Ansichten eines Informatikers

Narrativoszillationen

Hadmut
27.12.2019 12:55

Ist Euch mal aufgefallen, dass sich Politik und Medien immer häufiger, immer krasser, immer schneller selbst widersprechen, und heute schon wieder das Gegenteil des Gestrigen gesagt wird, ganz wie in Orwell’s 1984?

Die ZEIT beklagt unseren baldigen Untergang:

“Mangel an Fachkräften wird die entscheidende Wachstumsbremse sein”

Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, hält den Mangel an geeignetem Personal für eines der großen Probleme der deutschen Wirtschaft im neuen Jahr. Der Mangel an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt werde die entscheidende Wachstumsbremse sein. “Wir sehen, dass die Arbeitslosigkeit nicht größer wird”, sagte Scheele.

Das Hauptproblem im nächsten Jahr werde sein, dass es zum ersten Mal zweifelsfrei keinen Zuwachs bei der erwerbstätigen Bevölkerung mehr geben werde. Auf die Arbeitslosigkeit in Zeiten schwächelnder Konjunktur wirke sich dies allerdings positiv aus. “Arbeitgeber überlegen sich lange, ob sie jemandem kündigen”, sagte Scheele.

Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) stellt der Fachkräftemangel Unternehmen in Deutschland vor erhebliche Herausforderungen – 56 Prozent der Firmen gaben an, dass der Mangel an Fachkräften das größte Geschäftsrisiko darstellt. Ein Drittel der Unternehmen hat laut der Umfrage in den vergangenen Jahren bereits ausländische Fachkräfte aus der EU sowie aus Nicht-EU-Staaten eingestellt.

Arbeitslosigkeit und Grundeinkommen

Moment mal.

Hieß es nicht die ganze Zeit von Presse, Gewerkschaften, linken Parteien, wir bräuchten das bedingungslose Grundeinkommen, weil die Maschinen, die Roboter, die KI uns alle Arbeit abnimmt und wir alle arbeitslos, dafür aber von Maschinen versorgt werden?

Und jetzt heißt es plötzlich, mal solle Fachkräfte auf jeden Fall halten, weil man sie nie wieder nachbekommt, sie werden immer knapper?

Wie kann man in so kurzer Zeit und ohne jegliche Erklärung oder Ursache das Gegenteil dessen behaupten, was gestern noch behauptet wurde?

Wachstum

Der Mangel an Fachkräften wird die entscheidende Wachstumsbremse sein.

Waren wir nicht eben noch an dem Punkt, an dem wir des Klimas wegen generell auf Wachstum verzichten und selbigem auf immer abschwören wollten?

Und jetzt brauchen wir die Migration, weil es sonst – Schockschwerenot! – mit dem Wachstum nichts wird?

Wieso eigentlich Wachstum? Wollten wir nicht den CO2-Ausstoß reduzieren?

Was sind Fachkräfte?

Eben hieß es noch, ja, also Akademiker, die haben wir eigentlich selbst (so geisteswissenschaftliche…), wir brauchen eher die Leute für die einfachen Arbeiten. Pakete ausliefern und sowas. Da sei es gerade schlimm.

Dann steht da aber

Wie eine gemeinsame Untersuchung der Bertelsmann Stiftung und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt, bietet Deutschland zuwanderungswilligen Akademikerinnen und Akademikern derzeit nur mäßige Rahmenbedingungen. Die Bundesrepublik liegt demnach im Ranking der 30 attraktivsten OECD-Industrieländer nur auf Rang zwölf.

Na, und?

Deutschland bietet auch einheimischen Akademikern nur lausige Rahmenbedingungen.

Was sind Akademiker?

Und seit wann würde Deutschland Wert darauf legen, dass Zuwanderer Akademiker wären? Hieß es nicht eben noch, alles ist gleich, und das ohnehin nur ansozialisiert wäre?

Hieß es nicht die letzten 10 Jahre zur Frauenquote, auf die Ausbildung käme es nicht an, nur auf die Geschlechterquote, weil es Geschlechter nicht gibt, und Diversität heißt, dass Frauen auch ohne Ausbildung einfach überall direkt quereinsteigen können, direkt in den Vorstand?

Und jetzt sucht plötzlich verzweifelt Akademiker, als ob jetzt auf einmal das Geschlecht egal und doch wieder ein Ausbildung wichtig sei?

Aber nicht etwa Ingenineure, Maschinenbauer oder sowas. „Akademiker”. Historiker. Soziologen. Altphilologen. Spezialisten für altbabylonische Frühromantik. Die brauchen wir ganz dringend und müssen nun die Rahmenbedingungen schaffen, dass die auch nach Deutschland wollen.

Was stimmt denn nun?

Irgendwie komme ich mir gerade vor wie in Orwell’s 1984, wo ständig die Behauptungsrichtung gewechselt wird. Nur noch Propaganda, von nichts weiß man mehr, ob es noch stimmt.

Spielt auch keine Rolle mehr.