Ansichten eines Informatikers

Uluru

Hadmut
25.10.2019 19:40

Letzter Tag des Aufstiegs.

Geht gerade (oder seit Tagen) durch die Nachrichten, in Australien ist nun das Besteigen des Uluru/Ayers Rock offiziell verboten.

Ich war 2000 dort, stand davor und bin nicht hoch. Mein offizieller edler Grund: Es stand ein Schild davor, auf dem es nicht verboten wurde, aber man von dem Stamm, dem er gehört, in freundlichen Worten einfach gebeten wurde, ihn nicht zu besteigen.

Ich dachte mir, naja, wenn man hier in einem fremden Land zu Besuch und als Gast ist, dann sollte man sich eben auch dran halten, wenn einen der Gastgeber um etwas bittet.

Andere sind in enormen Mengen hoch. Allerdings auch erst später, ein weiterer Grund war nämlich, dass die Tür zu war. Da ist so ein Tor davor. Und weil dieser Felsen (wie viele in Australien) nicht nur seine Farbe in Temperatur und Feuchtigkeit ändert (immer irgendwo zwischen braun und rot), sondern wohl hygroskopisch ist (dazu gibt es einiges in Australien zu lernen und zu beobachten, es gibt sogar Bakterien, die sich daran angepasst haben), wird das Ding bei manchen Wetterzuständen richtig glitschig. [Nachtrag: Eine Stunde später wurde die Tür geöffnet, nachdem der Uluru in der Sonne getrocknet war.]

Der dritte Grund war, dass ich zu faul war. Da geht es nämlich ziemlich steil rauf, blanker Felsen, und eine wie ein Geländer hochgezogene Kette, an der man sich entlangzieht. Das fand ich auch nicht so attraktiv. Und es gibt dort keinen Schatten, aber den hitzereflektierenden Fels. Das kann richtig übel werden, da kann man auch nicht so einfach wieder runter. Ich fand das viel interessanter, um das Ding herumzulaufen, da gibt es nämlich einen wunderbaren, angenehmen Spazierweg außenrum, Schwierigkeitsgrad etwa Null, weil ebener Boden, und auch da ist man eine Weile unterwegs. Es ist übrigens auch nicht der größte Felsen Australiens. Uluru hat übrigens auch eine spektakulärere Seite, die aber als heilig gilt und deshalb nicht fotografiert werden soll, weshalb man meist nur Bilder der bekannten Seite sieht.

Für die Aussicht habe ich dann einen Fundflug über Uluru und Olgas gemacht.

Was sie mir da aber damals auch sagten:

Das besteigen des Uluru ist nicht das religiöse Problem. Das an sich wäre in Ordnung, das Problem sei etwas komplexer und man stellt es vereinfacht dar, weil sie Leute es sonst nicht akzeptieren würden.

Das Problem sei, wenn es Unfälle oder gar Todesfälle gibt. Das wäre religiös ein Riesenproblem und dürfe nicht passieren. Weil es aber dort so viele Todesfälle gibt, und Touristen so uneinsichtig sind und sich blöd verhalten, mögen sie das alles nicht. Wer nicht hochsteigt, kann auch nicht oben sterben oder runterstürzen. Und dann kommt das Müllproblem dazu, die Verschmutzung geht religiös auch nicht.

Beachtlicherweise halten sich erstaunlich wenige Leute an eine freundliche Bitte des Eigentümers.

Alle, die man auf den Fotos sieht, und das sind ja endlose Karawanen, setzen sich über diese Bitte hinweg.

Man kann sich jetzt natürlich drüber streiten, ob da welche sagen können, das ist unser Berg, und haben glauben an etwas und deshalb dürft Ihr nicht … aber genau deshalb hatten die Aborigines es bisher ja nicht verboten. Es war eine Bitte.

Es ist halt immer die Frage, wie man sich verhält, wenn man in ein fremdes Land kommt, ob man die Sitten und Gebräuche der Eingesessenen berücksichtigt und beachtet, oder ob man sich mit „Hoppla, jetzt komm’ ich” über die Kultur hinwegsetzt und sich benimmt wie die Axt im Wald.

Erstaunlicherweise gibt es da wieder Doppelsprech. Dieselben Leute meinen, man müsse einerseits die Kultur der Aborigines respektieren, weil sie vorher da waren, aber gleichzeitig auch die der Neuankömmlinge, weil man „weltoffen” sein will.

Dass sich das widerspricht merken sie nicht so.