Ansichten eines Informatikers

Schrumpelgurken

Hadmut
30.12.2019 22:26

Ich hatte neulich gerügt,

dass durch den Plastikvermeidungswahn unverpackte Gurken schneller schrumpeln und verderben.

Seitdem habe ich eine Vielzahl von Zuschriften bekommen, etwa Tipps aus der Profi-Gastronomie zur Wiederaufbereitung angeschrumpelter Gurken (variieren rund um das Thema, über Nacht in Wasser eingelegt in den Kühlschrank zu legen). Etwas kontraproduktiv wirkt der Vorschlag, Gurken grundsätzlich ohne Plastikfolie zu kaufen und dann selbst in Frischhaltefolie einzupacken.

Nun schreibt mir einer, der im gemeinnützigen Bereich arbeitet und Kontakt zu diversen Tafeln hat, dass die die Beobachtung bestätigen, dass Gurken, die nicht eingeschweißt sind, deutlich kürzer halten.

Heute berichte sogar die TAZ darüber, dass der Umweltschutz zur Gurkenkrise führe:

Als Paradebeispiel für den Verbrauch im Übermaß gilt vielen die in Folie eingeschweißte Gurke aus dem Supermarkt – hat sie doch schon selbst eine Schale. So hat in den letzten Monaten eine Lebensmittelkette nach der anderen reagiert – und die Folien verbannt. Nur gibt es jetzt ein neues Problem: Die Früchte verderben schneller.

Derzeit kommen die Gurken vor allem aus Spanien. Der Weg vom Feld zum Supermarktregal dauert länger als im Juli oder August, wenn die Gurken in Deutschland Saison haben. Und das bei den Deutschen beliebte Gemüse ist von Natur aus sensibler, als man denkt. Hitze, Stöße, all das verträgt sie nicht, da sie zu 96 Prozent aus Wasser besteht. So landen nun tonnenweise spanische Salatgurken auf dem Müll – und die Händler klagen über große Verluste.

„Die Abschriften haben sich verdoppelt“, erklärt Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels. Die Gurken schrumpelten, würden gelblich, ließen sich nicht mehr verkaufen. Dem Fachblatt Lebensmittel Zeitung erklärte unlängst ein Branchenexperte, es entstünde pro Lkw-Ladung ein Schaden von 25.000 Euro.

Na, dann hat es sich ja gelohnt mit dem Umweltschutz, wenn wir dafür jede Menge Zeugs aus Spanien durch Europa fahren, um es dann hier auf den Müll zu werfen. Lieber ein paar Tausend Kilometer verdieselt als ein Stückchen Plastikfolie riskiert.

Neulich habe ich mal irgendwo gelesen, die Agrarkrise in Spanien – kaputte Böden und Trockenheit – sei tatsächlich menschgemacht, denn sie haben mal nachgerechnet und seien zu dem Schluss gekommen, dass den Böden dort tatsächlich das Wasser und die Mineralien fehlen, die mit dem ganzen Gemüse exportiert werden. Tomaten und Gurken enthalten eben sehr viel Wasser. Und wenn ein Deutscher die Gurke in Deutschland isst, dann landen die Flüssigkeit und die Mineralien, die er daraus wieder abgibt, dann eben in Deutschland und nicht wieder in Spanien. Dort fehle es im Kreislauf.

Dann ist es ja toll, dass wir jetzt ein paar Lastwagenladungen mehr Gurken aus Spanien holen müssen.

Neulich habe ich allerdings irgendwo gelesen, dass irgendwer eine Beschichtung, eine Art Lack für Obst und Gemüse entwickelt hat (wie das Wachs beim Apfel) aus rein biologischem Material, kompostiert, kann man im Prinzip sogar mitessen, schmeckt nur nicht toll, die fast so eine dichtende Wirkung wie Plastikfolie hat und außerdem eine wirksame Sperre gegen Bakterien und Pilze darstelle, und sich irgendwie aber einfach entfernen ließe. Sieht nur alles etwas milchig aus.

Wenn das stimmt, wär’s toll. Aber bis dahin wär es wohl umfeldfreundlicher gewesen, die Folie dranzulassen.

Aber mit Hirn hat es ja nicht viel zu tun. Wenn es dann zur hirnlosen Ideologie wird…