Das Missverständnis von der Wichtigkeit
Fällt mir so auf.
Ich bekomme erstaunlich viele Zuschriften von Geisteswissenschaftlern und Künstlern, die mal mehr, mal weniger sachlich, unsachlich, polemisch, pathetisch, rabulistisch daherkommen und darum werben oder fordern oder einen zu Aussagen verleiten wollen, dass sie wichtig seien.
Genauer gesagt: Als wichtig anerkannt werden.
Funktioniert aber nicht.
Wichtigkeit ist – jedenfalls in erster und zweiter Linie – keine Frage des Konsenses, „Diskurses”, der sozialen Einstufung. Man wird kein Stück wichtiger dadurch, dass der Danisch einen für wichtiger halten würde.
Der Punkt ist: Solange jemand noch daherkommt und darüber diskutieren will, ob er wichtig ist, oder für die eigene Wichtigkeit werben will (oder muss), ist er nicht wichtig.
Man ist nicht wichtig, solange man sein Angebot bewerben muss.
Wichtig ist man, wenn der Kundschaft gar nichts anderes übrig bleibt, als einen zu konsultieren, zu besuchen, etwas zu kaufen. Niemand, der wichtig ist, hätte es nötig, auf die eigene Wichtigkeit hinzuweisen, denn wenn er wichtig wäre, müsste er es ja nicht selbst sagen, weil es im Wesen der Wichtigkeit liegt, dass das Verlangen danach, der Bedarf, zwangsläufig beim Empfänger von selbst entsteht.
Die Feuerwehr muss ja auch nicht dafür werben, dass man sie doch bitte hinzuziehen solle, wenn’s brennt. Sonderangebote oder Werbewochen machen die auch nicht. Und würde ich schreiben, dass Feuerwehrleute überflüssig wären, kämen die auch nicht bei mir an, um mich von ihrer Wichtigkeit zu überzeugen. Die würden einfach wissen „Wenn’s brennt, wird er anrufen.”
Insofern ist es auch schon selbstwidersprüchlich, wenn die Presse unablässig ihre eigene Wichtigkeit und Erforderlichkeit betont. Hätten sie diese, bräuchten sie sie nicht zu betonen.
Insofern bin ich überaus froh darüber, dass wir gerade so eine Minikrise, so eine Art Kriegszeiten light haben, weil sich das dann gerade mal wieder aussortiert, wer uns als wichtig hingestellt wurde und wer wirklich wichtig ist.
Ich schreib gleich noch was dazu.