Ansichten eines Informatikers

Korrelation und Kausalität: Warum die katholische Kirche uns intelligenter und freundlicher gemacht haben soll…

Hadmut
24.11.2019 21:02

Steile These der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

Ausgerechnet die katholische Kirche soll dafür verantwortlich sein, warum Europäer, Amerikaner, Australier, frecher, aufgeschlossener, intelligenter sein sollen.

Westeuropäer und ihre kulturellen Verwandten in Übersee sind demnach individualistischer und unabhängiger als Menschen anderer Abstammung. Sie denken analytischer, sind aber eher geneigt, Fremden zu vertrauen und sich ihnen gegenüber fair zu verhalten. Zugleich sind sie in geringerem Maße bereit, sich unterzuordnen, und neigen, wenn sie entsprechende Positionen bekleiden, weniger dazu, bei der Vergabe von Posten oder Geldmitteln die eigene Verwandtschaft zu bevorzugen. […]

Nach Kompilation und Sichtung umfangreicher Datensätze fanden sich Korrelationen zwischen den Weirdness-Indikatoren und dem Ausmaß, in dem die jeweils angestammte Heimat zwischen dem fünften und dem fünfzehnten Jahrhundert unter dem Einfluss der katholischen Kirche stand.

Wie aber soll die mittelalterliche Kirche die Europäer, Amerikaner oder Australier von heute tendenziell frecher und fairer gemacht haben? Das konnten die Forscher ebenfalls beantworten. Sie fanden nämlich eine Antikorrelation zwischen der Weirdness eines Menschen und dem Ausmaß, in dem in seinem Herkunftsgebiet die Heirat unter Verwandten üblich war oder noch ist. Und wie sich ebenfalls zeigte, ist Verwandtenheirat in einer Region umso weniger üblich, je länger sie katholisch geprägt wurde.

Tatsächlich ist die lateinische Kirche seit der Spätantike immer energischer gegen das Verheiraten von Onkeln mit Nichten, Cousins mit Cousinen und später auch entfernterer Verwandten vorgegangen. Zwangsverheiratungen wurden kirchlich untersagt, die Freiheit der Partnerwahl propagiert und Neuvermählte dazu angehalten, einen eigenen Hausstand zu gründen. Dies aber zerstörte eine Form gesellschaftlichen Zusammenlebens, die seit der Jungsteinzeit nicht nur in Europa die Norm gewesen war: den Clan.

Deshalb hätten die Europäer mehr Durchmischung, weniger Inzucht, seien mehr fremden- und diversitätsfreundlich. Die Kirche hätte damit die archaischen und erberhaltungsorientierten Clans aufgebrochen und verhindert. Deshalb seien die westlichen Gesellschaften kern-/kleinfamilienorientiert, während andere Gesellschaften noch in Clans und Inzucht lebten.

Apropos Clans und Inzucht: Da könnte es erhebliche Inkompatibilitäten geben. Warum haben wir eigentlich eine Bundesregierung und -politik, die allein von Geisteswissenschaften getrieben wird, aber keine Kulturwissenschaftler, die auf diese Unterschiede hinweisen? Ist das nicht deren Fachgebiet?