Ansichten eines Informatikers

Ein historisches Corona-Opfer

Hadmut
25.3.2020 1:54

Ein Corona-Toter für die Geschichtsbücher.

Der amerikanische Playboy, immerhin eine Ikone, die Geschichte gemacht, eine Epoche geprägt, die Fotografie entscheidend beeinflusst hat und von hoher gesellschaftlicher Bedeutung war, stellt die Printversion ein.

Notleidend waren die schon lange, denn so sehr sie einerseits Geschichte gemacht haben und den Zeitgeist dokumentiert haben (Es gab mal irgendwo eine Webseite mit allen Playboy-Titelbildern, ein beeindruckendes Dokument der Veränderung des Zeitgeistes), so sehr hatte sich das überlebt.

Solange am eigentlichen Produkt Frau keine wesentlichen Bauartänderungen, keine neuen Modelle herauskommen, ist die Zahl der Variationen dann doch irgendwann mal durch, kommt wenig neues, Überraschendes.

Der Playboy stieg mit der Entwicklung der analogen, chemischen Fotografie auf, denn ähnlich wie die Pornos die Videokassette und die DVD vorangebracht hatten, war die Akt- und Boudoirfotografie, und auch ganz derb die frühe Pornographie zentraler Fortschrittsmotor in den ersten Jahren der Fotografie. Der Schweinkram um 1900 war legendär. Der Qualitätsschub nach dem zweiten Weltkrieg und die gesellschaftliche Entwicklung in den USA, die Prüderie auf der einen Seite und der Protest dagegen auf der anderen, fanden wunderbar zusammen.

In den 90er und noch den 2000er Jahren war der Playboy einfach auch das Referenzmagazin für Fotografen. Zur Elite der Akt- und Portraitfotografie gehörte, mindestens einmal für den Playboy fotografiert zu haben, und als Frau machte man sich wichtig, indem man sich jung auszog (ich war jung und brauchte das Geld), und man zeigte, dass man schon wichtig war, indem man sich im fortgeschrittenen Alter noch auszog. Der Playboy musste Frauen nicht anwerben, sie standen beim Playboy Schlange.

Dann aber kam die Digitalfotografie, die dazu führte, dass viel mehr Leute viel mehr fotografierten, das Internet, die Titteninflation.

Dazu noch der flächendeckende Exhibitionismus, die Steigerung in die Pornographie, die der Playboy nicht mitmachen konnte (und die auch schon vom Hustler und etwas geringer Penthouse belegt waren), und dann der Feminismus.

Die Zeit für das Produkt Playboy war einfach vorbei, der Bedarf weg.

Zudem hatte sich die Fotografie an anderen Themen und Bildobjekten so massiv weiterentwickelt, dass das Thema ausgezogene Frau der Dynamik nicht folgen konnte. Letztlich hatte man den Playboy nur noch aus Respekt vor Hugh Hefner weiterlaufen lassen, der ja 2017 starb.

Dann versuchte man es mit einem Playboy ohne nackte Frauen (hatte aber nichts, was man stattdessen bringen konnte), um dann irgendwie mittels Experimenten mit weiblichen Fotografen zu nackten Frauen zurückkehren zu können, ohne sich allzusehr feministisch shitstormen zu lassen, ging dann aber auch nicht mehr, das Ding war einfach tot. Ein Produkt, das nicht nur keiner mehr brauchte, sondern auch durch eine gegenderte Redaktion völlig zerstört wurde. Wie Gender einfach alles kaputt macht. Nichts überlebt Gender.

Jetzt kam dann eben der Einbruch der Vertriebskette und der Rückgang der Werbung durch das Corona-Virus dazu und das war’s dann. Noch vor einigen Jahren konnte man den Playboy bei Zustellungsanschrift in den USA für einen Dollar pro Ausgabe abonnieren. Weil die Werbung das Magazin trug. Das ist nicht mehr. Finanziell hat er nicht mehr funktioniert, inhaltlich überflüssig.

Nun ist er futsch. Oder genauer gesagt: Untot war er schon lange, jetzt hat sich der Pflock gefunden.

Die Frage ist: Wie geht es mit nackten Brüsten weiter?

Femen und all die feministischen Tittendarbietungen in Ermangelung besserer Argumente unter gleichzeitiger Befriedigung urweiblicher Exhibitions- und Darbietungsgelüste, haben das Ansehen nackter Brüste ins Gegenteil verkehrt, unter fleißiger Mitwirkung des Feminismus.

In meiner Jugend dachten wir beim Anblick nackter Brüste noch „oh, geil”. Heute denkt man „Verdammt, wogegen demonstrieren sie jetzt wieder” und „welcher feministischen Deppentittenshitstorm kommt jetzt?”

Das größte PR-Kapital der Frau hat einen Wertabsturz ins Bodenlose erlebt, und der Tittenbroker Playboy damit seinen Absturz.

Man sollte ihn respektieren und kennen, aber nicht betrauern. Wie analoge Kameras.

Inhaltlich ist er längst durch Youporn, Pornub und die Influencerinnen ersetzt worden. Man ist nicht mehr auf einen Verlag angewiesen, um sich in die Auslage zu legen.

Den Wert des Playboy für die Entwicklung der Fotografie würde ich als äußerst hoch einschätzen.