Ansichten eines Informatikers

5G, die totale Überwachung und der Staatskommunismus

Hadmut
9.11.2019 1:30

Gedanken über die Hintergründe des absurden 5G-Theaters.

Ich hatte doch neulich geschrieben, dass ich das 5G-Mobilfunk-Geblubber nicht nachvollziehen kann, wenn sie behaupten, dass man 5G für Roboter und autonome Fahrzeuge bräuchte. Robotern würde ich ein schlichtes Ethernet-Kabel reinstecken und Fahrzeuge fahren eben nicht autonom, wenn sie dazu eine Internetanbindung brauchen. Ich brauche ja auch keine, wenn ich mit dem Auto rumfahre.

Allerdings gehört mein Auto noch zu den altmodischen Autos, die im Kofferraum noch ein Wartungsheft haben. Die Werkstatt hat schon mal vergessen, die Inspektion einzutragen, und sich damit entschuldigt, dass ich einer der letzten Kunden wäre, die noch ein Wartungsheft im Auto haben. Die neueren Autos wären da schon alle irgendwie mit ihrer Datenbank verbunden, irgendwas geht da online, aber sie sagten nicht so genau, was. Dafür sind die omnipräsenten Mietwägen hier mit Ortung ausgestattet, sonst würde man sie ja nicht finden.

Ein Wissenschaftler einer Uni schreibt mir nun dazu, dass da in der Universitätsforschung seltsame Dinge vor sich gingen. Obwohl man eigentlich nicht sagen könne, wofür das gut sein solle, und beispielweise auch nicht erklären könne, wofür ein autonomes Fahrzeug Internet brauchen würde, wenn’s doch so autonom sein solle, sind da alle, ohne zu hinterfragen, der festen Überzeugung, dass Industriegeräte, Fahrzeuge und so weiter alle per 5G direkt mit irgendwelchen Steuerungsrechnern in der Cloud verbunden sind. Die in der Sicherheitstechnik wichtige „Air Gap” (also physische Trennung) gibt es dann nicht mehr.

Das gibt mir zu denken. Dazu fällt mir viel ein.

Es heißt:

Es gibt kein LAN, kein abgetrenntes Netz, keine Firewall, keine Air Gap mehr.

Es wird da nichts mehr geben, was nicht mit der Cloud verbunden ist, weil alles 5G schwätzt. So etwas, dass man das Ethernetkabel reinsteckt und nur mit dem eigenen Switch und dem eigenen Netzwerk verbindet, geht dann nicht mehr.

Alles, wirklich alles, egal wie sicherheitslöchrig, wird direkt am großen Internet hängen.

Wenn man sich heute Bastelcontroller aus China bestellt, bekommt man jetzt schon einzeln und per Versand Prozessoren wie den ESP8266 oder ESP32 für unter 5, teils sogar unter 3 Euro, manche Versionen sogar unter 1 Euro, und da ist nicht nur der Prozessor und etwas RAM, sondern auch WLAN und beim ESP32 auch Bluetooth schon mit drin. Varianten mit LORA gibt’s auch. Ich hatte mir mal aus Spaß ein Mobilfunkmodul bestellt, das zwar nur 2G/teils 3G kann, dafür aber auch nur 2,50 Euro gekostet hat. Mikrofon und Lautsprecher kann man anlöten, dann hat man im Prinzip für 3 Euro ein Handy ohne Display und Akku – Einzelpreis inklusive Versand, wohlgemerkt. Für aktuelle Mobilfunkmodule zahlt man einzeln mit Versand zwischen 6 und 40 Euro, bei den teuren ist dann aber auch gleich GPS, Glonass und so weiter mit drauf.

Und diese Billigcontroller, gut gemachte Konkurrenz zum und Nachfolger des Arduino, die machen richtig Spaß, findet man inzwischen auch in vielen Geräten, etwa WLAN-Schaltsteckdosen oder Infratfernbedienungsumsetzer.

Es ist eine Frage der Zeit, bis selbst solche Bastelprozessoren 5G mit auf dem Modul haben und man sich (außer vielleicht mit Gewalt und Minitrennscheibe) gar nicht mehr von dem 5G-Modul trennen kann.

Das kann leicht auf die totale Überwachung hinauslaufen, wenn künftig das Internet-of-Things im Internet hängt, ohne dass man es reinhängt. Bisher muss man in Geräte ein Ethernetkabel reinstecken, ein WLAN-Passwort eingeben oder wenigstens die WPS-Taste drücken, und man kann die Geräte dann auf der Webseite seines Routers sehen (zumindest, wenn die Routerfirmware nicht faul ist). Künftig wird man gar nicht mehr wissen und merken, dass Geräte Verbindung zum Internet haben, wenn sie das alles eingebaut haben und selbst können, weil jeder Billigprozessor das schon eingebaut hat.

Alle möglichen Geräte werden Daten in die Cloud liefern – und die Politik trötet ja gerade, dass man den Datenschutz lockern wolle, um Big Data einzusammeln – und umgekehrt wird man alle möglichen Geräte steuern können.

Beispielsweise könnte man also virtuelle Mauern oder virtuelle Haftbefehle erlassen. Derjenige weiß vielleicht gar nicht, dass er überwacht wird, und wenn er versucht, das Land zu verlassen, bleibt das Fahrzeug stehen. Oder fährt ihn selbständig zur Polizei.

Die Verbindung aus 5G und dem verkündeten politischen Ziel (z. B. auch im vorhin erwähnten Paper des Außenministeriums), zugunsten der großen Datenauswertung den Datenschutz zu lockern, stinkt enorm nach totaler staatlicher Überwachung. Wie DDR, nur ohne Gerätemangel. In der DDR mussten sie sich wenigstens noch überlegen, wen sie abhören, weil sie nicht genug Kassettenrekorder hatten.

Und auch die Pläne zu den Fahrzeugen, mit enormem Druck alle dazu zu bringen, entweder gar kein Auto, Sharing-Mietfahrzeuge oder moderne E-Autos zu verwenden, könnte man als das Ansinnen der kompletten Überwachung und Fernsteuerung auffassen. Da lässt sich der Bereich rund um § 100 ff. StPO locker flockig auslegen oder ergänzen.

Oder anders gesagt: Weil wir doch gerade 30 Jahre Mauerfall feiern, sollte man sich überlegen, welche der damaligen Republikflüchtlinge, die es zu Genscher in die Botschaft und so weiter geschafft haben, mit ihrem Trabbi gefahren sind, und wie weit, und ob das mit modernen E-Fahrzeugen dann überhaupt noch möglich wäre, und unentdeckt. Aus Amerika weiß man, dass Tesla in Katastropenfällen für die Flucht ferngesteuert die Batteriekapazität auf höhere Reichweite hochschaltet, und zwar bei den Fahrzeugen, die sich im Krisengebiet befinden. Mit solchen Autos wäre die Flucht zur Prager Botschaft schwierig geworden.

Wir fahren gerade voll in die totale Überwachung, und auch Fernsteuerung, und das Thema Sicherheit ist dann völlig erledigt, weil man selbst kein Netz, keine Firewall mehr betreibt und auch kein Kabel mehr ziehen kann. Weil man nicht mal mehr weiß, was überhaupt alles Netzwerkverbindung hat. So, wie man heute schon nicht weiß, welche Geräte Mikrofone auf der Platine haben, obwohl sie für ihre Funktion nicht erforderlich sind.

Man könnte da dann beispielweise Kühlschränke bauen, die melden, wann und wie oft sie geöffnet werden oder was man in der Küche spricht. Oder das sogar selbst erkennen.

Ich hatte so eine Frage 2016 schon mal auf einer Veranstaltung von und mit Heiko Maas im Justizministerium gestellt, ob das nicht alles darauf hinausliefe, dass etwa Alexa die Wohnung überwacht und vielleicht Gewalt erkennt und meldet.

Oder demnächst mit Spracherkennung dann der Kühlschrank oder die Glühbirne untersucht, ob man auch politisch korrekt und nach Gender-Vorschriften spricht und sich nicht politisch unbotmäßig äußert, und einen dann in ein Scoring-System wie in China einträgt. Nach dem man sich dann wundert, warum der einen den Doktorgrad geschenkt bekommt und der andere gar nicht. Wer befördert wird. Wen das Finanzamt piesackt. Wer zur Talkshow eingeladen wird.

Wie Stasi und DDR eben, nur 30 oder 40 Jahre weiter. Technisch weiter. Totale Überwachung.

Ich möchte dazu noch einen Satz aufgreifen, den mir der Wissenschaftler schrieb:

Meiner durch persönliche Erfahrung gestützten Meinung nach sind die Universitäten auch in den Ingenieurwissenschaften entweder bereits politisch besetzt oder aber in die völlige Realitätsferne abgedriftet.

Na klar sind sie politisch besetzt.

Mit Leuten, die gehorchen und keine Probleme machen.

Und nicht mit solchen, die schreiben, wie man sich gegen staatliche Kommunikationsüberwachung schützen kann. Die werden gleich abgesägt. Hat man mir ja damals sogar gesagt. Es geht gar nicht um den Doktorgrad. Es geht darum, sicherzustellen, dass ich nicht mehr an Universitäten komme.

Die totale Überwachung kommt, und alle werden sich freuen, dass wir endlich flottes Internet bekommen.