Ansichten eines Informatikers

Mobiltelefone

Hadmut
11.8.2019 19:22

Ich wundere mich.

Im ZDF läuft gerade Terra Express, so eine allgemeine Reality-Drama-Aufreger-Sendung, die vom Namen her an Terra X anbinden will.

Jede Menge Gottogott-Dramen, einer ist im Wald verirrt, ein anderer in einer Schlucht mit verletzter Hand gefangen, die dritten stehen beim Wandern auf dem Berg und können bei Wettersturz nicht gerettet werden: Bergrettungsdrama – wie sollen sie nur die Wetterhütte finden, wenn der Rettungshubschrauber nicht starten kann und die Rettungsmannschaft den Aufstieg abbrechen muss?

Und in allen Fällen dreht sich alles um: Das Smartphone.

Der eine hat keinen Empfang, der andere keine Batterie mehr, dann hat doch wieder einer Empfang, kann die 110 rufen, bekommt irgendwie eine Drama-SMS.

Sind die alle bekloppt?

Wie kommen die eigentlich alle darauf, dass ein Mobiltelefon, bei dem man nie weiß, wie lange der Akku hält und welche Sendeleistung erforderlich ist, was die Software so treibt, und ob man Empfang hat, ein für lebensgefährliche Wege taugliches Navigations- und Notruf-Gerät ist?

Ich wundere mich immer wieder, wieviele Leute glauben, dass ihr Handy alles kann und das ewig und immer.

Wie haben die das eigentlich gemacht, bevor es Smartphones gab?

Eigentlich braucht man für solche Wege eine genaue Vorbereitung der Route, für die man sich vorher anschaut, wo die Wetterhütten sind und wie man sie findet, und das heißt, dass man (wetterfeste) Karten und Kompas dabei hat. Das hilft einem im dichten Schneegestöber dann auch nicht mehr viel, weil man damit nicht peilen kann, wenn man nichts mehr sieht.

Dazu gehören dann (mindestens) zwei unabhängige GPS-Geräte, die sonst gar nichts machen und deshalb verlässliche Batterielaufzeiten haben – und die wesentlichen Wegpunkte, Hütten und so weiter im Speicher haben, also nicht erst über Mobilfunknetz und Internet gesucht werden müssen.

Und für Notrufe und Notfallkommunikation gibt es (inzwischen) recht kleine und bezahlbare Satellitennotfallsysteme. Ich weiß zwar nicht, ob die auch bei Schneesturm funktionieren oder ob zuviel Wasser in der Luft die Verbindung blockieren kann, und die können auch nicht Telefonieren, sondern nur so etwas wie SMS.

Die Woche kam irgendwann irgendwo etwas darüber, dass die Bergretter immer öfter Leute mit Stöckelschuhen oder sonstwie untauglicher Ausstattung retten müssen. (Lacht nicht, in Australien steigen erstaunlich viele Leute mit Flip-Flops und Spaghettiträger-Tops auf Berge.)

Ich bin der Meinung, dass eine ganze Menge von Notfalleinsätzen vermieden werden könnten, wenn Leute, die nicht über das Wissen, die Ausrüstung, das Können verfügen oder einfach generell nichts auf einem Berg verloren haben, schlichtweg nicht auf Berge steigen würden.

Bei Piloten, Kapitänen und sonstigen Leuten mit Mindestausbildung ist das eigentlich so üblich, dass die ihre Fahrten/Flüge/Touren vorbereiten und sich überlegen, wo sie für den Notfall Landeplätze, Häfen und so weiter finden und wie weit sie mit ihrem Sprit kommen. Nur von Bergwanderern kommen immer wieder Berichte, dass sie sich verirrt haben oder nicht weiterwissen. Es gibt sogar eigene Serien dazu: Die Bergretter, Medicopter 117 und so weiter.

Stellt Euch mal vor, es gäbe eine Serie „Die Fluglotsen”, die ständig irgendwelche Piloten retten müssten, die sich verirrt haben oder nicht wissen, wo sie hinmüssen, oder vom Wetter überrascht würden oder sowas. Das würde keiner glauben, dass man so viele Bekloppte rumfliegen ließe.

Aber auf Berge lässt man jede Menge Leute steigen, die dann andere, nämlich die Retter oder auch ihre Begleitung, in Lebensgefahr bringen.

Warum wird für Berge oder für gewisse Strecken nicht eine Mindestausrüstung und der Nachweis von Mindestkenntnissen gefordert? Ich habe ja auch den Sportbootführerschein machen müssen, in dem zumindest grundlegende Mindestkenntnisse in der Navigation vermittelt werden, um da in der Gegend rumfahren zu dürfen.

Ich neige übrigens dazu, Berge zu meiden. Ich mache mir nichts aus Bergen und weiß auch gar nicht, was ich da oben soll und warum ich mir die Mühe machen sollte, da rauf zu kommen. Ich hab’s generell mehr mit dem Flachen. Meer, Wüsten und sowas.