Teleprompter
Mal was technisches.
Und damit mich jetzt keiner abmahnt, schreib ich vorsorglich mal WERBUNG drüber. Obwohl’s im eigentlichen Sinne keine ist.
Einige Leute schrieben mir heute, dass es ihnen viel lieber wäre, wenn ich schreibe, als wenn ich Videos mache, weil sie lieber lesen, und mit Suchmachinen suchen und per copy paste zitieren und so weiter, während ihnen das Anschauen von Videos schwer falle. Meine Leser könnten alle gut lesen.
Eben. Das ist der Punkt. Meine Leser können das.
Da draußen gibt es aber noch viele Leute, die das schriftlich nicht mehr kapieren. Ich habe es oft beschrieben, dass die Wahrnehmung hin zu Hieroglyphen und Videos geht, dass wir das Lesen verlernen.
Umgekehrt merke ich, dass ich das Videomachen auch erst lernen und den ein oder anderen Fehler mal machen muss. Am Wochenende habe ich einen gemacht, aber beim Schneiden gemerkt, dass a) zu lang und b) immer wieder den Fehler, den Blick abzuwenden, nach unten oder auf den Monitor zu schauen, der von mir aus gesehen rechts neben der Kamera hängt. Geht halt nicht ohne optische Gedankenhilfe oder eben zu zitierende Texte beim Lesen. Sieht aber eben komisch aus, wenn der da im Video an der Kamera vorbeiguckt. Gefahr, dass die Aufmerksamkeit deshalb abreißt, weil Leute ja auch sonst ein Gespräch nicht mehr für aktiv halten, wenn sie dabei nicht angesehen werden.
Das Mittel dazu ist ein Teleprompter. Teleprompter funktionieren, indem vor dem Kameraobjektiv eine Glasscheibe im Winkel von 45° nach vorne gekippt steht, durch die die Kamera durchfilmt (weshalb die Scheibe sauber und optisch einwandfrei sein muss), während sich aus Blickrichtung dessen, der von vorne reinguckt, ein Monitor in der Scheibe spiegelt, der um 90° gedreht (also Bild nach oben) unter der Kamera hängt. Man kann deshalb den Text sehen, obwohl man genau in die Kamera guckt. Standard-Technik. Beim Tag der offenen Tür im ARD-Studio in Berlin durfte ich mal vom Sprecherplatz eines Nachrichtensprechers deren Teleprompter ausprobieren.
Ich habe mir sogar mal einen gekauft, Data Video TP-500, war nicht ganz billig, aber der einzig bezahlbare, den ich gefunden habe, habe ihn bislang aber nicht eingesetzt und bin auch nicht zufrieden. Schon beim Auspacken war was kaputt, musste ich einschicken, und die Scheibe (leicht verspiegelt, damit man das Display besser sehen kann) ist fleckig, die Verspiegelung nicht so doll. Die Kamera sieht das zwar vermutlich nicht, aber es gefällt mir nicht. Außerdem passte der nicht an die Kamera, weil die Bodenplatte ein 1/4″ Gewinde hat, die Kamera aber 3/8″ und für diese winzigen Adapterschräubchen zu sperrig. Also habe ich mir beim Hersteller eine zweite Bodenplatte bestellt und die mit dem Akku-Schrauber mangels Bohrständer frei Hand bohren wollte, der sich dann aber im schon bestehenden 1/4-Gewinde verkantet hat, mit dem Ergebnis, dass ich es vermurkst habe und es aussieht wie Sau, und mir dazu noch mit dem Bohr deftig in die Hand geschnitten hatte, funktioniert aber trotzdem.
Die Dinger sind normalerweise sauteuer, weil da Elektronik, Steuerung, Software, der ganze Montage-Kram mit dranhängt, in Profi-Technik. Das Ding, das ich da gekauft hatte, war deshalb deutlich billiger, weil der gar keine Elektronik und keinen Monitor und schon gar keine Software hat, sondern nur die Scheibe und die Halterung, in die man einen Tablet-Computer der Größe iPad stecken muss. Zufällig gab’s damals bei Aldi gerade billige Tablets im bei iPad üblichen aber bei Android seltenen 4:3-Format, weshalb ich da an ein passendes Gerät gekommen bin, aber auch damit nicht glücklich geworden. Es gibt zwar einige Apps dafür (nicht alle hatten kapiert, dass sie dazu das Bild spiegelverkehrt anzeigen müssen), aber keine, mit der ich wirklich klarkäme, weil immer erst mal das Problem besteht, wie man den Text auf das Tablet bekommt und wie man dann den Fluss steuert. Irgendwie grottig.
Inzwischen bin ich auf eine bessere Idee gekommen, die ich aber noch nicht umgesetzt habe. Beim China-Mann bekommt man inzwischen für zweistelliges Geld kleine flache leichte LCD-Monitore, und wenn ich einen finde, der da reinpasst, und einfach einen HDMI-Eingang hat, hänge ich einen Raspberry Pi dran und kann das dann einfacher machen und mal selbst was skripten, als wenn ich da erst eine Android-App selbst machen muss.
Nein, kann ich nicht, wo kämen wir hin, wenn ich für jeden Werbung machte, der mir eine Mail schickt. Es sei denn freilich, es wäre genau das, was ich gerade brauche.
Wobei das jetzt eigentlich nicht genau das ist, was ich eigentlich gesucht habe, weil der zwar wohl ordentlich aus Alu gebaut ist, aber dafür klein und tragbar, für ein Handy gedacht. Für unterwegs. Was für mich jetzt weder das Problem löst, wie ich die Texte schnell und einfach auf Android bekomme, wahrscheinlich muss ich einen Webserver als Ablage zwischenlegen, und wie ich den Fluss steuere. Ich denke mal drüber nach.
Mir geht dabei ein Gedanke durch den Kopf.
Man könnte mit einem kleinen Akku und einem ESP8266 (ESP-01 board oder sowas) einfach ein Poti oder einen Drehgeber anschließen, und damit einen winzig kleinen Fernbedienungssender bauen, der per WLAN das Handy steuert. Wenn’s ein Handy ist, könnte man das auch per Bluetooth machen und vielleicht einfach eine Tastatur simulieren. Und dann das Ding einfach am Tisch befestigen, um unauffällig drehen zu können. Oder mit einem Pedal.
Allerdings muss ich mir dann auch überlegen, ob ich das überhaupt will, fertige Texte abzulesen. Ich rede lieber frei, was mir gerade einfällt. Trotzdem wäre es sinnvoll und erleichternd, wenn man das, was gerade als Hintergrundbild mit Text für Zuschauer sichtbar ist, nicht nur neben der Kamera, sondern direkt im Objektiv zu sehen wäre.
Muss ich mal drüber nachdenken.