Die Diktaturgefahr durch die Corona-Krise
Ich sehe die Gefahr.
Aber ich sehe sie ganz anders.
Seit dem Ausbruch der Corona-Krise hat sich die Art der Leserzuschriften deutlich verändert. Auf einmal bekomme ich – natürlich neben den vielen netten und nützlichen Zuschriften der vielen Leser – eine Vielzahl von Vorwürfen, Vorhaltungen, Beschuldigungen, warum ich da auf Staatlinie einschwenkte. Man schrieb mir, ich würde mich gerade selbst zerstören, oder auch viel Porzellan zerschlagen, und zwar mein eigenes. Viele versuchten, mich auf die Schiene zu bringen, zu schreiben, dass es das Corona-Virus gar nicht gäbe, frei erfunden, oder harmlos, dass es überhaupt keine Gefahr gäbe, und nur Leute sterben, die sowieso gestorben wären. Die Intensivstationen leer, alles nur Schwindel.
Mal blöd gefragt: War das denn bei Klimakrise, Waldsterben, Tschernobyl anders? War das nicht auch so, dass daran Leute sterben (sollten), die ohnehin irgendwann gestorben wären?
Aber ich will auf etwas anderes hinaus.
Viele Zuschriften erreichen mich (und ich bin mir nicht sicher, ob genausoviele Schreiber dahinterstecken, oder ob es wenige sind, die mit unterschiedlichen Identitäten auftreten, und ob es überhaupt echte Meinungen oder eine Agenturkampagne ist, denn für letzteres spricht einiges), die darin auch die Gefahr sehen, dass das alles nur inszeniert sei, um alle Grundrechte auszurotten, uns in den Wohnungen einzukerkern und draußen derweil die Kommunistische Dikatur zu errichten.
Ja und Nein.
Erstmal Nein, dann ein Ja auf meine Weise.
Nein, ich denke, ich kann ausschließen, dass man die Corona-Krise veranstaltet hat. Das hatte ich früher schon beschrieben. Man hat es ja verschlafen und sich viel zu dämlich angestellt, und dazu ist es viel zu gleichmäßig über Länder ganz unterschiedlicher Ausrichtung verteilt. Warum sollten etwa die Russen oder die Ungarn gerade eine kommunistische Revolution veranstalten?
Wie soll jemand, der schon daran scheitert, Atemmasken zu organisieren, so ein Ding durchziehen? Wenn es eine Revolution wäre, hätte man für Fähnchen gesorgt.
Nein, das ist es nicht.
Ja, das ist es. Aber andersherum.
Es ist durchaus zu beobachten, dass man die Krise inzwischen ausnutzt, die Gelegenheit nutzt, um den Kommunismus voranzutreiben. Man übt schon mal, das Geld mit der Gießkanne auszukippen und freut sich darüber, dass der Mittelstand, die verhasste Bourgeoisie, daran zugrunde geht. Man baut durchaus an einem kommunistischen Regime, und das merkt man auch daran, wie man gerade versucht, die Meinungsfreiheit einzuschränken. Alle reden gerade von Grundrechtseinschränkungen, aber kaum jemand sieht, dass man gerade massiv Waffen gegen die Meinungsfreiheit in Stellung bringt, und das ganze damit begründet, Fake-Informationen zur Corona-Krise verhindern zu müssen.
Einer schickt mir gerade Links auf diese und diese Webseite zu Vorgängen in Neuseeland (über deren Qualität sich der Leser seine eigene Meinung bilden möge), man sich viele über die linke und von vielen als doof aufgefasste Regierungschefin Jacinda Ardern ärgern. Ähnliches findet man in vielen Ländern, und auch bei uns feuert die LINKE (man muss nur deren Leuten wie Riexinger auf Twitter folgen) zumindest publizistisch aus allen Rohren, um für den Marxismus zu trommeln und wirklich alles auszunutzen, was passiert oder nicht passiert.
Da passiert was, ohne Zweifel.
Und nicht wenige sind der – durch begründeten – Meinung, dass gerade unser ganzes Geldsystem zertrümmert wird. Bargeld wird faktisch abgeschafft (ich selbst habe seit inzwischen über zwei Monaten bis auf den anachronistischen Einwurf meiner letzten Kleingeldmünzen in zwei Parkscheinautomaten nichts mehr mit Bargeld gemacht), und das Geld an sich vernichtet. Man flutet die Märkte mit Rettungsgeld bis zur Bedeutungslosigkeit des Geldwertes, und man redet bereits von einer Hyperbesteuerung, die kommen müsse. Das Ende des Gesellschafts- und Wirtschaftssystems, wie wir es kennen, steht bevor.
Im Gegensatz zu den Zuschriften und der Richtung, in die man mich drängen will, glaube ich aber eben nicht, dass man die Corona-Krise als Schwindel zu diesem Zweck veranstaltet hat, sondern nur, dass man versucht, sie zu diesem Zweck auszunutzen.
Ich sehe durchaus eine Verschwörung, aber eben nicht im Corona-Virus an sich, sondern im Konflikt um den Widerstand dagegen. Denn gerade diese unsägliche Bewegung, das Corona-Virus für eine Verschwörung zu halten – ich kann übrigens nicht widerlegen, dass das Corona-Virus Fake und Verschwörung ist, aber ich sehe eben auch keinerlei Anhaltspunkt dafür, und halte es für sehr unwahrscheinlich, weil es zuviel Glück und Wissen voraussetzt, um konstruiert zu sein – spielt denen in die Hände, die nach meiner Einschätzung die Krise für ihre Zwecke nutzen wollen. Und dieser ganze Verschwörungs- und Grippe-Kram spielt diesen Leuten in die Hände.
Mir fällt auf, dass viele der Zuschriften, die mich in diese Richtung drängen wollen oder dafür beschimpfen, es nicht zu tun, mehr oder weniger mit einem „rechten Aroma” daherkommen. Meist von Leuten, von denen ich noch nie etwas gehört habe und die mir gänzlich unbekannt sind, ab und zu aber auch von Leuten, die mir öfter schreiben (was nicht beweist, dass sie existieren), und sich auf irgendwelche Foren berufen, es also daher haben.
Wenn man schon Verschwörungstheorien als lustvoll empfindet, sollte man sich mal die Frage stellen, ob nicht die Corona-Krise an sich, aber der Widerstand dagegen ein inszenierte Aktion ist, eine False-Flag-Aktion. Ich habe das vor Jahren mal beschrieben, dass einer der Gründe, die Kommentarfunktion hier abzuschalten, war, dass immer wieder Leute versuchten, mir unterschwellig und unauffällig „rechte” Inhalte unterzujubeln und ins Blog zu drücken, ich aber den starken Eindruck hatte, dass es eben keine „Rechten” waren, sondern „Linke”, die mein Blog als „rechts” erscheinen lassen wollten. Genau diesen Eindruck habe ich bei vielen dieser Zuschriften wieder: Dass die Leute mich dazu bringen wollen, gegen die Corona-Maßnahmen zu wettern, um mich dann als Deppen hinzustellen. Ich habe den Eindruck, dass das eine Kampagne einer Agentur ist.
Dazu tragen auch die Angriffe auf die Fernsehteams bei. Viele stellten den Angriff auf das ZDF-Team ohne überhaupt zu wissen, was passiert ist, als rechten Angriff hin, als wären sie Auftragsschreiber, und normalerweise hätte man das ja auch nicht klären können, wenn man nicht zufällig später ein Fahrzeug hätte stoppen können, in dem vermummte Täter weggefahren waren. Ohne diesen Betriebsunfall hätte man nicht erfahren, dass Linke dahinterstecken. Das stinkt enorm nach versuchter False-Flag-Attacke, weil auch die Medien ja sofort schrieben, dass das dort eine Demo war, „zu der auch Rechte gehen”. Kurz drauf dann als Ausgleichsversuch ein „Angriff” auf ein ARD-Team, der sich dann als einzelner Fußtritt herausgestellt haben soll.
Das stinkt alles ganz gewaltig, und der Hintergrund könnte sein, dass sich da angeblich eine neue Partei „Widerstand2020” formiert haben soll, die sehr schnell sehr viele Mitglieder gesammelt haben und sich auf das Thema konzentrieren soll, die Corona-Maßnahmen als Grundrechtsabschaffung hinzustellen.
Man kann durchaus den Eindruck gewinnen, dass das ZDF mit solchen Formaten wie heute show oder Dunja Hayali mit ihren Pegida-Besuchen den Staatsauftrag verfolgt, jegliche Konkurrenz zu den etablierten Merkel-Wahl-Parteien zu bekämpfen. Es ist unübersehbar, wie sich die heute show an der AfD abgearbeitet hat, und das war meines Erachtens ein höchstwahrscheinlicher Grund, warum die sich da am Rosa-Luxemburg-Platz bei dieser Anti-Corona-Demo herumgetrieben haben. Man sollte zumindest über die Frage mal nachdenken, ob der Angriff echt war, oder eine – möglicherweise auch von Agenturen und ohne Wissen des ZDF – inszenierte Aktion war, die man dann den Demoveranstaltern in die Schuhe geschoben hätte. Es würde zumindest exakt auf die Praktiken der Stasi passen. Klassische Zersetzung und Diffamierung.
Insofern halte ich es für eine bekloppte und kontraproduktive Idee, da auf Corona-ist-Schwindel zu machen (solange man nicht wirklich greifbare Anhaltspunkte und Argumente hat), weil man damit nämlich genau denen, die man für seinen Gegner hält, in die Hände spielt. Falls es überhaupt eine Idee und nicht eine inszenierte False-Flag-Kampagne ist.
Ich kann da nur dringend empfehlen, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben, und sich auf das zu beschränken, was man nun wirklich weiß und was nicht, und eine ganz profane Risikoabwägung zu machen. Klassisches Risk Management.
Im Prinzip muss man vier Varianten miteinander vergleichen:
Aktion | Corona gefährlich | Corona ungefährlich |
---|---|---|
zuhause bleiben | Schaden? | Schaden? |
raus gehen | Schaden? | Schaden? |
Risk Management heißt, für alle drei Fälle die dadurch entstehenden Kosten zu berechnen, dann mit ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit zu multiplizieren um die zu erwartenden Kosten für diese Handlungsvariante zu berechnen.
Was hier eben nicht einfach ist, weil in einem Fall das zuhause bleiben und im anderen Fall das raus gehen die bessere Entscheidung ist. Und der Schaden auch nicht so genau vorherzusagen ist. Das macht die Sache so verzwickt.
Ich sehe aber im Moment bei keiner Seite richtig, bei den Corona-Gegnern aber gar nicht, dass man sich diesen Überlegungen irgendwie widmet. Alles so emotiona-subjektiv.
Und damit macht man es ausgerechnet denen, von denen man sich bedroht fühlt, sehr leicht.
Das Ergebnis ist, dass die Intensivstationen zwar gerade ziemlich leer sind, aber die, die Corona für harmlos oder Fake halten, trotzdem gerade als „rechte Spinner” dastehen.