Widerlicher zu-Guttenberg-Rettungsanruf aus CDU-Kreisen
Über den Guttenberg-Spam hab ich ja schon mehrfach berichtet. Jetzt rief mich einer an, um mit mir über den Umgang mit zu Guttenberg zu streiten.
Eben klingelte bei miir das Telefon. Es meldete sich einer und fragte, ob er einen meiner Blog-Artikel in sein Blog kopieren dürfte, mit Quellenangabe. Sowas passiert ab und an und meistens habe ich nichts dagegen, schaue mir aber schon an, wo das hinsoll, weil ich nicht in jedem Kontext erscheinen und benutzt werden möchte.
Es ging darum, wie er sagte, daß ich ja so schön die Heuchler kritisiert hatte, die jetzt gegen zu Guttenberg hetzten. (Vermutlich meinte er diesen Artikel.)
Als ich dann aber sah, worum es da geht, war ich damit nicht einverstanden. Denn das war ein Blog, in dem es darum geht, zu Guttenberg anzupreisen, seine Rückkehr herbeizureden und auf alle die Kritiker einzuschlagen. (Und ein Impressum habe ich bei diesem Blog auch nicht gefunden, man sieht also normalerweise nicht, wer da dahintersteckt.)
Da habe ich dem Mann erst einmal erklären müssen, daß ich mit meiner Kritik nicht für Guttenberg sprechen wollte, sondern daß ich Guttenbergs Auftreten für völlig inakzeptabel halte und es für nötig und gerechtfertigt halte, daß man ihn öffentlich kritisiert hat. Ich bin nur lediglich der Meinung, daß die Universitäten und Professoren sich nicht hinstellen sollten und sich scheinheilig über den Fall zu Guttenberg ereifern, sondern die wegen ihrer allgemeinen Praktiken auch abgewatscht gehörten. Denn Guttenberg ist kein Einzelfall. Ich bin also nicht der Meinung (wie der Anrufer), daß man zu Guttenberg weniger oder nicht mehr kritisieren, sondern daß man allgemein Kritik an den Zuständen in den Universitäten üben sollte, gerne auf dem Niveau der Guttenberg-Diskussion oder höher. Und daß man mit der Guttenberg-Kritik keineswegs aufhören sollte, bevor das nicht restlos geklärt ist. Und daß zu Guttenberg sich die Suppe selbst eingebrockt hat. Zumal der so reich ist, daß ihm das im Gegensatz zu anderen Leuten keine Existenzgefahr bringe.
Da war aber was los am Telefon. Ausführlich wurde da über die Kritiker hergezogen, wie gemein das doch wäre, daß er Lügner und Betrüger hingestellt wurde (was er in meinen Augen auch ist) und daß man ihn mit Kinderschändern gleichgestellt hätte (wovon ich noch nie gelesen habe), und was man denn noch von ihm wolle, wo er doch alles zurückgegeben und sich ins Privatleben zurückgezogen hat.
Das Streitgespräch ging so eine Zeitlang dahin, und ich merkte eben, daß ich da mit jemandem rede, der nicht sachlich, sondern emotional argumentiert und keinen anderen Standpunkt, keine andere Meinung akzeptiert. Zusammengefasst, wer zu Guttenberg kritisiert, wer sich an der Hetzjagd auf einen einzelnen beteiligt, ist ein gemeiner Schuft. Und überhaupt, da oben in Bremen, an der Fakultät, aus der der Erst-Kritiker kam, hätten sie ja selbst Dreck am Stecken, und der Dekan dort habe zuerst gesagt, das könne man so nicht machen, das müssen leise an die Ethik-Kommission (kenn ich, da wird nie was draus), und deshalb habe man den Dekan dort abgesägt, um ungestört die linke Hetzjagd auf zu Guttenberg eröffnen zu können.
Dem Anrufer ging es offenbar gar nicht darum, ob man abschreiben darf oder nicht, sondern ob man einen wie zu Guttenberg öffentlich kritisieren darf oder nicht.
Und den Zweck des Anrufs (oder des Gesprächs, das sich entwickelte) hat er auch relativ unverholen aufgedeckt: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zu Guttenberg, und es wäre damit zu rechnen, daß er verurteilt würde. Dann wäre der vorbestraft und müßte wohl 30.000 Euro Geldstrafe oder bei seinem Einkommen noch mehr (ach herrje, der arme Millionär…) zahlen. Das wäre ja übel. Und die öffentliche Kritik würde ja mit Sicherheit auch die Staatsanwälte und das Gericht zum Nachteil zu Guttenbergs beeinflussen. Es war offenkundig, daß es ein Hauptziel des Anrufers war, die öffentliche Kritik zu dämpfen, um damit das Strafverfahren und damit den Vorbestraften-Status noch abzuwenden oder glimpflich ausgehen zu lassen.
Etwas kam mir an der Sache besonders seltsam vor: Als der Anrufer sehr erregt wurde (ich habe ihn auch bewußt etwas gereizt und provoziert, weil ich wissen wollte, was hinter dem seltsamen Anruf steckt), fragte er mich, ob ich mir vorstellen könnte, wie zu Guttenberg seelisch und körperlich leide. Nee, kann ich nicht. Woher auch, kenne ihn ja nicht. Ob ich mal bei ihm zu Hause zu Besuch gewesen wäre, wollte der Anrufer wissen. Nee, wie auch. Ja, der hätte einen Nervenzusammenbruch, und Kreislaufzusammenbruch und sowas alles gehabt, wäre abgemagert und fix und fertig und überhaupt. Ganz am Ende, der arme Mann, weil alle auf ihn einprügelten.
Ach, frag ich, woher er denn das wüßte. Ob er was mit zu Guttenberg zu tun hätte, denn da wird ja sicherlich nicht jeder zu dem nach Hause eingeladen um beim Zusammenbruch zuzugucken.
Ja, sagte er, er wäre in der CDU und sie stünden zu Guttenberg „nahe”.
Oh, sagte ich ihm, dann hätte ich noch viel weniger Verständnis, denn ich beschäftige mich seit fast 15 Jahren mit Hochschulkriminalität und Titelhandel, und allzu häufig (und vor allem auch in meinem eigenen Fall) komme ich bei der Nachverfolgung von Manipulationen am Ende bei der CDU heraus. Die sind für mich inzwischen eine der Ursachen für Promotionsbetrug und Titelhandel. Deshalb möchte ich keinesfalls, daß durch einen meiner Blog-Artikel auch noch der Eindruck entstünde, ich würde zu Guttenberg oder überhaupt diese Suppe verteidigen wollen.
Er legte dann irgendwann abrupt auf.
Das zeigt meines Erachtens aber, aus welcher Ecke dieses Engagement zugunsten Guttenbergs kommt. Und daß da Blogs auftauchen, die aus dem CDU-Umfeld betrieben werden, aber als solche nicht erkennbar sind, halte ich schlicht für politisch betriebene Desinformation. Das macht die Sache in meinen Augen nur umso widerlicher.
Und um das ein für allemal klarzustellen (auch für die CDU):
- Weil ich die als Heuchler kritisiere, die aus dem Uni-Umfeld heraus auf Guttenberg geschimpft haben, heißt das nicht, daß ich zu Guttenberg in irgendeiner Weise schützen wollte oder fände, daß der zuviel Kritik abbekommen hat. (Ich verstehe überhaupt nicht, wie jemand aus meinen Blogs zu der Auffassung käme, ich würde zu Guttenberg verteidigen wollen, ich hab ja doch immer ziemlich deutlich draufgehauen.) Die Logik „Der Feind meines Feindes ist mein Freund” funktioniert hier nicht. Oder jedenfalls nicht mit mir.
- Ich bin – worauf der Anrufer hinauswollte – nicht der Meinung, daß die öffentliche Kritik an zu Guttenberg zu viel, ungerechtfertigt, gemein oder sonstwie unangebracht war. Im Gegenteil haben die Universitäten unter Beweis gestellt, daß man mit geringeren Mitteln gar nichts erreicht und daß insbesondere die Ethik-Kommissionen funktionslos sind.
- Liebe CDU, wenn Euch das stört: Da seid Ihr selbst dran schuld. Der Umbau der Universitäten zu verlogenen Korruptionszentren geht im wesentlichen auf die CDU zurück. Jahrelang habt Ihr darauf gedrängt, daß Hinz und Kunz Doktorgrade bekommen und man die Doktorgrade für Geld vergibt. Sogar Euer Bundespräsident Wulff hat da ja noch mitgespielt. Überall heißt es, Promotionen für Geld zu verticken wäre notwendig, weil das jetzt unter Drittmittel einwerben liefe. Und gerade CDU-Politiker sind ja schon mehrfach mit faulen Doktorgraden aufgeflogen, was ja durchaus Rückschlüsse auf die Gesinnung der CDU zulässt.
Wenn Ihr also wollt, daß sowas wie im Fall zu Guttenberg nicht weiter oder nicht wieder vorkommt: Da dürft Ihr nicht auf die Kritiker einwirken, sondern müßt den Dreck, den Ihr im Hochschulbereich selbst angerührt habt, erst wieder aufräumen. Jetzt hat Euch die Korruption, die Ihr da aufgebaut habt, eben mal selbst getroffen.
Ich finde es im Gegenteil sogar verlogen, wie die CDU jetzt auftritt: Jahrelang haben sich CDU-Politiker wie Schavan oder in Baden-Württemberg Frankenberg massiv dagegen gewehrt, gegen die Hochschulkorruption, den Titelhandel und Promotionsschwindel anzugehen. Frankenberg sträubt sich mit Händen und Füßen, disziplinar gegen korrupte Professoren vorzugehen. Schavan verschleudert das Geld und vernichtet Akten, damit man nichts nachvollziehen kann. Nur jetzt, wo es plötzlich mal einen der CDU/CSU-Stars trifft, da sollen plötzlich die Kritiker an allem schuld sein.
Ich bin der Meinung, daß man mit der Kritik im Fall Guttenberg und aber auch in anderen, ähnlichen Fällen, nicht sparen sollte, und daß das noch viel mehr und intensiver werden muß. Und daß man Politikern einen Promotionsschwindel keinesfalls nachsehen, sondern das aufdecken und sie zum Teufel jagen muß. Und dabei interessiert mich zu Guttenbergs Blutdruck nicht die Bohne. Die CDU hat sich für meinen Blutdruck auch nie interessiert, dabei habe ich nicht abgeschrieben.
Und wenn Ihr nochmal versucht, mir telefonisch oder sonstwie eine andere Meinung einzutrichtern oder meinen Standpunkt zu beschimpfen, dann werd ich richtig sauer.
Und falls wieder mal jemand so daherkommt: Nein, ich bin kein Linker. Gar nicht. Früher, vor vielen Jahren, war ich sogar CDU-Wähler. Bin ich aber schon lange nicht mehr. Inzwischen widert mich deren Korruptionsmentalität nur noch an.
3 Kommentare (RSS-Feed)
Hier mal ein Video, das (wahrscheinliche) eine ähnliche Argumentation aufzeigt.
Ganz schön zum in Ruhe anhören und sich mit verschieden Fragen bezüglich der größt-möglichsten Menschlichen Dummheit auseinander-zusetzten:
http://www.youtube.com/watch?v=0LXGYMfG7bQ&feature=player_embedded
Keine Sorge, auf gewohnheitsmäßige oder aufmerksame Blogleser hat es nicht so wirken können, als nähmst Du den Freibeuter in Schutz.
So überraschend “Smoke on the water” von einem Stahlhelmorchester getutet ist – so rundum rund klang es nicht, so ganz ohne Orgel. Für meinen Geschmack hätte man da ruhig einen Lord mit einer kl. Stalinorgel improvisieren lassen können, um dem Namen ‘großer Zapfenstreich’ eine schwarzhumorige Doppeldeutigkeit zu verleihen – “die Bundeswehr schießt den Minister ab” sozusagen.
Die müssen wirklich in einem Paralleluniversum unterwegs sein, dass die überhaupt nicht mehr realisieren, wie ein parteilich Ungebundener den Skandal wohl wahrnimmt. Die sind wirklich in so einem Elvis-Starkult befangen – fehlt nur noch dass der Ex-Dr. früh stirbt, dann würden sie komplett abdrehen.
Ich muß schon sagen, daß ich Ihr Engagement aufrichtig bewundere. Wenn man nur halb so viel Leidenschaft für die Sache mal bei einem unserer akademischen Großmandarine sähe… Die haben dem Ausverkauf ihres Berufes (Bologna etc.) tatenlos-gleichgültig zugesehen, allenfalls überlegt, wie sie selbst noch ihre Meriten irgendwie versilbern könnten… Dipl.-Ing., Dr., Professor – alles vorbei, Ramschware für den Grabbeltisch. Gelackmeiert sind die, die in dem Berufsfeld noch ehrlich was werden wollten, die in grenzenloser Dämlichkeit promoviert und habilitiert haben und sich nun den Arsch abpublizieren (sorry). Professor? Darf sich heutzutage doch jeder windige Fuzzi an irgendeiner Wald- und Wiesenwerbeakademie nennen. Braucht der doch nicht mal mehr ‘nen Uniabschluß für, wer redet da noch von ‘ner Promotion! Darüber lächelt jetzt doch schon jede Friseuse vielsagend, falls sie die Bunte gelesen hat. Danke,CDU/CSU.