Gewährleistung
Manchmal frage ich mich, wo ich hier eigentlich angekommen bin.
Ich war gerade unterwegs und habe auf dem Rückweg noch einen Halt bei einem Supermarkt einer bekannten deutschen Discounter-Kette gemacht, noch ein paar Lebensmittel einkaufen. Allerdings eine Filiale, bei der ich sonst nie einkaufe und deshalb das Personal nicht kenne.
Eigentlich ruhig und nicht viel los, ein Verkäufer rangiert mit einen Hubwagen Paletten rum.
Ich komme halt so an die Kasse, nichts besonderes. Es war nur eine Kasse besetzt, also keine Ausweichoption, Aber es war ja auch nicht viel los. Vor mir packte gerade ein Mann sein Zeug auf das Band, und fiel mir schon auf, dass er neben seinen Lebensmitteln so einen Küchenwecker („Kurzzeitwecker”, so’n Ding, das man durch Drehen aufzieht und das dann nach Ablauf der eingestellten Zeit rappelt) und einen zerknautschten Kassenzettel mit aufs Band legte, es fiel mir aber auch nur auf, weil der Wecker anders aussah als meiner, der sah verblüffend täuschend wie das Zahlendrehschloss eines Tresors aus. Ich habe noch überlegt, ob man als Hoax so ein Ding kaufen und irgendwo an die Tür kleben sollte.
Aber, ach.
Sowas passiert natürlich immer genau vor mir.
Der Mann (Deutscher, nicht gerade eloquent) teilte der Kassiererin mit, dass der Wecker nach nur 3 Monaten kaputt sei, irgendwas abgebrochen. Er hätte gerne einen neuen Wecker oder das Geld zurück. 3,99 Euro.
Es kam zu Diskussionen, und ich hatte es eigentlich eilig.
Warum und wieso und kein Ersatz mehr da und bla und blubb.
Schließlich verkündete die Frau an der Kasse, das könne sie nicht ohne die Warennummer auf der Packung machen könne und rief per Funkgerät ihren Vorgesetzten, ob der die Nummer in irgendeinem Computersystem in Erfahrung bringen könne. Der, der dann ankam, war also kein Azubi oder sowas, sondern immerhin mindestens der Vorgesetzte der Kassiererin, anscheinend der gerade Verantwortliche für den Markt. Zumal die Kassiererin auch jede eigene Aktivität einstellte, als der da war und sagte, das könne nur er entscheiden.
Da trafen nun zwei übellaunige Typen genau aufeinander.
Der eine sagte, was er will, der andere sagte, dass er das nicht will.
Der vom Markt nämlich verkündete, dass die vier Wochen rum seien, da könne man das nicht mehr zurückgeben.
Der Kunde widersprach verärgert, dass er das Ding ja nicht zurückgeben wolle, weil es nicht gefällt, sondern es als Defekt reklamieren.
Der vom Markt erklärte, dass sie sowas nun gar nicht mehr machten, das ginge nur auf Garantie und damit nur direkt über den Hersteller. Sie hätten damit nichts zu tun.
Der Kunde wurde noch sauerer, könne ja wohl nicht sein, dass sie von ihm erwarteten, dass er das Ding durch die Gegend schickt, er hätte das ja hier gekauft…
Nein, das sei nur Sache des Herstellers und der Garantie, sie seien da komplett raus, behauptete der vom Laden.
Das kochte und schaukelte sich so zwischen den beiden hoch, die Kassiererin stellte sich tot, eine andere Kasse war nicht offen und ich hatte es eilig.
Da wurde es mir dann zu blöd und wenn’s dem Danisch zu blöd wird, kann der Danisch auch die Stimme erheben. In der inneren Bereitschaft, wenn’s mir ganz zu blöd wird, den Krempel einfach liegen zu lassen und zu gehen, die kennen mich da ja nicht, hab ich den mal ziemlich direkt und unfreundlich angedonnert, dass er hier Blödsinn erzählt, das nenne sich Gewährleistung, hat mit Rückgabe und Garantie gar nichts zu tun, und sei allein seine Sache als Endverkäufer und Vertragspartner, und nicht des Herstellers. Der Laden habe den Kaufvertrag mit dem Käufer, nicht der Hersteller.
Der glotzte mich kurz an wie ein ein Wal mit Petunientopf, der vom Himmel fällt, und dann bekam der Mann ohne auch nur ein weiteres Wort des Disputs seine 3,99 Euro. Auf einmal ging es völlig widerstandslos.
Seither überlege ich, ob der das mit Rückgabe, Garantie und Gewährleistung einfach nicht richtig wusste und da trotzdem Marktleiter oder sowas werden konnte, oder ob der bewusst den Kunden angelogen hat.