Hacke-Hacke?
Über abgetrennte Extremitäten, Fake-News und Presseversagen.
*Seufz*
Ich hatte doch erwähnt, dass es in einem Video vom Fall in Stuttgart so aussieht, als habe der final nochmal ausgeholt, um den Kopf abzuschlagen, es aber nicht geschafft, wozu mir einer schrieb, der Kopf wäre noch dran, aber ein ganzer Arm wäre ab. Keine Möglichkeit, das zu verifizieren, so genau sieht man es nicht. Aber die Behörden versuchen ja, die Videos aus dem Netz zu bekommen, damit man nicht so genau weiß, was passiert ist. Und manche Medien wollen ja erst gar nicht berichten.
Was so vom Stand der Informationspolitik gefährlich sein kann.
Denn nun schickt mir einer einen Alarm-Hinweis auf ein nicht gerade seriös wirkendes Alarm-alles-so-schlimm-Video, wonach man in Erfurt gerade einem beide Hände abgehackt wurden, aber zumindest im schnellen Durchlauf bekommt man keinerlei greifbare Informationen, nur solche hektischen Texteinblendungen und einen Sprecher, der ewig von „absoluter Wahnsinn, was hier abgeht” und sowas faselt. Googelt man etwas, dann kommt man auf Meldungen wie diese, oder gleich den Tweet der Polizei Thüringen:
#Stimmungsmache durch Fake-News – seit gestern Abend beschäftigt uns ein #Facebookpost mit einem manipulierten Foto einer verletzten Person, welcher als #FakeNews bezeichnet werden kann.
Der Nutzer versah die Abbildung mit einem Kommentar, um damit Falschinformation zu streuen. pic.twitter.com/mx0kyhY5Jy
— Polizei Thüringen (@Polizei_Thuer) 3. August 2019
❗️Um die Botschaft zu unterstützen wurde das Bild manipuliert, indem man dem am Boden liegenden Opfer die Hände weg retuschierte.
Hier findet ihr die Pressemitteilung zum Vorfall:https://t.co/4ozh1aXG8o
— Polizei Thüringen (@Polizei_Thuer) 3. August 2019
Das Bild von dem Mann, der da blutend und ohne Hände am Boden liegt, sei manipuliert und stamme aus anderer Situation. Ein Mann habe sich bei Auseinandersetzungen nach einem Familienstreit an den Händen an einer Glasscheibe verletzt und deshalb blutend am Boden gelegen, um versorgt zu werden, und irgendwer hat es fotografiert. Und weil der gerade so bildgerecht blutend da lag, habe man dem einfach die Hände wegretuschiert und eine andere Story drumherum gedichtet.
Das ist natürlich übel.
Was aber komischerweise nicht erwähnt wird: Dass das – mir fällt gerade kein besserer Begriff ein, ich nenne es ad hoc und bis auf weiteres mal so – „Opportunity-Fenster” überhaupt geöffnet wurde, ist meines Erachtens eine Folge des Presse- und Medienversagens.
Gerade hatten wir den Fall, dass der getötete Junge vom Frankfurter Bahnhof noch durch die Medien geföhnt wurde, obwohl eine solche Tat, wenn sie denn wirklich aufgrund psychischer Krankheit verübt wurde, zwar schlimm und grausam ist, aber vom Informationsgehalt und politischen Bedeutungswert doch nun sehr begrenzt ist, während man den politisch weitaus heikleren Fall des Schwertmordes von Stuttgart in den öffentlich-rechtlichen Medien nicht gebracht haben, weil „nur regionale Bedeutung”, was schlicht falsch ist. Denn wenn der Kerl schon lange als gewalttätig bekannt war und sich nun herausstellt, dass der unter falscher Identität da und sich nur als syrischer Flüchtling ausgegeben hatte, und es keiner gemerkt oder es keinen gestört hat, dann ist das durchaus von bundes- oder europaweiter und vor allem politischer Bedeutung, das ist wahlrelevant.
Bringt man es trotzdem nicht, obwohl dann über die Regionalmedien und die Social Media letztlich doch jeder davon erfährt, ist das Vertrauen gegenüber den Medien bei Null.
Dann nämlich gerät das Gehirn in den zwar naheliegenden und dreisatzmäßig, aber doch heiklen Denkfehler: Wenn es vor drei Tagen einen schlimmen Hacke-Mord gab, und die Medien nicht darüber berichten, und sie heute wieder nichts berichten, muss es also heute wieder einen gegeben haben.
Das ist das Problem daran: Man wird durch solche Fälle darauf trainiert, dass das Schweigen der Medien mit schlimmen Vorfällen korreliert, und extrapoliert dann aus dem Schweigen leicht, dass wieder etwas passiert ist. Abgehackte Hände und die Medien bringen nichts? Klar, wie in Stuttgart.
Das Misstrauen gegenüber den Medien ist inzwischen so gewaltig, dass die Leute nicht mehr nur nicht glauben, was in den Medien kommt, sondern inzwischen sogar bereitwillig das glauben, was in den Medien nicht kommt.
Und das ist hochgefährlich.
Eigentlich ist das der Grund, warum wir uns einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk für teuer Zwangsgeld leisten, damit genau sowas nicht passiert. Eigentlich wäre eine an deren Aufgaben orientierte Reaktion: Davon kam nichts im Fernsehen, also wird’s wohl nicht passiert sein.
Aber man hat ARD, ZDF, Deutschlandfunk mit politischen Aktivisten, Ideologen, Korrupten, Politoffizieren und Idioten vollgepumpt, und das ist nun das Ergebnis. Völliges Versagen. Deshalb funktioniert’s nicht mehr, ist das Vertrauen so negativ, dass man inzwischen gerne glaubt, was nicht im Fernsehen kommt, schon weil es nicht dort kommt.