Benno Ohnesorg
Ein Leser wirft eine Frage auf.
Ein zentraler Anlass und Auslöser der Radikalisierung der 68er war der Tod Benno Ohnesorgs, der im Juni 1967 bei der Demonstration gegen den Schah in West-Berlin vom Polizisten Karl-Heinz Kurras aus kurzer Distanz in den Hinterkopf erschossen wurde.
Karl-Heinz Kurras war, wie sich später herausstellte, Mitarbeiter der Stasi.
Das Foto von Benno Ohnesorg, der am Boden liegt, und der Studentin, die seinen Kopf hält, gehört wohl zu den bekanntesten und historisch wichtigsten der Bundesrepublik Deutschland.
Ohne diesen Tod und vor allem ohne dieses Foto wären die 68er ganz anders verlaufen, hätte es die RAF (so) womöglich nie gegeben.
Ein Leser schreibt mir nun, auch der Fotograf, der das Foto gemacht hat, Jürgen Henschel, von der DDR geführt wurde und damals im Auftrag der „Wahrheit“ unterwegs, des Organs der SEW, des Westberliner Ablegers der SED.
DDR-Schütze erschießt Ohnesorg, DDR-Fotograf fotografiert es, die 68er brechen los.
Der Leser schreibt dazu:
Dass Erich Mielke, Markus Wolf und ihre Leute keinerlei Skrupel hatten, kann kaum bezweifelt werden. Der 2. Juni 1967 wäre auch nicht das einzige Ereignis in der westdeutschen Geschichte, bei dem die DDR die Finger im Spiel hatte. Von den antisemitischen Schmierereien in Köln 1959 (die für weltweites Aufsehen sorgten) bis zum Spion im Kanzleramt mischte die Stasi im Westen kräftig mit. Der Fotograf Michael Ruetz, von dem die berühmtesten Bilder der Studentenrevolte stammen, sagt: „In den 60er-Jahren in West-Berlin war jeder Dritte ein Stasi-Agent.“ (…)“
Quelle: https://www.welt.de/politik/article3800231/Die-DDR-und-das-Raetsel-um-den-Tod-von-Ohnesorg.html
Stellt sich die Frage, ob der Polizist Kurras und der Fotograf Henschel nicht zufällig zur selben Zeit am selben Ort waren, sondern ob sie an dem Abend gemeinsam unterwegs waren, um einen Toten und ein Foto davon zu „produzieren“.
Und weiter heißt es da bei der WELT:
Er erinnert sich: „Die DDR schlachtete den Tod des Studenten aus. Der Sonderzug für die Trauernden nach Hannover fuhr ja durch die DDR. Da standen überall Fahnen schwenkende FDJ-Gruppen an den Gleisen.“ „Teile der Studentenbewegung waren von DDR-Agenten durchsetzt“, sagt Wolfgang Kraushaar. „Die SED hatte starkes Interesse daran, die Studentenrevolte für sich zu nutzen. Manche Kampagnen wurden in Ost-Berlin regelrecht entwickelt und nach Westen exportiert.“
Koenen erinnert an den zwielichtigen Peter Urbach, der mithalf, dass aus wütenden Studenten Terroristen wurden. Urbach arbeitete für den Westberliner Verfassungsschutz und lieferte die ersten Pistolen und Bomben in die militante Szene. „Aber auch bei ihm gab es eine Verbindung zur DDR“, sagt Koenen. „Er wurde ,S-Bahn-Peter’ genannt, weil er bei der S-Bahn arbeitete. Die wurde aber damals von der DDR kontrolliert und nur mit treuen Genossen besetzt.“ Und Wolfgang Kraushaar merkt an, dass Rudi Dutschke vermutete, beim Attentat auf ihn habe die Stasi mitgewirkt: „Es gab damals auch im Berliner Landesamt für Verfassungsschutz einen Vermerk, dass die Spur nach Ost-Berlin führe.“
Hat die DDR die RAF also nicht nur beherbergt, sondern erzeugt, erfunden, gemacht?
Hatten sich Kurras und Henschel abgesprochen, an diesem Tag einen umzulegen und es zu fotografieren?
Nochmal aus der WELT:
Der Schriftsteller und Freund Rudi Dutschkes, Peter Schneider, gerät im „Spiegel“ ins Spekulieren: „Die einzige halbwegs einleuchtende Erklärung wäre, dass die Stasi damals bereits die Strategie der RAF antizipiert hätte … Immerhin hat die Stasi der RAF in der 80er-Jahren Unterschlupf gewährt.“ Doch Schneider hält für wahrscheinlicher, dass Kurras „ein aggressiver Tropf“ und „schießwütiger Polizist“ war.
Wobei das eine das andere ja nicht ausschließt.
Wenn die Stasi aber damals über die Studenten gegangen ist, um die BRD zu destabilisieren, und es auch zu meiner Studentenzeit noch so war, dass die linken Studentengruppen in der BRD von der Stasi geführt wurden, ist das dann heute eigentlich anders?