Vom Studiengang, ein staatlich geprüftes Diplom-Opfer zu werden
Ich will mal den Gedanken fortführen, dass Gender Studies im wesentlichen die kollektiv begangene Kompensationshandlung gegen den Psychodachschaden sind, ein Nazi-Nachfahre und Erbtäter zu sein.
Ich habe ja schon oft beschrieben, dass sich Gender Studies in wirklich jeder Hinsicht immer darum drehen, dass dessen Gläubige in wirklich gar keiner Hinsicht mehr für irgendetwas selbst verantwortlich sind. Egal, was passiert, vor allem Frauen sind für nichts selbst verantwortlich, an allem ist der jeweils nächstgreifbare weiße Mann schuld, der hat für das Wohlergehen jeder Frau im Umkreis zu garantieren. Obwohl Feministinnen brachial genital südpolzentriert sind, sind sie nicht einmal für ihre Südöffnung selbst verantwortlich: Wenn sie mit einem Mann in die Falle hüpfen und es ihnen hinterher nicht mehr gefällt, ist der Mann ein Vergewaltiger, aber nicht sie selbst für sich verantwortlich.
Und auch bei allem anderen geht das so: Ist der Frauenanteil im Studienfach X zu niedrig, dann liegt das nicht etwa an den Frauen selbst, dass sie zu faul, zu bequem, zu borniert sind, nein, es liegt immer daran, dass der Studiengang X zu frauenfeindlich sei. Einerseits wollen sie die höchsten Macht- und Leitungsposten, andererseits wollen sie nicht einmal für sich selbst die Verantwortung übernehmen. Und regen sich dann darüber auf, dass eine Frau früher noch das Einverständnis des Mannes für Job und Konto brauchte. Heute brauchen sie Männer (notfalls eben auch völlig fremde) als Dauervormund und Dauerverantwortlichen.
Schon mal darüber nachgedacht, dass dahinter eine massive Ablehnung von Verantwortung schlechthin stecken könnte? Dass das vielleicht durch eine (gefühlte) erbliche Belastung durch die Verwandtschaft mit Nazis verursacht sein kann und man sich der (gefühlten) Verantwortung entziehen will, indem man darauf hinauswill, dass man eigentlich für gar nichts verantwortlich sein kann und alle Verantwortung immer bei anderen liegt?
Diese Woche kam nämlich ein überaus lesenswerter (Lese- und Hör-) Artikel heraus, in dem eine Frau, Anna Schneider, ihr erstes Semester Gender-Studies beschreibt: „Wir sind alle Opfer hier“ Es geht darum, dass man regelrecht studiert, Opfer von allem und jedem zu sein.
Möglich machte mir das mein abgeschlossenes Studium der Rechtswissenschaften; dieses erlaubt den direkten Einstieg in den Masterstudiengang Gender Studies an der Universität Wien (einen Bachelorlehrgang gibt es nicht). Die Lehrveranstaltungen waren schneller ausgewählt, als ich mich psychisch auf dieses Abenteuer vorbereiten konnte, und so begannen im März die Vorlesungen und Übungen an der Universität Wien. Ohne über die Motivation eines jeden Einzelnen fachsimpeln zu wollen, war eines augenscheinlich: Wir waren in der Überzahl. Und wenn ich „wir“ sage, meine ich: Frauen – was ich mit den in diesem Semester gesammelten Erfahrungen nicht so pauschal sagen dürfte, weil man ja nicht wissen kann, welchem Geschlecht sich jemand zugehörig fühlt. Ich war und bin eben eine schlechte Gender-Studies-Studentin. Davon handelt dieser Text. […]
Es schien, als ob die meisten Kolleginnen (die zwei bis drei Kollegen äußerten sich erst gegen Ende des Semesters regelmäßiger) schon mit einem gewissen vorgefertigten Weltbild in den Lehrsaal gekommen wären. Das bestätigte sich in der ersten Lehrveranstaltungseinheit der Theorievorlesung, als nicht bloß eine auf die Frage der Lehrveranstaltungsleiterin, was wir denn unter dem Begriff Geschlecht verstünden, wie aus der Pistole geschossen mit: Herrschaftsstruktur! antwortete. So weit, so eigenartig, entließ uns die Lehrveranstaltungsleitende vorerst mit den Worten: „Wir haben weder eine gemeinsame Lösung noch ein gemeinsames Ziel, nichts ist falsch. Es ist schön, dass sich so viele Menschen Gedanken machen“ in unser erstes Semester.
Tja, das hatte ich ja auch schon an der Humboldt-Universität per Auskunftsklage festgestellt: Sie haben nicht nur keine Lösung und kein Ziel, sie haben auch kein Curriculum, keinen Inhalt, keine Substanz. Sie können einem nicht sagen, was eigentlich Inhalt des Studiengangs und was die dadurch zu erwerbende Befähigung oder Wissensmenge sein soll.
Im Laufe des Semesters präsentierten uns die Lehrveranstaltungsleiterinnen Theorien von Positivismus bis Postmoderne, auch die Prüfung am Ende des Semesters war entsprechend anspruchsvoll.
Falsch. Theorien sie sie erst, wenn sie überprüft sind. Es sind rein Behauptungen, also bestenfalls Hypothesen. Und der Positivismus-Streit ist nicht mal eine Behauptung, sondern Ignoranz zum Standpunkt erhoben. Im Wesentlichen geht es darum, die eigene Dummheit als Wissenschaft auszugeben, die Unkenntnis und Unfähigkeit zur Überlegenheit umzudeuten.
Die Behauptung, Feminismus müsse links sein, sonst sei er kein Feminismus, zog sich, mit wenigen Ausnahmen (tatsächlich habe ich nur eine Kollegin kennengelernt, die ihre politische Ausrichtung, die eben nicht links war, offen artikuliert hat – sie hat das Studium nach dem ersten Semester abgebrochen), tatsächlich durch das ganze Semester. Das überraschte mich nicht, auffällig war nur die Selbstverständlichkeit, mit der das Thema ab und zu gestreift wurde.
Da saßen die pensionierte alte Dame, die es noch einmal wissen wollte, die alleinerziehende Jungmutter, die ihre Karenzzeit sinnvoll nutzen wollte, die Sozialarbeiterin, die viel mit jungen Frauen zu tun hat, sowie die Lehrerin, die in der Bildungskarenz in Sachen Gleichberechtigung nachholen wollte, was sie in den letzten Jahrzehnten versäumt hatte. Natürlich waren auch „normale“ Studenten anwesend, also solche, die eben erst ein Bachelorstudium an der Universität Wien – vornehmlich Publizistik, Politikwissenschaft oder Ähnliches – absolviert hatten und sich zu einem großen Teil für Gender Studies entschieden hatten, weil ihnen der Master in ihrem ursprünglichen Fach zu wenig lohnend vorkam oder sie das Aufblühen der Studienrichtung Gender Studies für vielversprechender hielten (Gleichbehandlungsbeauftragter ist auch ein Job). Jedenfalls sollte man annehmen, durch verschiedene Persönlichkeiten, die sich in verschiedenen Lebenslagen befinden, entstehe automatisch Heterogenität – im Denken. Nun, nein. Wenn (fast) alle dieselben politischen Einstellungen teilen, kann nur konformes Kopfnicken entstehen.
Frauen auf einem Haufen. Immer zickig, immer zerstritten, und doch immer ideologiekonform.
Warum? Biologisch unabwendbar Herdentiere, die immer zur Herde gehören, nur innerhalb der Herde um Rangordnung und Richtlinienkompetenz streiten.
Jedenfalls hatte ich schon meine Probleme, das Buch innerhalb meiner Referatsgruppe zu verteidigen („Aber das können wir doch nicht machen! Das ist ja furchtbar böse Kritik!“), was zum Kompromiss führte, zunächst äußerst positive Abhandlungen zum Thema und dann das von mir gewählte Buch „aber ausdrücklich als Kritik und nicht als unsere Meinung!“ auszuwählen.
Mir war zu diesem Zeitpunkt schon beinahe der Kragen geplatzt, weshalb ich auch kein Problem damit gehabt hätte, dazuzusagen, dass ich das gesamte Buch in seiner Kritik als äußerst schlüssig empfinde – aber trotzdem gut, dass ich es nicht tat. Es stellte sich nämlich im Lauf des Referats heraus, dass die Lehrveranstaltungsleitende das Buch als ganz furchtbares Nestbeschmutzen empfand (einer der Autoren, Vojin Saša Vukadinović, war – oh Schreck – selbst zuvor Student der Gender Studies gewesen). Gelesen hatte sie es allerdings nicht, wie sie mir verriet. Spannend.
Es sind nichts anderes als Konformitätsübungen, Einordnungen in das Herdenverhalten.
Deshalb tun sich viele Frauen auch mit dem Forschen so schwer.
Apropos Meinung. Nicht mehr nur in den USA, auch in Deutschland zeichnet sich ein beunruhigender Trend ab: Immer mehr Studenten fordern, vor ihnen unliebsamen Meinungen geschützt zu werden, oder setzen sich selbst dagegen zur Wehr, wie unlängst im Fall des an die Hamburger Universität zurückgekehrten Professors Bernd Lucke. Er wurde und wird von linken Studenten davon abgehalten, seine Vorlesungen zu halten, weil sie verhindern möchten, dass der Mitgründer der AfD überhaupt zu Wort kommt. Dabei messen sie der Tatsache keinen Wert bei, dass er nicht mehr Mitglied der AfD ist und sich ausdrücklich von deren ausländerfeindlichen Parolen distanziert hat. Nun ist es nicht so, dass es im Zuge meines Ausflugs in die Welt der Gender Studies jemals zu derartigen Aktionen gekommen wäre, aber ein damit zusammenhängendes, ebenfalls an US-amerikanischen Universitäten schon lange zu beobachtendes Phänomen findet sich auch hierzulande: Studenten als Schneeflocken – volatil und schutzbedürftig. Triggerwarnungen vor Texten, die Traumata auslösen oder an solche erinnern könnten, sind ein Beispiel, das dieser Trend zeitigt; dazu kommt, wie oben ausgeführt, die Bewahrung vor anderen Meinungen. Das verhindert allerdings die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Fachgebiet. Eine Universität ist kein safe space und Unwohlsein keine Gefahr, aber das sieht man innerhalb der Gender Studies anders. Auch in Wien.
Ich will auf meinen Eingangsgedanken zurückkommen.
Ist der Ursprung des ganzen da der Drang, auf gar keinen Fall mit Themen konfrontiert zu werden, die einen auch nur irgendwie oder nur entfernt dazu bringen könnten, noch einmal an die eigene Familienvergangenheit zu denken?
Denn nach postrukturalistischem Aberglauben ist ja alles nur Ergebnis von Sprechakt und verschwindet auch wieder, wenn man es nicht mehr erwähnt (wie Geschlecht). Stören manche Themen deshalb das Ziel, dass die Familiengeschichte oder irgendetwas anderes sich einfach in Nichts auflöse, wenn man jeden Gedanken verhindert, der nicht in die Fluchtrichtung eines genauen Gegenteils läuft?
Die Autorin Joanna Williams beschrieb bereits 2016 in ihrem Buch „Academic Freedom in an Age of Conformity“ die Problematik, der wir nun auch in Österreich begegnen: Akademischer Feminismus vollziehe eine Wende von objektiven zu subjektiven Zugängen. Behauptet wird dabei, dass Frauen, als Opfer des Patriarchats, eher als Männer dazu fähig sind, diese sie unterdrückenden Strukturen zu erkennen.
Zu erkennen?
Oder zu imaginieren, indem sie eigene Verantwortung immer auf irgendetwas anderes verschieben?
Oder böse biologisch gefragt: Sind Männer als allein streunende und herdenwechselnde Männchen eigenverantwortlich, während Frauen wie im Affen- oder Hirschrudel drauf programmiert sind, immer den Leitbullen (Patriarch) zu erkennen, selbst wenn da keiner mehr ist, um sich in Duldungsstarre von ihm besteigen zu lassen? Ist es das, was sie dann „Patriarchat” nennen? Das eigene biologische Verhalten, das es ja nach ihrer Ideologie nicht geben kann und nur Folge der Sozialisierung von außen sein kann?
Dadurch werden allerdings immer weitere Opferkategorien (People of Colour, Homosexuelle, um nur einige wenige Gruppen zu nennen) geschaffen, weil es nicht nur Frauen sind, die von der Gesellschaft marginalisiert werden und wurden. Das habe ich auch an der Universität Wien erlebt. Schauplatz Universitätscampus Altes AKH, an dem ich zweiwöchentlich weitere dreieinhalb Stunden mit meinen Gender-Studies-Kommilitonen verbrachte.
Diese weitere Pflichtlehrveranstaltung nannte sich „Guided Reading“. Eine Übung, die je nach Lehrveranstaltungsleiter den thematischen Schwerpunkt wechselt, dieser war in meinem Semester, nachzulesen auf der universitätsinternen Lernplattform Moodle, wie folgt: „Die Lehrveranstaltung soll dazu beitragen, den Blick auf die grundlegende Verwobenheit von u. a. rassisierenden, vergeschlechtlichten, heteronormativen und klassistischen Normen, sowie jene der able-bodiedness freizulegen und Wege zu neuen Denk- und Wahrnehmungsmöglichkeiten zu eröffnen.“
Ich bekam also quasi die Lehre der Opferhierachien zugeschanzt: intersektionale Feminismen. Klingt bösartig, ist es auch, aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, sei kurz erläutert: Kimberlé Crenshaw, die Mutter der Intersektionalität, hat zu Recht darauf hingewiesen, dass Diskriminierungen oft nicht ein-, sondern mehrdimensional sind, wenn eine Person mehrere Merkmale, aufgrund derer sie Diskriminierungen erleidet, in sich trägt. Das ist alles richtig, doch: Es gibt keinen obersten Richter in diesem Nullsummenspiel der Opferolympiade, weil die Kategorien und Variationen der jeweiligen Unterdrückung subjektiv und damit endlos sind.
Ist man irgendjemandes Opfer?
Oder geht es nur darum, sich verantwortungserlösend pseudopsychoeigentherapeutisch als jedermanns Opfer zu fühlen?
Ketzerische Frage: Muss der Täter, dessen Opfer man ist, tatsächlich existieren, oder reicht es schon, sich subjektiv als Opfer eines zu fühlen, der gar nicht existiert?
Anders gefragt: Braucht diese Täter-Opfer-Relation ein Zutun eines Täters, oder schaffen es diese Opfer ganz allein, jemandes Opfer zu sein?
Es mutet so an, als ob es eher darum geht, dass jeder leiden darf, weil er irgendwie Opfer von irgendwem oder irgendetwas ist.
Andere machen Yoga-Übungen, die da machen Opfer-Übungen? Das erlernen des psychischen Ausnahmezustandes, sich als Opfer zu fühlen, ohne jemals tatsächlich jemandes Opfer gewesen zu sein?
Die Eingangsfrage
Werfen wir also die Frage auf: Was ist die Ursache dieses Antrainierens schwerer Dachschäden, das man als Studiengang ausgibt?
Geht es darum, das Trauma der Verwandtschaft zu Nazis damit zu bekämpfen, dass man sich gefühlt von der Täter- auf die Opferseite hinübermeditiert? So eine Art von Realität gereinigtem Gefühlsgerüst als Universalopfer, um sich analogienhaft mit den Holocaustopfern zu reagenzglasidentifizieren um auszuschließen, irgendwas mit der Nazi-Seite zu tun zu haben, und sich von jeglichem Verantwortungsgefühl zu dekontaminieren?
Die universelle Opfereigenschaft als Gegenteilsausweis? Die sich dann von der Urmotivation gelöst und als isolierter Wahnsinn verselbständigt hat wie ein Biokampfstoff, der aus dem Labor entkommen ist?
Gender Studies als in vier Semestern erlernbare Psychose und Lebensstörung?