„Die Schüler trainieren damit ihre Schreibkompetenz“
An einer Berliner Schule gibt es eine neue Methode, Schülern das Schreiben beizubringen.
Die Schule schickt die Schüler jetzt an die Dönerbude, Döner essen.
Was das bringt?
Wie passen Fleischspieß, Knoblauchsauce und Schullehrplan zusammen? „Ganz einfach. Die Schüler trainieren damit ihre Schreibkompetenz“, sagt Franziska Geipel (32), Deutsch- und Geschichtslehrerin an der Carl-Zeiss-Oberschule in Lichtenrade.
Sie hat die „Döner-Tasting“-AG ins Leben gerufen. Mit Erfolg. Allein in diesem Halbjahr hat der Kurs schon sechs Dönerbuden besucht. Jedes Mal machen sich die Schüler schon während des Essens kurze Notizen zur Qualität des Döners und zum Ambiente des jeweiligen Ladens.
Im Anschluss müssen sie dann eine mindestens einseitige Gastro-Kritik verfassen. „Die Jugendlichen lernen neue Begriffe, beginnen dadurch sich mit verschiedenen Wörtern auszudrücken. Mit der Zeit wird ihr Ausdruck besser, sie werden mutiger, was ihre Sprache angeht“, so Lehrerin Geipel.
Basti legt noch mit vollem Mund los: „Der letzte Döner war einer Kritik nicht würdig. Dieser hier ist besser.“ Haben die Jugendlichen schon jemals mehr als eine Seite vollgeschrieben? Die meisten schütteln den Kopf.
Freiwillig, außerhalb der Schule, sowieso nicht. „Ich schreibe WhatsApp“, sagt Simon (14). „Nee, nicht mal. Ich verschicke nur Sprachnachrichten“, so Jean (14). Vom Schreiben zum Lesen ist es nicht weit.
Jetzt kriegen die Döner, damit sie sich überhaupt noch mit Schreiben befassen.
Ich habe ja vor einiger Zeit schon prophezeit, dass der technische Fortschritt, die Emojis, die Video-Handys und die allgegenwärtige Videotechnik Lesen und Schreiben verdrängen werden.
14-Jährige, die außerhalb der Schule und freiwillig nicht mehr schreiben. Nur Sprachnachrichten.
Sagen wir es so: Für Döner muss man keine Speisekarte lesen können.