Noch ein Doppelbegriffspaar: Anarchie – Anomie
Wie marxistische Soziologen durch Bezeichnungen täuschen wollen.
Ich habe es ja gerne mit meinen Sammlungen von Doppelbegriffen, die beide eigentlich dasselbe meinen, aber einmal rein positiv und einmal rein negativ verwendet werden, um in der üblichen linksmarxistischen Rhetorik etwas, was man haben will, nur als rein gut hinzustellen, und etwas, was man nicht haben will, als rein schlecht. Weil es aber nur wenig oder vielleicht auch gar nichts gibt, was nur gut oder nur schlecht ist, und die marxistische Rhetorik sich um Realität nicht schert, braucht man zwei Begriffe.
Wieder mal das schon so oft zitierte Beispiel: „Diversität” wird als ganz toll, als nur gut, als frei von jeglichem Makel und Nachteil hingestellt. Gibt es irgendwo Probleme damit, die sich nicht weglabern lassen, etwa wenn Schulklassen nicht mehr funktionieren, dann liegt es immer an der Heterogenität. Noch nie waren Frauen, Linke oder Diversität an irgendetwas schuld. Dazu braucht man dann eben die alten, weißen Männer.
Eine schärfere Form dieser Doppelbegrifflichkeiten, eine Variante, ist der Effekt, nicht nur dasselbe Ding mit zwei Begriffe zu bezeichnen, sondern damit zu suggerieren, dass es tatsächlich zwei Arten des Dings gäbe, die gute und die schlechte. Was natürlich auch mit der Soziologenhirnpest Poststrukturalismus, Postmoderne zu tun hat, die dem Wahn verfallen sind, die Sprache würde die Wirklichkeit erschaffen, der Sprechakt sie konstruieren und dessen Unterlassen sie dekonstruieren. Als hätten wir Klima und Corona nicht, wenn wir es einfach nie erwähnt hätten.
So unterscheidet man fein zwischen Linken (gut) und Linksradikalen (man kommt halt nicht darum herum, das als nicht ganz so toll einzustufen, wenn die wieder mal Mist bauen), selbstverständlich zieht man auch einen regelrechten tiefen breiten Graben zwischen Muslimen (gut) und Islamisten (natürlich schlecht, aber selbstverständlichen haben Muslime und Islam in der Rhetorik gar nichts miteinander zu tun), während man etwa bei Rechten keine solche Unterscheidung vornimmt, sondern die bewusst und gezielt bekämpft, weil man da keine „Guten” haben und zulassen will.
Wenn man einmal verstanden hat, wie Linke, wie Marxisten, wie Medien, wie Soziologen ticken, eigentlich ganz primitiv, dann kann man da in der Medienkompetenz ein schönes Stück vorankommen und vieles davon verstehen. Sie versuchen es immer wieder, ihre fiktive Paradiesphantasie herbeizuzwingen, indem sie so sprechen, wie es in ihrer Vorstellung sein sollte, weil sie glauben, dass dadurch das Paradies dann auch ankommt oder eintritt. Akademisch nennt man es Philosophie und Soziologie, der Volksmund nennt es schnöde „Lügen”. Auch so eine Doppelbegrifflichkeit, wenn man so will – das Lügen als positive akademische Disziplin ausgeben.
Ich hatte gerade geschrieben, dass laut Presse ein Paper aus dem Innenministerium warnt, dass die Corona-Krise „die Gemeinschaft in einen völlig anderen Grundzustand bis hin zur Anarchie verändern” könne.
Weil das die Anarchie aber als schlecht darstellt, die Marxisten aber die Anarchie als gut ausgeben wollen, kommen per Mail und auf Twitter sofort Leute daher, die sprachlich intervenieren wollen und behaupten, dass das ja nicht Anarchie, sondern Anomie sei. Viele Linke bezeichnen sich ja selbst als Anarchisten, und das darf keinesfalls irgendwie negativ konnotiert werden, weil Linke sich ja für tadellos rein und gut halten.
Aus den beiden Wikipedia-Artikeln:
Anarchie (altgr. ἀναρχία anarchía ‚Herrschaftslosigkeit‘, von ἀρχία archía ‚Herrschaft‘ mit verneinendem Alpha privativum) bezeichnet einen Zustand der Abwesenheit von Herrschaft. Er findet hauptsächlich in der politischen Philosophie Verwendung, wo der Anarchismus für eine solche soziale Ordnung wirbt.
Anarchisten wollen die Gesellschaft sich selbst regeln lassen, etwa über Räte, freie Übereinkunft oder rein funktionale Entscheidungen, mit den Worten von Pierre-Joseph Proudhon: „Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft.“
Landläufig wird Anarchie auch mit einem durch die Abwesenheit von Staat und institutioneller Gewalt bedingten Zustand gesellschaftlicher Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit angenommen und vor allem in vielen Medien häufig den eigentlichen Sinn verfälschend im Schlagwort „Chaos und Anarchie“ verwendet. Die tatsächliche Bezeichnung für einen solchen Zustand ist jedoch Anomie.
Anomie (griech.: Kompositum aus α privativum zur Verneinung und der Endung -nomie für νόμος, „Ordnung, Gesetz“) bezeichnet in der Soziologie einen Zustand fehlender oder schwacher sozialer Normen, Regeln und Ordnung. Vor allem in England war der Begriff ursprünglich ein theologischer Ausdruck für das Brechen religiöser Gesetze. Zur Beschreibung einer Anomie wird umgangssprachlich und irreführend häufig auch das Wort Anarchie (Abwesenheit von Herrschaft) benutzt.
Man sollte beachten, dass die Wikipedia unter linker Kontrolle ist und die gerade bei sowas das immer da reinschreiben, wie sie es haben wollen, das also der Beleg der Doppelbegrifflichkeit und nicht der Realitätsbeweis ist. Das also zur Anschauung der Rhetorik und Desinformation.
Weil Marxisten aber genau diesen Zustand einer selbstorganisierten Gesellschaft ohne Staat und ohne Institutionen ausgeben, der also per Definition gut und rein sein muss, man aber immer wieder real sieht, dass das einfach nur in Chaos abrutscht, müssen deshalb zwei Begriffe her. Das Gute daran (suggeriert, es gäbe es überhaupt) sei Anarchie, dieser Paradieszustand. Chaos und Gewalt dagegen habe man Anomie zu nennen.
Schon die reine Begrifflichkeit zeigt, dass es eigentlich keinen semantischen Unterschied gibt. Das eine heißt „ohne Herrschaft”, das andere „ohne Gesetz”. Lässt sich aber das eine vom anderen trennen? Kann man ein Gesetz überhaupt haben, ohne dass es einen Staat, eine Gewalt gibt, die dieses erlässt?
Ich sehe zwar immer, dass diese marxistischen Täuscher so tun, als wäre ihre Idealwelt etwas anderes als Chaos und deshalb versuchen, zwei Begriffe durchzusetzen und Leute wie mich dann ständig anquatschen, „Anarchie” wäre doch falsch – ich hatte es nicht mal selbst gewählt, sondern zitiert – der gebildete Mensch müsse von „Anomie” reden, auf dass der Begriff der Anarchie nicht beschmutzt werde und weiterhin als Ideal dienen könne.
Irgendeinen Beleg oder auch nur Gedankengang dazu, dass Anarchie und Anomie jenseits dieses bemühten Definitionsgefasels etwas Verschiedenes sein könnten und es eine Anarchie geben könnte, die keine Anomie sei (und wie), habe ich bisher nicht gesehen.
Und wenn man sich das dann mal anschaut, ob in Berlin das Chaotenviertel Rigaer Straße, in Hamburg deren Gegenden oder in Leipzig den Krisenzustand Connewitz, dann geht das immer mit Chaos, Gewalt, Kriminalität und vor allem Vermüllung einher. Ich habe noch nie Linke gesehen, die es geschafft hätten, einen Zustand anzunehmen, der Anarchie, aber nicht Anomie ist.
Wieder mal ein Beispiel für die poststrukturalistisch-marxistische Lügenrhetorik. So, wie man auch bei „Geschlecht” versucht, die Realität zu verändern, indem man uns Sprechweisen ein- und ausredet, versucht man auch, eine untaugliche marxistische Weltordnung zu verherrlichen, indem man rein begrifflich versucht, Gut und Schlecht zu separieren.