Wer hat Schuld an der Pandemie im Falle Deutschland?
Ein Leser schreibt mir, aber ich sehe es etwas anders.
Ein Leser schreibt, die Presse fange an, die Schuld für die Pandemie der AfD zu geben und verweist auf diesen FAZ-Artikel, in dem es heißt:
er wissen will, was die Deutschen Anfang Februar beschäftigt hat, muss in die noch ungeschriebenen zeitgeschichtlichen Standardwerke hineinsehen. Am 6. Februar war der FDP-Politiker Thomas Kemmerich in Erfurt mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Ein historischer Dammbruch, so hieß es sogar aus Südafrika. Dieses welthistorische Ereignis absorbierte die Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit. Zur gleichen Zeit gab es Bilder aus China von einem zusammenbrechenden Gesundheitssystem mit verzweifelten Ärzten und Pflegepersonal. Menschen warteten vor hoffnungslos überfüllten Krankenhäusern, kollabierten auf offener Straße. Aber selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war mehr mit Erfurt als mit der sich ausbreitenden Epidemie im fernen China beschäftigt. Es stand schließlich das Schicksal der CDU auf dem Spiel.
Einen Tag vorher schrieb Achim Theiler eine Mail an den Bundesgesundheitsminister und andere führenden Repräsentanten der deutschen Politik. Er ist Geschäftsführer der Franz Mensch GmbH, eines Herstellers und Großhändlers für Hygieneartikel, Mundschutz und Atemschutzmasken. Es ging dort um die wegen der Ereignisse in China absehbare Verknappung von Schutzmaterialien, so berichtete Theiler gestern Abend. Eine Antwort habe er nicht bekommen.
Interessanterweise sei ihm die Sprengkraft dieser Epidemie erst nach der Illner-Sendung vom 30. Januar klar geworden, als er dort den Arzt Johannes Wimmer gehört habe. Diese muss schon heute als ein zeitgeschichtliches Dokument gelten.
Der Vorwurf sei, so der Leser, dass die AfD die Politik von Wichtigem abgelenkt habe.
Ich lese diesen Text der FAZ aber anders, nämlich als Vorwurf an Spahn, dass er sich davon habe ablenken lassen, und sich um die Angelegenheiten seiner CDU statt um seine Aufgaben als Minister gekümmert hat.
Und fast genau das hatte ich ja auch schon geschrieben, dass sich der fachfremde Spahn mehr um politische Interessen als um seine Aufgaben kümmert, nur hatte ich das weniger auf Thüringen/AfD, sondern mehr auf die inner-CDU-liche Konkurrenz um die Merkel-Nachfolge bezogen.
Allerdings hört man von beidem, nämlich der Konkurrenten-Keilerei um die Merkel-Nachfolge, als auch von der Causa Thüringen-AfD nichts mehr (wobei sich letztere mit der Hau-Ruck-Wahl Ramelows ja formal auch erledigt hat, nicht aber, was die Frage angeht, wie die da jetzt als Minderheit regieren wollen).
Die besagte zeitgeschichtliche ZDF-Sendung findet man übrigens hier.