Lobotomie
Oder: Ein Friseurtermin.
Fleischhauer schlägt auf Sascha Lobo, Sterbeberater der SPD, ein.
In jedem Fall gehört Lobo zu den Menschen, die einträglich davon leben, anderen zu erklären, warum sie nichts vom Netz verstehen.
Die Deutung des Digitalen ist ein prosperierender Geschäftszweig. Um auf diesem Feld als Experte zu gelten, muss man nicht einmal im Gelobten Land gewesen sein oder mit einer entsprechenden Firma Erfolg gehabt haben. Es reicht, dass man jemanden kennt, der mal im Silicon Valley war. Was einem an Originalität fehlt, macht man mit Pathos wett. Im Kreis der Kolumnisten bei Spiegel Online haben wir uns an trüben Tagen gerne mit verteilten Rollen Lobo-Kolumnen vorgelesen, womit regelmäßig für Heiterkeit gesorgt war.
Tja, das liegt halt einfach an der Inokmpetenzaffinität Linker. Man hat seit dem Feminismus so einen regelrechten Dummenkult erreichtet und erfreut sich seither zutiefst am Oberflächlichsten, aber Emotionalen. Lobo schafft es dabei, durch seine seltsame affige Rhetorik und Sprechweise den Eindruck einer Sachkunde zu vermitteln, während das, was er sagt, keine Sachkunde vermittelt. Dünnschiss, der aber Linken gerade deshalb so gefällt. Und sein ständiges Rhetorikmittel ist, von fehlendem Inhalt abzulenken, indem er über andere herzieht und link-marxistisch-geisteswissenschaftlichen Stil schwadroniert, diagnostiziert, pathologisiert, Leute zu Rechten und sowas erklärt, die etwas anders machen und sehen, als er will, und rettet sich damit dann auch über die Runden, weil er sachlich eigentlich nichts Substanzielles zu sagen hat. Ein Schwätzer eben. Aber einer, der aus dem linken Lager dafür mit ziemlich viel Geld versorgt werde, hörte man so.
Ich gebe zu, ich habe nie ganz verstanden, weshalb selbst gestandene Manager sich die Welt von einem Mann erklären lassen, der seinen Morgen damit verbringt, seine Haare in die Form eines Besens zu toupieren. Wer als über 40-Jähriger so tun muss, als sei er die jüngere Ausgabe von Rezo, hat die Kontrolle über sein Leben verloren, würde ich sagen.
Das eine hängt mit dem anderen zusammen.
Es ist inzwischen so generelle Sitte geworden, sich die Welt von den Dummen erklären zu lassen, das Vehikel des Feminismus und der Frauenförderung. Man musste die „Quereinsteigerinnen” auf die Podien und dort reden lassen, und so hat sich das Diktat der Oberflächlichkeit etablieren können.
Bei Lobo kommt noch der parasoziale Effekt hinzu, den ich schon oft anhand der Nachrichtensprecher erwähnt habe. Er hat es über linke Netzwerke geschafft, sehr häufig irgendwo aufzutauchen, in Kolumnen, in Talkshows, bei der SPD, bei den Grünen und so weiter. Er ist „bekannt”. Dazu ist der Hahnenkamm (oder eher der einer Henne) zwar lächerlich, aber nicht so dumm, wie Fleischhauer meint. Lobo hat nämlich kein publizitätstaugliches Gesicht, eigentlich sieht der ziemlich … naja aus. Davon lenkt er ab und baut sich ein Wiedererkennungssymbol, eine Marke auf den Kopf. Und schon löst er durch den Wiederkennungswert den parasozialen Effekt aus.
Was aber nicht nur nichts daran ändert, dass er ein Täuscher ist, sondern auch zeigt, wie er es macht. Im Prinzip ein Zirkusclown, der sich so schminkt, damit die Kinder schon lachen, wenn er reinkommt, auch wenn er eigentlich gar nicht lustig ist.
Lobos Paraderolle ist die des unerschrockenen Freiheitskämpfers. Wann immer ein Politiker auf die Idee kommt, Regeln zu fordern, um das Netz zu einem zivileren Platz zu machen, steigt der Mann mit dem gefärbten Besenhaar auf die Barrikade und ruft: „Zensur!“ Gleichzeitig ist Lobo unter den Ersten, wenn es darum geht, die Verrohung von Umgangsformen im Netz zu beklagen. Das ist ein interessanter Widerspruch. Wenn Sie mich fragen, führt genau diese Doppelmoral zum Kern des Problems.
Nein. Lobo ist ein gewöhnlicher Linker, und die sind alle so doppelmoralig, doppelmaßstäbig, selbstwidersprüchlich. Lobo schimpft ja auch immer wieder auf Filterblasen und Echokammern, blockt aber auf Twitter selbst alles, was ihm nicht untertan ist und folgt. Man muss sehr dumm sein, um auf so einen reinzufallen. Aber davon gibt es viele, und viele derer bestimmen über viel Geld.
Die Frage ist nicht, warum sich die Leute von einem mit einem roten Besen auf den Kopf einen erzählen lassen.
Die Frage ist, warum sie sich noch einen von einem erzählen lassen, der regelmäßig per Kolumne so einen Mist schwätzt und Martin Schulz mit seinem Digitalcharta-Schwachsinn in den Untergang beraten hat.
Und die eigentliche Frage ist, warum sich Unternehmen solche Manager leisten.
Denn wie so oft ist nicht eigentlich der der Dumme, der andere Dumme anführt und an ihnen verdient, sondern die richtig Dummen sind die, die dem Dummen folgen.