„Es droht, dass dies die Gemeinschaft in einen völlig anderen Grundzustand bis hin zur Anarchie verändert.“
Über Kommunikation.
Geht gerade so herum: Ein internes Dokument über den weiteren Gang der Corona-Krise ist aus dem Innenministerium an die Presse geraten. Beispielsweise schreibt die TAZ darüber.
Nach deren Zusammenfassung geht es um drei verschiedene Szenarien, welcher Schaden bei unterschiedlichen Strategien zu erwarten ist, je nachdem, wie man die Ausbreitung zu verlangsamen oder zu verhindern versucht. Nachdem man lange und tief geschlafen hat, hat man jetzt wohl gemerkt, dass man drastische Maßnahmen ergreifen muss, um nicht einen Großteil der schwer Erkrankten an den Krankenhäusern schlicht abweisen zu müssen.
Man ist da in einer Zwickmühle: Einerseits müsste man die Leute so weit wie möglich isolieren und in den Wohnungen halten, womöglich bis Jahresende, andererseits kann am das wirtschaftlich und sozial nicht mehr lange durchhalten, weshalb man nach Strategien sucht, um die Infizierten von den Gesunden spezifischer zu trennen:
Wenn diese Testkapazitäten schnell gesteigert würden, könnten die allgemeinen Ausgangsbeschränkungen ab 20. April schrittweise gelockert werden – was aus Sicht des Innenministeriums auch erforderlich ist. „Eine längere Periode der Ausgangsbeschränkungen ist weder wirtschaftlich noch sozial aufrecht zu erhalten“, heißt es.
Denen brennt gerade der Kittel, weil sie gleichzeitig die Folgen zu geringer und die Folgen längerer Isolation fürchten.
Neben den gesundheitlichen Folgen warnt das Innenministerium zudem in drastischen Worten vor den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen. Im günstigsten Fall einer schnellen Eindämmung und Kontrolle der weiteren Ausbreitung würde das Bruttoinlandsprodukt nur um 4 Prozent sinken. Im schlimmsten Fall sei ein Einbruch um 32 Prozent denkbar. Was das bedeuten könnte, umschreibt das Papier so: „Es droht, dass dies die Gemeinschaft in einen völlig anderen Grundzustand bis hin zur Anarchie verändert.“
Ein völlig anderer Grundzustand bis hin zur Anarchie.
Oder wie man es neudeutsch so schön ausdrückt: Refugees Welcome.
Keine Ahnung, ob das in deren Aufsatz auch vorkommt, aber das wird eine wesentliche Frage werden, was wir mit denen denn jetzt eigentlich machen. Das öffentliche Leben bricht zusammen, Einbruch des Bruttoinlandsprodukts um bis zu 32 Prozent denkbar.
Damit ist auch der ganze Sozialstaat nicht mehr haltbar, egal wieviel Geld man druckt. Denn es nützt ja nichts, den Leuten Pseudogeld zu geben, wenn sie sich nichts dafür kaufen können, weil die Infrastruktur nicht mehr funktioniert und 32 Prozent der Lieferungen wegfallen. Das wird dann ein Problem, wenn die dann Hunger kriegen. Es gab ja neulich schon in der ersten Woche das Problem, dass die Polizei in einem Flüchtlingsheim nur mit großer Mühe die Quarantäne wegen realer Erkrankungen durchsetzen konnte. In der ersten Woche. Und nun reden wir von Isolierungen bis Ende des Jahres.
Deppenkommunikation
Laut der Zusammenfassung geht man in dem Paper auch darauf ein, wie man die Problematik gewissen Bevölkerungsteilen klarmachen könnte:
Neben den Strategien zur Eindämmung der Epidemie beschäftigt sich das Papier auch ausführlich mit der politischen Krisenkommunikation – und drängt darauf, die Gefahren stärker zu betonen als bisher geschehen. „Wir müssen wegkommen von einer Kommunikation, die auf die Fallsterblichkeitsrate zentriert ist“, schreiben die Autoren. Diese habe jungen und gesunden Menschen bisher den Eindruck vermittelt, dass sie selbst kaum betroffen seien.
Folgeschäden auch für junge Menschen
Das ist aus Sicht den Innenministeriums aber nicht der Fall. Zum einen drohten auch bei jungen Menschen Folgeschäden wie eine reduzierte Lungenkapazität. Zum anderen würden – zumindest in den negativeren Szenarien – die Folgen im Familienumfeld unmittelbar spürbar. „Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause“, warnt das Papier – und fordert: „Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden.“
Heißt: Die Jugend ist zu dämlich, die kapiert’s nicht, wenn man es ihnen normal sagt. Man braucht Schockwirkung.
Oder anders gesagt: Eben noch hat man alles darauf gesetzt, dass man nur noch auf die Jungen hören dürfte, so in Sachen Klima und so, nur Junge würden es verstehen und könnten die Welt retten. Und die Presse hat nur noch Junge gebracht. Und jetzt, nur ein paar Wochen später, sieht man die Jungen wegen ihrer Begriffsstutzigkeit als besonderes Problem an.