50 oder 60 fps

Ich hadere.

Ach, es ist zum Mäusemelken.

Immer mehr Kamerazeugs kommt aus China, und immer öfter können Kameras nur Video-Bildraten nach dem amerikanischen NTSC-System (das sich eigentlich seit der Digitalisierung technisch komplett erledigt hat, aber dessen Bildraten überlebt haben), also 30 oder 60 Bilder pro Sekunde, oder genauer gesagt 29.97 oder 59.94 Bilder pro Sekunde. Der krumme Wert kam zustande, weil man ursprünglich mangels besserer Elektronik die Wiederholrate aus der Wechselstromfrequenz ableitete, die in den USA 60 Hz beträgt, man dann aber mit der Fortenwicklung ein Resonanzproblem mit – ich weiß es nicht mehr genau – dem Stereoton- oder Farbsignalträger, ich glaube, es war Farbe – bekam und deshalb die 30 Bilder etwas verbog, indem man sie auf eine und eine Tausendstel Sekunde dehnte, was die Fernseher zu dieser Zeit aber schon tolerieren konnten.

Auch bei uns hatte man die Bildrate ursprünglich aus der Wechselstromfrequenz abgeleitet (50Hz), es aber wegen des technisch besseren PAL-Systems nicht nötig gehabt, die Frequenz zu verbieten.

Rein technisch gesehen ist das heute alles wurscht. Die digitalen Fernseher von heute (und auch schon die analogen der letzten Phase) können so ziemlich alles darstellen, denen ist das weitgehend egal. Das Problem sind aber die Kameras. Manche Kameras flickern (blinken) ganz enorm, wenn man sie auf 60 Hz einstellt und dann LED-Lampen, Bildschirme oder ähnliches aufnimmt. Zudem sind viele Kameras, die man hier kaufen kann, ab Werk nur auf 25/50/100 frames per second (fps) eingestellt. Bei manchen muss man üble Tricks und heimliche Tastenkombinationen nutzen, um sie auf das Modell umzustellen, was in anderen Kontinenten angeboten wird. Nur bessere können alles per direkter Menü-Wahl. Außerdem ist das gesamte Fernsehen hier bei uns einheitlich auf 50 Bilder pro Sekunde eingestellt.

Das heißt, bei uns wird 50fps erwartet, viele Kameras können auch nur 25/50 Bilder aufnehmen, weil sie sich entweder nicht umstellen lassen oder dann kein brauchbares Bild mehr liefern, wenn Kunstlicht dazu kommt. Manche neuere Kameras haben Einstellungen, mit denen sie trotz 60 Bildern pro Sekunde eine Netzspannungsfrequenz von 50 Hz (und damit das Flackern von künstlicher Beleuchtung) kompensieren können, ich weiß aber nicht, wie sie das genau machen.

Außerdem kann man Videos mit 50 und 60 fps nicht gut zusammenschneiden, weil das dann ruckelt. Dann müssen die Bilder zeitlich verschoben und dann immer wieder mal ein überflüssiges übersprungen oder ein fehlendes durch Verdopplung gewonnen werden. Das sieht schlecht aus.

Das nun wieder sehen viele asiatische Hersteller überhaupt nicht ein. Die kennen das auch oft nicht. Ich hatte mir vor einiger Zeit mal so einen ganz billigen China-GoPro-Klon gekauft (40 Euro oder sowas), der nicht grundsätzlich schlecht war, aber eben auch nur 30/60 fps. Als ich die mal angemailt habe, schrieben die, davon hätten sie noch nie gehört. Ob ich ihnen das mal erklären könnte. Habe ich. Sie bedankten sich sehr für die Erleuchtung, und das war’s. Keine neue Firmware. Sie machten ihre Kameras für Youtube und nicht für Europa, und Youtube geht mit 60 fps.

Schrecklich. Weder einheitlich 50 noch einheitlich 60fps geht. Immer spielt irgendwas nicht mit.

Alles mögliche können wir hier normen. Aber dass man hier nur Kameras verkauft, die den Standard können, das ist nicht drin.