Die seltsame Feuerwehr der Stadt Dresden
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Ein Leser fragt an, ob ich – ich wohnte ja mal in Dresden – das erklären könnte:
Gleich sechs Männer und Frauen einer Rettungswache waren im Einsatz, um einen Mann von seinem Penisring zu befreien. Wie die Feuerwehr am Mittwoch mitteilte, war der 46-Jährige am Dienstag in die Notfallambulanz des Universitätsklinikums gekommen, weil er den über Penis und Hoden gestülpten Metallring nicht mehr selbst entfernen konnte. Weil der Klinik das geeignete Werkzeug fehlte, um dem Mann zu helfen, wurde die Feuerwehr gerufen.
Die Rettungskräfte hätten dann mit einem Multifunktionswerkzeug den rund zehn Zentimeter großen Edelstahlring unter ständiger Kühlung in zwei Teile zerlegt, ohne den Patienten zu verletzen.
Wie unangenehm. Wie peinlich.
Der Leser fragt, ob das da öfter vorkäme, denn er wundere sich darüber, was für seltsame Übungen die Feuerwehr dort unternehme:
Glück für den 46-Jährigen: Die Feuerwehr hatte nach eigenen Angaben 2018 „im Rahmen der jährlichen Fortbildung ein solches Szenario trainiert, um den Umgang mit diesem Spezialwerkzeug und die damit verbundene Feinfühligkeit sowie das filigrane Arbeiten sicher zu beherrschen“.
Weiß ich nicht.
Ich war noch nicht in der Situation. (Ob ich keinen Penisring verwende oder nicht das Problem habe, ihn wieder runterzukriegen, lasse ich an dieser Stelle offen und überlasse des der schmutzigen Phantasie der Leser.)
Wohl dem, dessen Feuerwehr sich an die örtlichen Gepflogenheiten adaptiert und das trainiert.
Ich war allerdings mal in anderer Angelegenheit in Dresden im Krankenhaus, wurde dort geröngt und hatte mich mit dem Röntgenpersonal unterhalten. Die sagten damals, dass sie inzwischen enorme Probleme damit haben, dass inzwischen so viele Leute gepierct oder tätowiert sind, weil ihnen das die Röntgenaufnahmen erschwert. Piercings würfen nicht nur die zu erwartenden Schatten, und verursachten ein an der Stelle informationsloses Röntgenbild, sondern könnten über Reflektionen auch überstrahlen. Aus einem Transputer-Projekt während meiner Studienzeit und meiner Diplomarbeit weiß ich noch, dass in Computertomographen die mathematische Radon-Transformation (genauer gesagt: Deren Inverse) verwendet wird, um die Messwerte in ein Bild umzurechnen, weil der Tomograph im Prinzip eine Radontransformierte der inneren Organe misst. Und einzelne Objekte, die innerhalb des Messwertintervalls als völlig undurchsichtig erscheinen (Fremdkörper), stören gewaltig, weil dann die Mathematik dahinter nicht mehr richtig funktioniert, weil das dann eben kein definierter messbarer Messwert mehr ist. Da muss man einiges an Aufwand treiben, um das wieder rauszukriegen. Und wenn die dann noch reflektieren oder umlenken, ist das ganz übel.
Sie sagten auch, dass kaum jemand bewusst sei, dass Tatoo-Farben meist Metalle enthalten und deshalb nicht nur ungesund sind, sondern Schatten auf Röntgenbildern hinterlassen. Keine Ahnung, ob das zu Fehldiagnosen führt. (Tut mir leid, Sie haben einen inoperablen tödlichen Riesentumor, Sie werden sterben. Aber Ihr Tumor hat die Form eines Drachen.)
Ich habe auch schon gehört, dass Tatoos dann, wenn die Farben bestimmte Metalle enthalten, im MRT heiß werden können. Ob das Magnetfeld stark genug sein könnte, dass es einem die Moleküle rausreißt, glaube ich eher nicht. (Wie komme ich jetzt darauf? Gab’s sowas nicht im Film X-Men?)
Mal sollte vielleicht davon absehen, sich mit Tattoo in die Mikrowelle zu legen.
Da endet mein Wissen.
Wie sich Penisringe in der Feuerwehrpraxis und im MRT darstellen, und zu welchen Reaktionen es bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen führt, vermag ich nicht zu beantworten.