Ansichten eines Informatikers

Noch ein Kino-Flop

Hadmut
23.12.2019 21:41

Dass ich vom Musical Cats nicht viel halte,

habe ich schon beschrieben. Ich war 1999 in New York am Broadway mal drin, und dachte dann, dass ich mangels Englisch die Handlung nicht verstanden hätte, weil da einfach nur viele Katzen rumturnten und irgendwas sangen, und ich nicht wusste, warum eigentlich. Ich hatte mir dann die DVD gekauft, um festzustellen, dass ich nichts verpasst hatte, da gibt es keine Handlung. Das ist wirklich nur, die Katzen da vorzustellen und eine alte Katze gen Himmel fahren zu lassen. Und selbst der Haupthit Moonlight mit der Hauptrolle ist angeblich auch erst nachträglich entstanden, als der Autor mit anderen Machern das Musical eigentlich schon fertig hatte und dann merkte, dass es zu fad, langweilig, handlungsarm ist, und noch eine dicke Ladung Schmalz rein muss.

Das Lied ist OK, und Macavity kann man auch noch lassen, aber den Rest fand ich langweilig, und die meisten Kostüme und auch das Bühnenbild haben mich nicht angesprochen. Auf der DVD habe ich dann eine einzige Katze entdeckt, die mir gefallen hat, die ich ansprechend fand: Jemima. Taucht leider nur als Nebenrolle auf, Chortänzerin und singt zweimal für Sekunden, aber das richtig schön. Geile Stimme. Bis ich irgendwann mal was über Jemima gelesen habe. Die gibt es in den meisten Aufführungen gar nicht und fehlt entweder, oder wird aus politischen Gründen durch eine Figur namens Sillabub ersetzt:

When the show transferred from London to Broadway, the name “Jemima” was believed to carry negative racial connotations in the United States through its association with Aunt Jemima. The character was renamed using another of T. S. Eliot’s Jellicle names, “Sillabub” (a portmanteau of “silly” and “Beelzebub”). The name “Sillabub” has since been used by other productions such as the Australian ones. In the long-running Japanese production by the Shiki Theatre Company, Jemima and Sillabub are two separate characters. Sillabub would eventually be used as Jemima’s name in the film adaption.

Wenn ich so eine political correctness-Scheiße schon höre.

Dann kam noch dazu, dass Jemima von der belgischen Primaballerina Veerle Casteleyn gespielt wurde, die auch in anderen europäischen Aufführungen mitspielte, und das aber erstens mit einem Akzent, und zweitens zwar schön, aber nicht so schön singen konnte, weshalb die schöne Stimme auf der DVD nicht von ihr, sondern von Helen Massey kam.

Da hatte ich mir schon gedacht, dass sie mich nicht in Versuchung bringen sollen ihnen zu sagen, wohin sie sich den ganzen Kram stecken können.

Nun gibt es da eine neue Verfilmung (keine Jemima), die auch nicht mehr auf einem Schrottplatz, sondern an einer alten Kneipe handelt, mit seltsam computergenerierten Wesen, die nicht wie Katzen, sondern wie Chimären aussehen, wie kleine Menschen, denen man genetisch (per Computer) Katzenfelle übergezogen hat. Sah nicht nur bekloppt aus, auch die eigentlich männliche Hauptfigur Old Deuteronomy (zu deutsch: alter verfilzter Bettvorleger, hieß in jungen Jahren noch Flokati) wurde mit Judy Dench gefrauenquotet. Was das sollte, ist unklar, aber es heißt, Judy Dench selbst habe die Rolle als „Trans Deuteronomy” belästert.

Scheint, als floppe das gerade enorm.

Golem schreibt, Cats sei der erste Film überhaupt, der nicht erst nach dem Kino für die DVD überarbeitet wird, sondern per Festplattenversand schon nach wenigen Tagen im Kino durch eine überarbeitete Version ersetzt wird, um zu retten, was noch zu retten wäre. Notpatchen im laufenden Betrieb.

Meinen Güte, bringen die heute einen Scheiß ins Kino, und alles politisch korrekt versaut.

Vorhin habe ich am U-Bahnhof noch die Plakte gesehen: Das Kino-Musical des Jahres. War wohl das einzige (internationale).

Ich habe mir sagen lassen, das deutsche Udo-Jürgens-Klamauk-Musical „Ich war noch niemals in New York” (auch 2019) sei zumindest nicht ganz so schlecht gewesen, weil sie sich wenigstens schon selbst nicht ernst nähmen. Dann haben wenigstens die etwas mit dem Zuschauer gemeinsam.

Bin mal gespannt, wieviele Kinoflops die hinnehmen, bis sich was ändert, oder ob das gerade so reicht, die Kosten zu decken, und die mit dem Schrott einfach immer weiter machen.

Nachtrag: Schöner Spruch: ‘Rise of Skywalker’ flops by ‘Star Wars’ standards, but ‘Cats’ flops by anyone’s standards