigungsdienst der Universität gestellt wurde.

Außerdem wurde mir von anderen Universitäten berichtet, und meine eigene, allerdings nicht in der für statistische Signifikanz erforderlichen Stichprobenbreite erfolgte Augenscheinnahme hat das bestätigt, dass es rund um die Geisteswissenschaftsfakultäten immer ziemlich dreckig ist und die ihren Abfall überall liegen lassen. Realabfall, nicht akademisch-geistigen Abfall. Ersteren lassen sie fallen, letzteren publizieren sie. Man könnte sagen, dass was ordentliche Fakultäten in den Müll schmeißen, bei Philosophen gebunden und in Bibliotheken endgelagert wird, sie dafür eine Affinität zum Liegenlassen normalen Mülls wie Zigarettenkippen, Apfelgrutzen und sowas haben. Jedenfalls wurde mir schon aus mehreren Richtungen berichtet, dass Universitäten schlagartig viel ordentlicher und sauberer aussehen und auch weniger nach Zigaretten stinken, wenn Geisteswissenschaftler mal streiken. Bislang seien nur – wenn überhaupt – nur positive Auswirkungen solcher Streiks zu berichten.

Rein akademisch gesehen könnte man ja auf das Analogon kommen, dass Mathematiker die sind, die Schlechtes in den Müll werfen, während Philosophen so eine Art geistige Flaschensammler sind und die Mülltonnen leeren, manche würden sogar sagen, geistig aus den Mülltonnen anderer fressen. Ich habe zumindest den Eindruck, dass sie das intellektuelle Analogon zu denen sind, die aus Prinzip nicht arbeiten und sich aus dem Müllcontainer der Supermärkte am Zeug mit abgelaufenen Haltbarkeitsdatum bedienen. Das sie also nichts selbst machen, sondern nur an dem rummäkeln und davon leben, was andere gemacht haben.

Insofern wäre meine Auffassung, dass das Verhältnis von Philosophen zu Mülleimern kein Nichtexistentes ist, sondern einfach anders gelagert ist, die Flussrichtung ist da einfach eine andere.)