Die ZEIT stinkt
Zum Verfall des „Journalismus” und der Hygiene.
Ich hatte es doch gerade davon, dass Hygiene als ausgrenzende Männer- und Rassistenerfindung gesehen wird. Und nun das:
Mag sein, dass der durchschnittliche Patriarchenkörper einmal täglich morgens abgespült werden muss, um erträglich zu riechen. Manchen Frauen reicht es aber vollkommen, nur alle zwei Tage zu duschen – oder eben zu baden wie Autorin @frolleinmayr. https://t.co/Oy38Wao2DZ
— ZEIT ONLINE (@zeitonline) October 5, 2019
Ich habe lange geglaubt, dass jeder normale Mensch täglich morgens duschen sollte und dass alle das so machen. Bei einer kleinen Umfrage in meinem Freundeskreis konnte ich allerdings herausfinden, dass sie sich gegenseitig belügen. Vor allem die Frauen, die ich kenne, duschen nicht täglich – weil sie es gar nicht müssen. Aber sie verschweigen das, weil sie denken, sie wären die Einzigen.
Das liegt daran, dass unsere Welt von alten, dicken Männern regiert wird – und von deren Hygienestandards. Mag sein, dass der durchschnittliche Patriarchenkörper einmal täglich morgens abgespült werden muss, um erträglich zu riechen. Manchen Frauen reicht es aber vollkommen, nur alle zwei Tage zu duschen – oder eben zu baden, weil das nämlich schöner ist. Dermatologen sitzen seit Jahren in Frühstücksfernsehsendungen und erzählen, dass es sogar schädlich ist, sich jeden Tag komplett mit Seife zu waschen: Es macht die Haut trocken und die Haare spröde.
Ich dusche mich seit Eintreten der Pubertät jeden Morgen. Ausnahmslos (außer wenn es nach Operationen nicht ging, die Dusche ausgefallen war oder ich gerade in einem Flugzeug saß, selbst das hole ich dann oft am Flughafen nach), manchmal ein zweites Mal am Abend.
Ich will ja nicht prahlen, aber ich habe nun mal einen kompromisslos auf Kampf und Überleben optimierten männlichen High-Tech-Körper mit wüstentauglichem Hochleistungskühlsystem, und meine hocheffizienten Spezialschweißdrüsen … naja, ich stinke, wenn ich nicht dusche. Drum tue ich es. Auch weil’s mir danach einfach besser geht, ohne Dusche fühle ich mich nicht wohl.
Ich käme überhaupt nie auf die Idee, Frühstück im Bett zu veranstalten. Finde ich widerlich. Ich käme auch nicht auf die Idee, mich ungeduscht, ungewaschen an den Frühstückstisch zu setzen.
Aber die Präferenzen sind da verschieden. Was ich zu einem gewissen Teil noch einsehe, weil mit der Haarlänge zusammehängend. Ich lasse mir die Haare beim Friseur auf 8mm schneiden, ungefähr alle 2 Monate. Was bedeutet, dass meine Haarsubstanz auch nicht älter als etwa 2-3 Monate wird, und es deshalb ziemlich schnurz ist, womit ich mich einseife. Ich brauche keine teuren Pflegeprodukte, das Shampoo vom Discounter für 80 Cent reicht für meine Zwecke völlig, und auf Reisen kommt es immer wieder mal vor, dass ich nur ein kleines Reise-Stückchen Seife dabei habe und mir damit auch die Haare wasche. Das ist für die Haare ganz schrecklich, bei mir aber völlig egal. Die müssen nicht halten. Föhnen gibt es bei mir gar nicht, einmal mit dem Handtuch über den Kopf reicht völlig. Insofern habe ich schon gewisses Verständnis, dass Leute mit großer Haarmähne den Aufwand nicht täglich treiben wollen, zumal es Leute gibt, die da schon ein bis zwei Stunden mit Haarpflege beschäftigt sind. Der Rest stinkt aber trotzdem.
Es ist auch nicht so, dass Männer stinken und Frauen nicht. Männer haben ein penetranteres Büffelaroma, aber man sollte bedenken, dass die Damen Parfüm tragen und das Parfüm eine französische Erfindung ist, um den Gestank zu übertünchen, weil die damals waschen für gesundheitsschädlich hielten.
Was mich an eine Frau (Deutsche) erinnert, die mal in einer Reisegruppe mit dabei war und die auch bei 40° nicht daran dachte, sich zu duschen, wie vor allem die anderen Frauen, die sich mit ihr die Zimmer teilten, zu berichten wussten. Stattdessen sprühte sie Unmengen an Deo außen auf ihren Pullover. Pullover. Ja.
Generell fällt mir auf, dass so im öffentlichen Personennahverkehr oder auch im Supermarkt schon deutlich mehr Männer durch eine strenge Schweißnote auffallen, aber das sind in der Regel solche Leute, denen man ansieht, dass sie den Tag über körperlich gearbeitet haben, ihre Arbeitskleidung noch anhaben und auf dem Heimweg sind. Auch die (in Berlin leider nicht so) kleine, aber umso auffälligere Gruppe von Menschen, die ganz erbärmlich und würgreizend stinken, weil sie sich zweifelsohne seit Wochen nicht mehr gewaschen haben, sind allermeistens männlich. Ob sie nicht können oder nicht wollen, bleibt offen.
Aber die Gruppe von Menschen, die ihren Geruch zu übertünchen sucht, indem sie sich noch zusätzlich künstlichen Geruch überleeren, und das nicht selten so, dass einem die Augen tränen, das sind in aller Regel Frauen. Und die, die ihren Körpergestank bei großer Hitze durch hektisches Fächern dem nächstbesten ins Gesicht wedeln, das sind auch fast immer Frauen. Da kennen die nicht die geringste Rücksichtnahme, und bilden sich noch oft ein, sie würden gut riechen. Wenn man was sagt, sind sie noch beleidigt und haben kein Verständnis dafür, dass ein Mann etwas dagegen haben könnte, den Schweißgeruch einer Frau ins Gesicht gewedelt zu bekommen. Gab auch schon Diskussionen, wie man da etwas dagegen haben könnte. Einer habe ich auch mal ziemlich laut und deutlich sagen müssen, dass sie stinkt, und damit (mit dem Wedeln) aufhören soll, zumindest in meine Richtung. Da wollte sie ausrasten, bekam aber eine Spontankrise, als andere Leute ihr sagten, dass sie wirklich stinkt. Da fehlt’s irgendwie auch an der Selbstwahrnehmung. Männer wissen zumindest, dass sie nicht gut riechen, und wir lernen (oder sollten es) als Kinder oder spätestens Pubertierende, wo es besonders stinkt und wo man sich reinigen muss und wie und wann.
Ich war mal so nach dem Abi in Ferienlagern als Jugendbetreuer dabei. Da stellten wir fest, dass es doch einige Kinder gab, die nie gelernt hatten, sich zu waschen, und täglich frische Wäsche anzuziehen. Wir hatten einen, der hatte von Mutti einen ganzen Koffer mit ausreichend frischer Wäsche dabei, den Koffer aber nie geöffnet und immer dasselbe an, bis es auffiel. Deshalb haben wir den Kindern das frontal beigebracht. Die Frauen sind mit den Mädels, und die Männer mit den Jungs in die großen Sammelduschen gegangen, und da wurde das Thema dann ohne Rücksichtung und ohne Hemmungen mit allen (damit keiner einzeln rausgestellt wird) die Körperpflege doziert, geübt, geprüft, keine Ritze, keine Falte ausgelassen.
Und Männer mussten früher noch zur Bundeswehr. Auf der Bude mit 9 Leuten. Stinken wurde da nicht geduldet. Wer sich da nicht gewaschen hat, bekam das ziemlich derb zu spüren. Eine Schule, die vielen Frauen schlicht fehlte.
Eine Menge Frauen wurde dazu erzogen, sich bedeckt und geschlossen zu halten, einschlägige Territorien nur ja niemals dem Tageslicht oder dem Sauerstoff auszusetzen. Von diesem Kulturschaden haben sie sich nie wieder erholt. Sonst würden sie nicht über man-spreading schimpfen. Der Mann als solcher bevorzugt die Belüftung des Hobby-Kellers.
Vor einiger Zeit kam ein seltsamer Film über ein Orang-Utan-Reservat irgendwo auf der Welt, in dem diese halb-wild leben. Sie leben schon im Wald, werden aber von Menschen geschult und trainiert und medizinisch versorgt. Und schauen sich seltsame Dinge von Menschen ab. Es gibt einen, der einen eigenen Fuchsschwanz hat und leidenschaftlich gerne Holz zersägt. Und es gibt welche, die sich jeden Morgen ihr Stück Kernseife abholen und sich im Fluss gründlich mit Seife waschen, das Fell richtig einseifen und ausspülen. Jeden Tag. Sie hatten mal einen Menschen dabei beobachtet und das gelernt, aber betreiben es nicht als reine Nachahmung, sondern freuen sich über ihr weiches, sauberes Fell, was sie vom Menschen nicht abgeguckt haben können.
Aber dass jetzt ausgerechnet der „Journalismus” oder was von diesem übrig blieb, gegen die Körperhygiene hetzt, weil ihresgleichen in stinkaffinen Kreisen verkehrt, finde ich beachtlich. Und vor allem diese Aussage finde ich bedenklich:
Und das ist nicht einmal so umweltfreundlich, wie man immer sagt: Wer zehn Minuten duscht, verbraucht dabei fast so viele Liter Wasser wie bei einem Vollbad.
Wie bitte!?
Wenn ich Benzin verbrauche, ist es hinterher weg. Dann ist es kein Benzin mehr.
Wenn ich ein Stück Butter verbrauche, ist es hinterher auch weg.
Aber wenn ich dusche, dann habe ich doch das Wasser nicht „verbraucht”. Ist doch noch alles da. Und im biologisch-ökologischen Sinne auch nicht schlechter.
Was läuft da für ein Dachschaden ab?
Wieder mal Einstimmung auf die sozialistische Mangelwirtschaft?
Gewöhnt Euch dran, Euch nur noch zwei oder dreimal die Woche zu waschen, wie im Knast?
Oder ist es einfach nur ein journalistisch-linkes Credo: Ich stinke, und das ist gut so?