Ansichten eines Informatikers

„Wohlstand”

Hadmut
4.11.2019 23:27

Zwei Meldungen.

Die eine: Der Ökonom Herbert Brücker meint, dass wir den Zustand mancher Städte, in denen ein Drittel der Bewohner schon Migranten sind, in 20 Jahren im ganzen Land haben müssen, um unseren Wohlstand zu erhalten.

Was mehrere Fragen aufwirft.

Die erste ist: Wessen Wohlstand? Denn wenn der Migrantenanteil dann auch auf dem Land bei mindestens 30% liegt, dann dürfte er bis dahin in den Städten bei 80% oder höher liegen. Wie passt das zusammen, jemandem den Wohlstand zu versprechen und ihn gleichzeitig so zu reduzieren, dass er nicht mehr der Wohlstandsempfänger ist?

Die zweite ist: Wie passt das zu den politischen Forderungen? DIE ZEIT schreibt, dass ihr sogar die Grünen noch zu weich sind:

Hier liegt das Dilemma, das die Grünen zwar benennen können, aber nicht zu lösen fest entschlossen sind: Es ist der Massenwohlstand und sein Anwachsen im nationalen wie globalen Maßstab. Niemals ist ein fragwürdigeres Begriffskompositum über so lange Zeit so hoch gehalten worden – und muss jetzt, wenn es um das Überleben auf der Erde geht, wieder zerlegt werden: in Masse und Wohlstand.

Der Wohlstand weniger war für die Erde über Jahrtausende nie das Problem, solange die Masse in Armut lebte. Aber die Masse in Wohlstand – das ist die eigentliche Formel der Klimakatastrophe. Auch wenn unter Gleichheitsaspekten nichts wünschenswerter ist, wird man sagen müssen: Die soziale Gerechtigkeitsfrage wurde und wird bis auf den heutigen Tag auf Kosten der Umwelt gelöst.

Und wenn dies nicht mehr geht? Dann wird entweder Armut für alle sein (die kommunistische Lösung) oder Wohlstand für wenige (die feudalistische Lösung). Aber Wohlstand und Gerechtigkeit zusammen werden sich niemals im globalen Maßstab verwirklichen lassen – wer das durch einen Technologiesprung für möglich hält, glaubt auch ans Perpetuum mobile.

Die feudalistische Lösung? Wohlstand nur für Deutsche, erbracht von Migranten? Wie in Dubai? Also quasi ein Importimperialismus, analog zum Übergang vom Pizzarestaurant zum Lieferservice oder vom Buchladen zu Amazon? Wir kolonialisieren schon weiter, aber lassen uns die einfach anliefern, wie früher die mit den Baumwollfeldern?

Das hat der Autor einfach nicht aufgepasst. Die Grünen nämlich wollen den Begriff Wohlstand einfach neu definieren:

Sozialistische Mangelwirtschaft für alle, man muss es nur jetzt eben „Wohlstand” nennen. Wie in 1984. Oder Gendersprache. Wohlstand nur als soziales Konstrukt.

Weil das bisherige Wirtschaftsmodell „vor allem auf die Ausbeutung von Ressourcen setzt“, wollen die Grünen Wohlstand künftig „umfassender“ messen. „Fortschritt beim ökologischen Umbau der Wirtschaft“ solle langfristig abgebildet werden.

Angesichts von Klimawandel und Umweltverschmutzung fordern die Grünen, den Wohlstand einer Gesellschaft anders zu bemessen. „Wir können nicht Klimaschutz betreiben und an dem bisherigen Wirtschaftsmodell, das vor allem auf die Ausbeutung von Ressourcen setzt, weiter festhalten“, sagte Parteichefin Annalena Baerbock.

„Solange unser Wohlstand danach bemessen wird, wie viel fossile Rohstoffe wir verbrennen und wie viel Kilometer Autobahn wir bauen, so lange werden wir die Klimaschutzziele nicht einhalten können.“

Wie das dann aussehen wird, sieht man schon in den USA. Ein Leser aus Nordamerika verweist auf diese Webseite mit Download (auf instant klicken), wonach es schon in wenigen Jahren keine oder kaum noch fleischerzeugende Landwirtschaft geben wird.

“By 2030, demand for cow products will have fallen by 70%. Before we reach this point, the U.S. cattle industry will be effectively bankrupt. By 2035, demand for cow products will have shrunk by 80% to 90%. Other livestock markets such as chicken, pig, and fish will follow a similar trajectory.”

Geht wohl um synthetisches Fleisch.

Aber der wesentliche Punkt ist: Es wird für alle weniger geben, und was es gibt, werden andere kriegen, aber sie werden es, wie in „1984” beschrieben, als „Wohlstand” anpreisen.