Ansichten eines Informatikers

Das Gegenteil von Berlin – wie man Wohnungspreise senkt

Hadmut
28.10.2019 21:35

Die Berliner glauben ja gerade, dass man die Wohnungspreise senkt, indem man Bauherren und Investoren verprellt und enteignet und die Wohnungen im Kreis herumkauft.

Schauen wir mal auf das genaue Gegenteil von Berlin.

Dubai.

Dubai müsste eigentlich die Partnerstadt von Berlin sein, weil Dubai praktisch das exakte Gegenteil von Berlin ist fast jedem einzelnen Detail ist. Die U-Bahn ist sauber, sie haben einen riesigen, voll funktionierenden Flughafen, und Leute kommen nach Dubai, um dort zu arbeiten. Wie Materie und Antimaterie.

Ich will mal zwei alte Blog-Artikel von mir rauskramen, den und den. Einen von der Hinreise nach Neuseeland im vergangenen November, und einen von der Rückreise, ich hatte ja jedesmal in Dubai Zwischenstop eingelegt.

In beiden Blogartikeln ging es um Immobilienpreise. Auf dem Hinweg hatte man in einem Einkaufszentrum versucht, mir Immobilien anzudrehen. Eine 100-Quadratmeter-Wohnung für 100.000 Euro mit Schummelprospekt, und ein Millionärshausboot für 4 Millionen Euro mit Unterwasser-Wohnzimmer, und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ein fest angebundenes Hausboot eigentlich eine Immobilie ist und ob man das mal abreißt oder abwrackt. Und ob Diebe oder Piraten einem das ganze Haus klauen können. Ich fand das beachtlich, dass man in Einkaufszentren nicht nur Schmuck, teure Uhren und Ferraris, sondern auch Immobilien angedreht bekommt. Auf solchen Ständen, die in der Mitte der Gänge der Shopping Malls stehen, so wie die, an denen man hier bei uns Sonnenbrillen und Nagellack verkauft. Ich hatte da schon das Gefühl, dass die da Dumme suchen.

Man erzählt sich nämlich auch, dass das da mit dem Burj Khalifa (höchstes Gebäude der Welt) auch nicht so doll läuft, wie das Ding aussieht. Unten sei es noch OK, wo da die Hotels und Restaurants sitzen, und auch ganz oben, wo es ein paar Reiche gibt, aber so mittendrin ist das wohl viel Schund. Neulich hieß es mal irgendwo, keine Ahnung, ob das wahr ist, dass viele Leute ihre Miete oder Nebenkosten nicht mehr zahlen würden, wollten, könnten, und die Hausverwaltung als Druckmittel die Fahrstühle abgestellt hat. Ein abgeschalteter Fahrstuhl ist ein ziemliches Druckmittel auf Leute so im hundertsten Stockwerk.

Auf dem Rückweg hatte ich in den kostenlosen Zeitungen im Hotel einen Bericht gefunden, wonach die Grundstückspreise dort innerhalb von 10 Jahren von 2008 auf 2018 auf die Hälfte gefallen sind.

FOCUS hatte heute einen Artikel der das Immobilienproblem in Dubai näher beleuchtet: Sie haben einen rapiden Preisverfall, weil sie einfach zuviel gebaut haben.

Immer neue Wohnblöcke und Wolkenkratzer schießen in Dubai aus dem Boden. Alleine, wohnen will darin längst kaum einer mehr. […]

30.000 neue Wohnungen entstehen dieses Jahr in Dubai. Vergangenes Jahr waren es 22.000. Meistens sind es Villen, die aus dem Boden wachsen. Das Emirat könnte allein damit um mehr als 100.000 Einwohner und/oder Touristen wachsen.

Doch so viel Nachfrage nach neuen Immobilien gibt es in der Wüste längst nicht mehr. Die Preise für Immobilien sind seit dem Sommer 2018 um rund 24 Prozent gefallen, was nur den Trend verstärkte, der schon seit Jahren herrscht. Das in den Emiraten ansässige Unternehmen Cavendish Maxwell hat in seinem diesjährigen Marktbericht ausgerechnet, dass ein Haus in Dubai aktuell im Schnitt weniger kostet als 2010, ein Jahr nach der Finanzkrise, die die Preise in den Keller fallen ließ.

Der Grund für den Preisverfall ist schnell gefunden: Es wird einfach zu viel gebaut. In der Erwartung steigender Preise setzen Immobilienfirmen seit Jahren Stein um Stein aufeinander, sie überbieten sich gegenseitig mit Mega-Projekten. […]

Der Bauwahnsinn könnte schlimme Folgen haben: Bleiben die Käufer und Mieter aus, erhöht sich der Leerstand im Emirat. Dann dürften Bauherren Probleme bekommen, ihre Baukredite bei Banken zu bedienen. Es drohen Zahlungsausfälle, die schlimmstenfalls die Banken in Schwierigkeiten bringen und damit die gesamte Wirtschaft Dubais.

Sie verweisen dazu auf einen SPIEGEL-Artikel von Juli zum selben Thema, wonach man die Villen in Dubai inzwischen hinterhergeworfen bekommt.

Wobei man allerdings wissen muss, dass man sowas eigentlich gar nicht braucht, falls man noch zu den Menschen gehört, die arbeiten müssen, weil es in Dubai üblich ist, dass der Arbeitgeber zum Gehalt auch die Wohnung oder das Haus stellt. Ein anderer Punkt ist, dass ich, ich mache das halt oft so in fremden Städten, viele Kilometer in abseitigen Gegenden von Dubai, Sharjah (allein da etwa 130 Kilometer laut meinen GPS) und Abu Dhabi rumgelaufen bin, auch in Wohngegenden, um mir das alles mal anzuschauen. Deren arabischer Baustil ist vom Prinzip her sehr schön, weil an die traditionellen arabischen Häuser angelehnt, oft so außenrum hoch um einen Innenhof gebaut (ursprünglich waren die arabischen Häuser dort immer kleine Festungen, quasi Mikro-Burgen), wo man dann wunderbar und sicher die Kinder spielen lassen kann und auch ansonsten immer viel Platz hat, noch dazu immer gerne im arabischen Zuckerbäckerstil mit orientalischer Note, aber halt leider in meinen laienhaften Augen oft von bestenfalls mäßiger Bauqualität. Ich habe Baustellen und Rohbauten gesehen, die manchmal schon murksig aussahen, und die dann hinterher glattgebügelt werden, weil die arabischen Bauten ja immer außen dick und glatt verputzt sind, damit schmiert man das dann halt alles zu und es sieht hübsch glatt aus, die Frage ist, wie lange. Dazu kommen Temperaturen bis zu 50° und enorme Klimaanlagen. Vor der Erfindung der Klimaanlage gab es dort die traditionellen arabischen Windtürme, die heute aber nur noch in Traditionsbauten und als Verzierung gebaut werden, aber nicht mehr funktional, obwohl das als Notfallkühlung so gut wäre, wie es früher schon war. Die Idee ist nämlich gut. Eine Klimaanlage und Belüftung, die keinen Strom und keinen Antrieb, nur ein paar nasse Tücher auf dem Dach braucht.

Auch auf der künstlich aufgeschütteten Palm Jumeirah war ich mal und bin an den Millionärsreihenhäusern vorbeigefahren. Nicht wirklich Reihenhäuser, aber so dicht an dicht, dass man sich die Gewürze direkt von einem Fenster zum anderen rüberreichen kann, wenn man sich beim Kochen vom Nachbarn mal was ausleihen muss.

Ich hatte vor ein paar Jahren mal ganz kurz einen Kollegen, der nach Dubai ausgewandert ist. Ich habe aber nichts mehr von ihm gehört. Keine Ahnung, was aus dem geworden ist.

Es ist aber bekannt, dass die Polizei in Dubai nicht nur selbst mit dicken Protzschlitten rumfährt, sondern die bergeweise hat und versteigert oder verstauben und verschrotten lässt. Denn in Dubai gilt nur wenig Recht und das ist arabisch und das heißt, dass wer seine Schulden nicht bezahlt, und da genügt es wohl schon, wenn das jemand behauptet, nach 30 Tagen in den Schuldknast kommt und nicht mehr raus, bis er bezahlt hat. Was schwer ist, wenn man schon im Knast sitzt. Nachdem es da aber einige Pleitewellen gab, sind dann immer die bankrotten Ex-Millionäre mit dem Ferrari oder was sie sonst hatten, zum letzten Abflug an den Flughafen gefahren, um sich ins Ausland zu retten, und haben den Luxusschlitten am Flughafen einfach stehen lassen, und die Polizei sammelt die dann halt bergeweise ein. Man kann die da wohl recht günstig kaufen. Es gibt dort viele seltsame und schwer durchschaubare Gründe, um im Gefängnis zu landen.

Und SPIEGEL schreibt:

Die Entwicklung in Dubai zeigt Probleme auf, die sich ergeben können, wenn man den Immobilienmarkt allzu sehr den Marktkräften überlässt. Der aktuelle Wertverfall betrifft in erster Linie Häuser und Wohnungen der oberen Preisklasse, in der die Investoren die höchsten Gewinne witterten.

Ähnliche Tendenzen sind auch in Berlin zu beobachten, wo derzeit vornehmlich Luxuswohnungen entstehen, die sich nur eine kleine Gruppe von Bestverdienern leisten kann – und die sie überdies oft nur als Zweitwohnsitz nutzt.

Das Problem hat auch die Dubaier Regulierungsbehörde für den Wohnungsmarkt inzwischen erkannt. Künftig will man deshalb statt internationalen Spekulanten lieber die heimische Mittelschicht bedienen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen ist.

Was bedeutet das?

Es ist zwar Mist, was da in Dubai abläuft, und könnte zu einer Bankenpleite führen, aber es zeigt zumindest mal, dass die Begründung der Berliner Linken für Enteignung und Mietendeckel schlicht falsch ist.

Die behaupten ja immer, der Kapitalismus und die Spekulanten würden immer unverschämtere Mieten verlangen und die Preise immer höher treiben.

Und das stimmt nicht. Es gibt einen Markt, Angebot und Nachfrage. Und wenn zuviele glauben, dass man da das große Geld machen könnte, führt das zu einem Überangebot und Preisverfall, das reguliert sich also selbst. Gerade die Anwesenheit vieler Investoren und Spekulanten führt zu großem Angebot und niedrigen Preisen, weil es zu Wettbewerb kommt. Dann bekommt man eben die Wohnungen im Einkaufszentrum hinterhergeworfen. „He, willst Du nicht ne Wohnung kaufen?”

Berlin macht es umgekehrt, die machen das Angebot kaputt, indem sie Bauten verhindern und Investoren vergraulen, überfüllen die Nachfrage aber mit Migration.

Also genau das Falsche.

Und (fast) keiner merkt’s.

Aber: Man ist fest auf Marxismus und Kapitalistenhass abonniert, hält Sozialismus für die einzige Lösung.