Ansichten eines Informatikers

Bevölkerungsaustausch: Presse gegen Presse

Hadmut
5.8.2019 22:32

Einfach mal zwei Zeitungsartikel gegeneinanderlaufen lassen.

Ich hatte das im März schon mal angesprochen, aber hier noch mal aktuell und frisch:

Der Tagesspiegel prognostiziert Mordanschläge wie in El Paso auch für Deutschland: Der rechte Terror ist global – Warum ein Massaker wie in El Paso auch in Deutschland droht und begründet das so:

[Zum Verständnis des Textes: Patrick Crusius ist der Mörder von El Paso, Brenton Tarrant der von Neuseeland, Anders Breivik der von Oslo und der Insel Utoya, David Sonboly der von München]

In rassistischem Wahn schießt ein 21-Jähriger in El Paso um sich. Seine Ideologie ist weit verbreitet. Immer wieder schreiten Rechte zur Tat. Eine Analyse. Frank Jansen […]

Crusius argumentiert nun wie Tarrant, den er auch als Vorbild ansieht. Im Pamphlet des 21-jährigen Attentäters von El Paso steht, er verteidige sein Land gegen den Austausch der Bevölkerung („cultural and ethnic replacement“), den die „Invasion“ von Latinos bringe.

Crusius sieht seinen Angriff als Antwort auf die „Hispanic invasion of Texas“. Tarrants Manifest zum Anschlag auf die Moscheen trägt den Titel „The Great Replacement“. Für den Australier sind die Invasoren vor allem Muslime, die angeblich die einheimische Bevölkerung ersetzen sollen.

Die Behauptung, es sei ein „großer Austausch“ zugunsten von Migranten im Gange, ist eine zentrale Parole der Identitären Bewegung in Deutschland und anderen Ländern. […]

Sonboly verehrte den rechtsextremen Massenmörder Anders Breivik. Der Norweger hatte am 22. Juli 2011 in Oslo eine Autobombe gezündet und auf der nahen Insel Utoya junge Sozialdemokraten erschossen. Auch Breivik hinterließ ein Manifest. Der Rassist wollte die damals in Norwegen regierenden Sozialdemokraten für den Zustrom von Migranten bestrafen. Dass Sonboly am fünften Jahrestag des Massakers von Breivik in München schoss, war offenkundig kein Zufall. […]

Sicherheitskreise warnen, bei Rechtsextremisten, aber auch Rechtspopulisten werde die Zwangsvorstellung stärker, Deutschland sei spätestens seit der so genannte Flüchtlingskrise 2015 in höchster Gefahr, von Migranten geflutet zu werden. Zuwanderer müssten gewaltsam gestoppt und die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft bestraft werden.

Zusammengefasst die Aussage, dass sich als ständiges Motiv die wahnhafte Ansicht wiederhole, dass das Land von Migranten überflutet werde.

Werfen wir nun einen Blick in eine andere Zeitung, die Stuttgarter Nachrichten. Die beten unter Zahl der Einwohner erstmals wieder gesunken schnöde Statistikdaten trocken und emotionslos herunter, ohne Kommentar, ohne Einordnung. Und da heißt es:

Auch die Geburtenziffer liegt bei Frauen mit ausländischem Ausweis höher (1,44 Kinder pro Frau) als bei jenen mit deutschem Pass (1,30). Allerdings hat sich der Abstand der Geburtenziffer beider Gruppen stark verringert. Auf der anderen Seite haben im ersten Halbjahr 1383 Personen mit ausländischem Pass die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Damit lebten Mitte des Jahres insgesamt 157 898 Ausländer in der Stadt, der Anteil dieser Gruppe an der gesamten Bevölkerung ist damit minimal auf 25,7 Prozent angestiegen. Bezieht man alle Personen mit einem sogenannten Migrationshintergrund ein, wie das Statistische Amt dies für die Statistik für 2018 getan hat, kommt man auf einen Anteil von 45 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Dieser Prozentsatz ist laut Stadt seit 2012 stetig gewachsen. Bis zum Jahr 2016 stieg dieser um mehr als drei Prozent. Vor allem bei den Jüngeren ist das so. In der Altersgruppe unter 18 Jahren liegt der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund bei 61 Prozent.

In der Altersgruppe unter 18 Jahren liegt der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund bei 61 Prozent.

Und der wird ja durch die höhere Geburtenrate und den Zuzug immer höher.

Das ist insgesamt nicht neu. Im März hatte ich Das Geschwätz des Mascolo geschrieben, weil Georg Mascolo zum Anschlag in Neuseeland auch schon dieses Geschwätz abgelassen hatte, dass das mit dem Bevölkerungsaustausch „in den dunkelsten Ecken des Internet zusammengezimmert” sei.

Ich habe damals schon beschrieben, dass das auf gar nichts anderes mehr hinauslaufen kann, weil die einheimische Bevölkerung exponentiell abnimmt und die zugewanderte exponentiell zunimmt. Das kann schon mathematisch auf nichts anderes hinauslaufen.

Denn die Frage ist und bleibt: Wo, bei welchem Anteil, so in Prozent als Zahl x ausgedrückt, sollte denn die Grenze sein, bis zu der man noch nicht von einem Bevölkerungsaustausch sprechen könnte? Und wie soll das dann ablaufen, bei deren Erreichen den Leuten mitzuteilen „So, reicht jetzt, ab jetzt keine Kinder mehr kriegen!” oder auf dem Mittelmeer so „Sorry, Grenze ist erreicht, ab jetzt bitte absaufen oder in Libyen bleiben!”.

Ich finde das frappierend.

Jedesmal, wenn es irgendwo kracht, kommen die aus ihren Löchern und töbern, was das doch für absurde Wahnideen wären, von einem Bevölkerungsaustausch zu reden, aber wo die Grenze ist und wie die einzuhalten wäre, sagt da niemand.

Wenn ich morgens zur Arbeit gehe, höre ich unterwegs die Leute in gefühlt-geschätzten 90% Fremdsprachen reden. Dabei oft englisch, aber sehr oft eben auch arabisch, russisch, türkisch und Sprachen, die ich nicht mal erkenne. Gehe ich in den Supermarkt um die Ecke, ist die Mehrheit der Kunden türkisch-arabisch. Hier um die andere Ecke hat in einer Neubauzeile im Erdgeschoss eine Reihe von Läden aufgemacht. Cafe, Burger, Friseur und sowas halt. Schön gemacht, edel, attraktiv, modern. Türkische Geschäfte.

Die Bevölkerungsverdrängung hat längst eingesetzt und ist fortgeschritten, man merkt das besonders am Wohnungsmarkt und auf dem Steuerbescheid. Wohnung abgeben, Geld abgeben, Maul halten, verschwinden. Obwohl die Zahl der Einheimischen sinkt, haben wir plötzlich Wohnungsnot, weil die Zahl der Zuwanderer größer ist als der Wohnungsleerstand, der somit zum Defizit wird. Es ist nicht so, dass wir durch Kapitalismus und hohe Mietpreise bedroht sind, das sind nur Sekundärfolgen. Wohnungen werden durch hohe Mieten ja nicht weniger, eher mehr, weil Leute weniger Zweitwohnungen haben. Der Wohnungsmarkt ist ein „Gebt Wohnungen ab”. Und die Nullzinsen auf Sparguthaben sind „Gebt die Rendite ab”.

Denkt mal über die Presse nach.