Ansichten eines Informatikers

Die so ganz unterschiedlichen Maßstäbe für FPÖ und SPD

Hadmut
19.5.2019 13:37

Es herrscht die Doppelmoral, die mich so ankotzt.

Boah, was’n Ding. Der österreichische Vizekanzler auf Ibizia

Ein Video zeigt einen Poltiker in einer Falle, der gegenüber einer vermeintlichen russischen Milliardärin, die eine Zeitung kaufen und damit Presse zugunsten der FPÖ machen will, Zusagen macht. Anscheinend angesoffen. Auf gammeliger Couch im Unterhemd.

Natürlich ein Fressen für die Massen.

Natürlich ist man der Meinung, dass sowas gar nicht geht und der zurücktreten, die Partei aus der Regierung raus muss.

Das ist ein seriöser, begründeter Standpunkt, den man ohne weiteres einnehmen kann.

Man kann.

Aber man muss nicht. Zumindest nicht so flach.

  1. Gerade in Zeiten von Deep-Fake-Videos sollte man vorsichtig damit werden, sowas gleich als Beweis anzusehen. Wir sind zunehmend an dem Punkt, an dem man sowas fälschen kann.

    Zwar hat er es selbst nicht bestritten, und ist zurückgetreten, worin man eine Bestätigung sehen kann, aber nicht ohne weiteres sollte. Man muss immer im Kopf behalten, dass das zwei Jahre her ist, der sich also womöglich selbst nicht mehr an jedes Detail erinnern kann. Und der irgendwie betrunken war (und wenn man ihn schon in eine Falle lockt, man ihm möglicherweise noch was ins Getränk getan hat, man redet ja auch gern ständig von KO-Tropfen, die willenlos machen und so), sich also auch deshalb womöglich nicht an jedes Detail erinnern kann oder selbst eher das glaubt, was er im Video sieht, als woran er sich erinnert.

    Versteht mich nicht falsch, ich will den in keiner Weise verteidigen oder behaupten, dass das anders war.

    Es passt mir nur nicht, dass man alles, was man auf irgendeinem Video sieht, ohne nachzudenken sofort als Beweis ansieht und für bare Münze nimmt. Ich habe schon so oft Leute erlebt, die im Suff oder in der Situation Dinge gesagt haben, die sie sonst nie sagen würden. Was übrigens einer der Gründe war, warum ich selbst keinen Alkohol trinke und nie damit angefangen habe. Es ist mir schon frühzeitig, vor allem an Klassenkameraden, aufgefallen.

    Oder anders gesagt: Man man denn aus der Brüderle-Dirndl-Affäre so gar nichts gelernt? Oder dem Chemnitz-Video?

  2. Nur mal so rein hypothetisch angenommen: Angenommen, der hätte gesagt, nur 80% stimmten, aber da sei was umgeschnitten oder gefälscht worden.

    Hätte man ihm geglaubt, hätte man es untersucht, oder hätte man ihn ausgelacht?

  3. Mir passt nicht, dass man da nur einen präzise geschnittenen Ausschnitt sieht, obwohl das doch zweifellos länger gedauert hat.

    Ich hätte gerne mal gewusst, was da vorher alles passiert ist und auch nachher. Ob der noch irgendwas anderes gesagt hat, was das anders erscheinen lässt. Oder was die vorher zu ihm gesagt haben. Wenn das eine Falle war, und das war es ja wohl, dann ist wohl kaum davon auszugehen, dass die sich da einfach hingesetzt und drauf gewartet haben, dass er sich da selbst ans Messer liefert. Die werden das ja irgendwie provoziert oder herausgefordert haben. Das hätte ich gerne mal gesehen.

  4. Oder überhaupt mal erfahren, wer das eigentlich ist, wie es dazu kam, wer das Video gedreht hat.

    Ich halte solche Fallen für kein legitimes Mittel der Politik. Besteht eine Verbindung zu einer gegnerischen Partei, gehört die meines Erachtens genauso raus.

  5. Ich finde es überaus dubios, dass man das Video zwei Jahre rumliegen ließ und dann pünktlich zur Europawahl herausholt.

    Das heißt, dass sich da jemand nicht so empört, sondern mit dem Mittel des Kompromatkoffers arbeitet, das stinkt gewaltig nach Erpressung. Egal, wie schlecht man den Typen finden will, es gab da auch Leute im Besitz des Videos, die ihn zwei Jahre lang in der Politik gelassen und auf die lohnende Situation gewartet haben.

    Mich würde interessieren, warum das erst jetzt hochkam, oder ob der damit erpresst wurde.

    Mich würde interessieren, wer da mit Kompromatkoffern arbeitet.

  6. Mich würde auch interessieren, welche Rolle das Fernsehen im Allgemeinen und das ZDF im Besonderen darin spielt. Es geht um diese Bemerkung von Jan Böhmermann, der ja neulich nicht nur in einem Interview ausfällig gegenüber den Österreichern wurde, sondern das Video offenbar schon vorher kannte. Ob er darin irgendwie verwickelt ist oder davon nur Kenntnis hatte, ist offen.

    Aber selbst wenn er davon nur Kenntnis hatte, wirft das ein fragwürdiges Licht. Denn seine Andeutung, die er da abgelassen hat, und die meines Erachtens für den Empfänger unmissverständlich war, würde ich mindestens als Drohung, eher als Erpressung ansehen.

    Nachdem Böhmermann ja auch schon gegen Erdogan ziemlich ausfällig wurde und da auch mit Social-Media-Sperrlisten losgeprescht ist, stellt sich da für mich sehr deutlich die Frage, in welcher Weise das ZDF mit linken Aktivisten verstrickt ist, zumal es ja auch schon einige Szenen gab, in denen Kameraleute mit politisch extremen Bekenntnissen auf den Pullovern rumliefen. Es fällt schon lange nicht nur mir, sondern auch vielen Lesern auf, dass ARD und ZDF im Prinzip eine Dauerwahlwerbesendung für rot-grün sind, und alles, angefangen bei den Nachrichtensendern, über die politischen Magazine, die Nachtjournale, Satiresendungen wie Extra3 oder heute show, die ganzen Kulturmagazine, ein einziges linkes politisches Propagandadauerfeuer sind. Ich bin schon lange der Meinung, dass ARD und ZDF ihre Aufgaben und Zuständigkeiten weit verlassen haben und Propagandasender sind.

    Ich würde gerne wissen, welche Verbindungen es zwischen den Medien im Allgemeinen und ZDF-Böhmermann im Besonderen und diesem Video gibt, und warum Böhmermann da mit dieser Drohung/Andeutung aufgetreten ist.

Was mich an der Sache aber am allermeisten ankotzt:

Die FPÖ dafür hinzuhängen, ist … OK. Man muss nicht, aber kann man machen. Ich halte es nicht für zwingend und einzigmöglich, aber für eine vertretbare und haltbare Auffassung. Ich will das nicht kritisieren, zumal es Sache der Österreicher ist, wie sie damit umgehen. Unmöglich finde ich nur das Auftreten unseres Bundesaußenkaspers Heiko Maas, der die Unverschämtheit besitzt, die Österreicher belehren zu wollen.

Ich hoffe vor allem, dass hinter dieser Falle keine Deutschen sitzen. Denn das hielte ich für völlig inakzeptabel, sich auf diese Weise in die Politik eines fremden Landes einzumischen. Ich finde den Maas ja schon inakzeptabel. Wehe, wenn da deutsches Fernsehen oder deutsche Nachrichtendienste die Finger drin haben.

Nein, was mich vor allem ankotzt:

Alles das, was man der FPÖ jetzt vorwirft, ist bei der SPD doch gängige Praxis:

  • Im Video trat eine als russische Milliardärin auf.

    Bei uns werden unzählige linke Projekte vom Milliardär George Soros finanziert. Warum stört das dann keinen?

  • Im Video ging es darum, die Zeitung Krone (anteilig) aufzukaufen, um sie zu manipulieren.

    Die SPD ist ein Medienkonzern, dem über hundert Zeitungen gehören. Warum stört das keinen?

  • Im Video ging es darum, dass man die Krone dann dirigiert, zugunsten der FPÖ zu schreiben.

    Bei uns schreibt fast die gesamte Presse zugunsten der SPD, weil sie selbst oft Miteigentümer ist oder über die Gewerkschaften und so weiter die Presse steuert.

    Sogar ARD und ZDF sind zu reinen Propagandasendern für SPD-Grüne verkommen. Warum stört das keinen?

  • Man sieht da einen, der auf Ibiza in der Freizeit angesoffen ist.

    Hier in Berlin habe ich im Bundestag schon mitangesehen, wie da ganze Tische mit Sektgläsern zugestellt wurden und die Damen und Herren im Dienst des Volkes saufen. Warum stört das keinen?

Alles das, was in diesem Video vorkommt, kann man potenziert in Deutschland, besonders der SPD, beobachten. Während man es dort zum Riesenskandal hochkocht, sieht man es hier als normal an.

Es sind nicht die Maßstäbe, sondern die doppelten Maßstäbe, die mich so besonders ankotzen.

Dass man eine SPD so ganz anders beurteilt als eine FPÖ.