Ansichten eines Informatikers

Kurs jetzt nach Südosten?

Hadmut
17.8.2019 11:26

Das verstehe ich jetzt nicht. [Nachtrag 2/ Lösung: Flaute]

Ich hatte ja gestern schon erwähnt, dass Leser fragten, warum die Greta-Rennschüssel auf AIS-Trackern nicht zu sehen ist, und inzwischen noch Zuschriften bekommen, wonach AIS ursprünglich gar nicht für Langstreckenüberwachung, sondern nur zur Kollisionsvermeidung gedacht und deshalb so gebaut war, dass es per Funk nur in der näheren Umgebung zu empfangen war und auf elektronischen Radarbildschirmen sofort mit genauer Position, Kurs, Geschwindigkeit auftaucht und das nicht erst durch Vergleich mehrerer Radarbilder zu errechnen ist. Außerdem Identität.

Ich hatte gestern schon erwähnt, dass aber der Skipper selbst auf seiner Webseite einen Livetracker laufen hat, der auf Karten von Windy.com beruht, die ich bisher nicht kannte, und deren Kartenbild mit den Wind- und anderen Anzeigen wie Luftdruck, Strömung usw. mich ziemlich beeindruckt, muss ich mir mal näher anschauen, wie sie das gemacht haben, um das in gewöhnlichen Browsern so hinzukriegen. Ein Leser schrieb noch, dass es auch bei Windy.com selbst einen Tracker für das Boot gebe, die anscheinend da auch zusammenarbeiten (und womöglich gleich Werbung für Windy machen).

Gestern abend fiel mir dabei auf, dass die da plötzlich so im harten 90°-Winkel nach links abgebogen sind, aber das war völlig plausibel, wenn man die Windkarte dazu sieht, weil deren Reiserichtung genau gegen den Wind lief, sie also gegen den Wind kreuzen mussten. Zickzack eben.

Guck ich aber heute auf die Karten, dann sieht das gerade so aus, als hätten die vorhin nach Südosten abgedreht, also wieder Richtung Europa. Das nun ist nicht mehr durch Kreuzen zu erklären, und da gibt es nach meinen Schnellrecherchen auch kein Land im Weg und keine anderen Schiffe (laut AIS) in unmittelbarer Nähe.

Sieht im Moment gerade so aus, als würden die genau auf das nächsterreichbare Stück Land, in diesem Fall die Nordwestecke von Spanien, zuhalten.

Notfall?

Wetterkapriole?

Abbruch?

Mal sehen.

Nachtrag: Laut Windy haben sie gerade einen Kurs von 139° und eine Geschwindigkeit von 3,5 Knoten. Die Richtung zeigt nach Spanien und nicht nach Amerika, und selbst mit diesem lahmen Schulungsboot auf der ruhigen Ostsee hatten wir mehr als 3,5 Knoten.

Das Schiff ist aber ein Rennboot und soll angeblich bis zu 46 Kilometer pro Stunde, also etwas 25 Knoten fahren können. Die fahren gerade etwas mehr als ein Zehntel ihrer Höchstgeschwindigkeit. Aber sie treiben wohl nicht, denn laut Windy fahren sie gegen die Strömung, machen also Fahrt durch das Wasser, also schon irgendwas mit Wind.

Nachtrag 2: Ein Leser meint gerade, dass sie vielleicht einfach nur die Südströmung (auf den Karten mal den Kartenlayer Currents aktivieren, dann sieht man’s) nach Südamerika ausnutzen wollen. Das wäre eine Idee, aber meines Erachtens wären sie dann direkt nach Süden an Spanien vorbei in diese Strömung gefahren (oder gleich von Spanien aus gestartet) und nicht erst nach Westen, und wären jetzt auch schneller als mit 3,5 Knoten unterwegs.

3,5 Knoten sind etwa 6,5 Stundenkilometer. Jogger sind schneller:

Das günstigste Tempo, um eine bestimmte Strecke zurückzulegen, beträgt einer aktuellen Studie zufolge bei Männern im Durchschnitt 13,3 Kilometer pro Stunde (km/h) bzw. 4,5 Minuten pro Kilometer, bei Frauen 10,4 km/h (5,8 min/km).

Amerikanische Wissenschaftler haben den Energieverbrauch von Läufern bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten untersucht. Demnach ist vor allem besonders langsames Joggen energetisch besonders ungünstig: So steigt beispielsweise der Energieverbrauch bei langsamem Tempo von rund 7 km/h um fast 20%.

Wäre für die heilige Greta doch schneller gewesen, über das Wasser zu gehen.

Lösung: Inzwischen (vorhin war der noch nicht da) ist ein Tweet auf der Karte aufgetaucht: