Über den seltsam subtilen Unterschied zwischen einem Nobelpreis und einem Marathon
Es sind nicht die Maßstäbe, die mich so besonders ankotzen. Es sind die doppelten Maßstäbe.
Wenn der Nobelpreis an weiße Männer vergeben wird, dann ist das Gender-Geschrei groß:
Ready for the #NobelPrize announcements?
The underrepresentation of female Nobel laureates over the years is just another indicator of the slow progress on gender equality and why we need #GenerationEquality. pic.twitter.com/kIwn9o2NAa
— UN Women (@UN_Women) October 6, 2019
It’s exactly what I said: the #NobelPrize hasn’t arrived in the 21st century.
The question is: What is the purpose and value of a prize that honours old men for research done decades ago? https://t.co/BisyrA2eFq
— Ronny Patz (@ronpatz) October 9, 2019
This, again, is for research done decades ago so it’s not exactly surprising.
It shouldn’t be ignored or sneered at just because of historical gender imbalance in science.
In decades to come Nobels will be more evenly awarded as research done now becomes less male dominated.— αmαи∂α ṧтᎥƚтʐ (@AJS71) October 9, 2019
Gibt auch Leute, die sich über die Hautfarben beschweren.
Niemand beschwert sich allerdings darüber, dass die Marathons seit Jahren nur noch von Afrikanern gewonnen werden. Ein Leser schreibt, dass es ganz häufig Ostafrikaner seien. Während die Sprints, vor allem 100 Meter, von Westafrikanern und ihren Nachfahren dominiert werden.
Warum?
Ja, nicht aus rassistischen Gründen, sondern schlicht weil sie im Wettbewerb am schnellsten gerannt sind. Und wenn sie immer am schnellsten rennen, dann ist das eben auch richtig so, dass sie immer gewinnen.
Es beschwert sich aber niemand darüber, dass die Ergebnisse und Weltrekorde nicht „divers” sind. Es gibt keine Vorschrift, dass nach zwei Schwarzen nur ein Weißer und dann nur ein Chinese oder Inder Marathonweltmeister werden kann. Und auch niemand fordert sie.
Mir wäre auch nicht bekannt, dass die Zeitmesseinrichtungen der Marathonläufe als rassistisch abgelehnt würden, weil sie nachweislich für schwarze Läufer bessere Zeiten anzeigen als für weiße oder gar japanische. Es kam noch niemand, der gefordert hat, dass die Stoppuhren für schwarze und weiße Läufer oder etwa Männer und Frauen gleichwertige Zeiten anzeigen müssten.
Auch die Forderung der gleichen Medaille für gleiche Wegstrecken hat noch keiner erhoben. Oder dass jeder individuell unterschiedliche Wegstrecken bekommt, damit alle gleichzeitig ankommen und als gleich schnell gelten.
Und den Marathonverband hat auch noch keiner als rassistisch beschimpft und dessen Rücktritt gefordert.
Warum?
Der „Diversität” wegen. Siehe etwa den SPIEGEL:
@Hadmut @genderama @allesevolution
Ok.. Spiegel Bashing ist wie einem Kleinkind den Schnuller zu stehlen..Aber lesen die ihre eigen Artikel zur Kontrolle durch? pic.twitter.com/f6zmcW9FTL
— bizarro31415 (@bizarro31415) October 11, 2019
Wenn in der NBA drei von vier Spielern schwarz sind, dann ist das schon ganz dolle divers. Aus Journalistensicht.
Deshalb ist der Marathon divers, der Nobelpreis aber nicht.
Es sind nicht die Maßstäbe, die mich so besonders ankotzen. Es sind die doppelten Maßstäbe.