Die marxistische Agenturchefin, die sich in fremde Angelegenheit mischt
Viele Leser schreiben mir empört zu einem WELT-Artikel. [Nachtrag 2]
Die WELT berichtet über eine Chefin einer Werbeagentur, deren Brille mich an die Rammbügel amerikanischer Polizeiautos erinnert, und so sind sie wohl auch gedacht:
Gemeinsam gegen Mini-Me: Victoria Wagner will mit einem hochkarätig besetzten Netzwerk Deutschlands allzu homogene Wirtschaftselite aufmischen. Warum ein kultureller Wandel nicht nur in den Chefetagen nötig ist, erklärt die Agenturchefin im Interview.
Sie gründete 2004 Deutschlands erste Agentur für Markenkommunikation, war die erste weibliche CEO des Düsseldorfer PR-Giganten Ketchum Pleon und berät seit 2019 mit ihrer Strategieberatung Alternativlos Unternehmen bei der digitalen Transformation. Die Erfahrungen, die sie dabei auch international sammelte, machten Victoria Wagner klar, dass Deutschland in Sachen Diversität und Inklusion ein Defizit hat, das schon bald gefährlich werden könnte – auch und gerade in Corona-Zeiten.
Aha. Weil wir gerade „in Corona-Zeiten” sind, brauchen wir dringend mehr Frauen in den Vorständen. Nachts ist es kälter als draußen.
Victoria Wagner: Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, Diversität und Inklusion in der DNA von führenden börsennotierten und mittelständischen Unternehmen zu verankern und damit die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes langfristig zu sichern. Wir wollen bei der Besetzung von Vorstandspositionen und Aufsichtsratsmandaten endlich Chancengleichheit sicherstellen für Führungskräfte anderen Geschlechts, Alters, kultureller Herkunft, sexueller Orientierung und Geschlechteridentität.
Wie, bitte!?
Die betreibt eine privatrechtliche Firma und will los, um fremde Firmen, die ihr nicht gehören, umzubauen?
Was geht die das eigentlich an?
Was hat die sich in fremde Firmen einzumischen?
Und was für ein Wettbewerb?
In welchem Wettbewerb würde die Wettbewerbsfähigkeit durch Frauen im Vorstand positiv beeinflusst?
Oder wenn wir schon von Corona-Zeiten reden: Wieviel Wettbewerb gibt es da überhaupt noch?
Und warum stehen in ihrer Liste „anderen Geschlechts, Alters, kultureller Herkunft, sexueller Orientierung und Geschlechteridentität” nur Eigenschaften, die dem Unternehmen nichts oder nur wenig bringen, während sie kein Wort von Qualifikation, Befähigung und so weiter sagt?
„Wer mit anpacken will, darf keinen Nachteil aufgrund von Geschlecht, Alter, Herkunft oder sexueller Orientierung haben“, sagt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf Ihrer Website. Was genau hat Chancengleichheit mit Wettbewerbsfähigkeit zu tun?
So?
Darf jemand, der „mit anpacken will”, Nachteile aufgrund fehlender Befähigung haben?
Und darf jemand, der nicht anpacken will und kann, und nur zum Kassieren kommt, Vorteile aufgrund von Geschlecht usw. haben?
Es gibt zu diesem Thema diverse Studien, darunter eine von McKinsey aus dem Jahr 2018, die zeigt, dass die Profitabilität von Unternehmen um 21 Prozent steigt, wenn sie einen hohen Anteil an Frauen in Geschäftsführung und Vorstand haben.
Die Glaubwürdigkeit von McKinsey ist unter Null. Die blöken, um ihre Dienstleistung zu verkaufen. Als ob man einen Gebrauchtwagenhändler fragen würde, ob man sich ein neues Auto kaufen soll.
Wir müssen wegkommen von bloßen Lippenbekenntnissen.
Wieso „müssen” wir das?
Was ist denn, wenn wir das nicht machen?
Alles andere führt nicht zu kulturellem Wandel.
Ach, so. Und wenn wir den nicht wollen oder der einen Schaden darstellt? Ich habe schon oft genug beschrieben, dass die Anreicherung per Frauenquote die deutsche Hochschulinformatik durchruiniert hat und wir eben nicht (mehr) konkurrenzfähig sind. Kein deutsches Produkt von Wichtigkeit. Und jetzt kommt die Tante daher und blubbert, das wäre wichtig?
Wagner: Um einen Mindshift zu bewirken, müssen wir ganz oben ansetzen, in den Vorständen und Führungsgremien. Unser Ziel ist: Chancengleichheit für alle, inklusive der jetzigen klassischen Führungsbesetzungen. Wir wollen die weißen Männer deutschen Ursprungs und mittleren Alters nicht ausschließen, die sollen ja nicht von der Bildfläche verschwinden. Aber momentan werden Top-Führungspositionen in Deutschland einfach nicht mit den besten Kandidaten besetzt, sondern mit denen, die dem Altbewährten entsprechen.
Wieso soll man sich von einer PR-Tussi eine völlig unqualifizierte Blanko-Aussage über alle Firmen, die sie nicht mal kennt, reinschieben lassen, wonach alle besser wären als „weiße Männer”?
WELT: Frau Wagner, Sie sind seit vielen Jahren erfolgreiche Werberin und Unternehmenschefin. Jetzt engagieren Sie sich mit Ihrem Netzwerk BeyondGenderAgenda für Diversität und Inklusion in Unternehmen.
Wieso landet jemand, der angeblich so erfolgreich ist, auf so einem Schrott-Thema?
Und wie will eine „Werberin” auch nur ansatzweise beurteilen können, wer für Firmen die beste Führungskraft ist?
Wagner: Es bringt mich auf die Palme, dass wir in großem Stil über Führungskräftemangel klagen, aber letztendlich die mannigfaltigen Möglichkeiten gar nicht in Betracht ziehen.
Soweit ich weiß, klagen wir über Fachkräftemangel.
Einen Führungskräftemangel haben wir erst dann, wenn wir per Quote Frauen besetzen müssen und keine finden, die qualifiziert sind oder höchstens begrenzten Schaden anrichten.
Was läuft da ab?
Was soll der Blödsinn, als PR-Tante ohne die Sachkunde für Führungskräfte rumzulaufen und den Firmen sagen zu wollen, was sie falsch machen, als Unternehmensberater ohne Auftrag?
Das stinkt zehn Meilen gegen den Wind nach PR-Kampagne, dass die von irgendwem dafür bezahlt werden, diesen Mist zu verbreiten.
Wie schon mehrfach festgestellt: Es scheint, als wollte man gerade das Thema Corona davonblasen und gewaltsam die „alten” – und komplett kaltgestellten – Themen wieder hochbringen: Klima, Gender, Rechts-Links. Man kann sich durchaus fragen, ob der Angriff auf das ZDF-Team auch vorrangig dazu diente, das alte Thema „Linke-Rechte” wieder in die Medien zu bringen. Ich habe den starken Eindruck, dass all die Kampagnen-Heinis gerade befürchten, dass sie völlig aus dem Bewusstsein rutschen und den Anschluss verlieren, und sich gerade mühen, ihre Themen wieder auf die Mattscheibe und in die Presse zu bringen. Das Ding stinkt sowas von nach einer gedungenen Kampagne.
Wäre ich Inhaber oder Haupt-/Mehrheitsaktionär eines Unternehmens, würde ich jeden Geschäftsführer oder Vorstand fristlos rausschmeißen, der sich mit solchen politischen Unternehmenssaboteuren einlässt.
Nachtrag: Am Ende des Textes:
Anmerkung der Redaktion: WELT ist Kooperationspartner bei BeyondGenderAgenda.
Kampagnenjournalismus.
Nachtrag 2: Mir fällt gerade noch was auf. Ich zitiere nochmal die Textstelle:
Es gibt zu diesem Thema diverse Studien, darunter eine von McKinsey aus dem Jahr 2018, die zeigt, dass die Profitabilität von Unternehmen um 21 Prozent steigt, wenn sie einen hohen Anteil an Frauen in Geschäftsführung und Vorstand haben.
„zeigt” im Singular. Nicht Plural.
Heißt: Es gibt diverse Studien. Und nur die eine von McKinsey aus dem Jahr 2018 zeigt, dass die Profitabilität durch Frauen steigt.
Und was sagen die anderen? Dass die Profitabilität abstürzt?
Mal eine schräge Frage: Wenn das so wäre, dass die Profitabilität durch Frauen steigt, warum gibt es dann überhaupt noch Insolvenzverfahren? Würde man dann nicht als Notmaßnahme die Vorstände mit schwarzen Lesben besetzen, wenn das doch eine Profitabilitätssteigerung verspricht?
Aber: Was ist dann eine Steigerung um 21 Prozent, wenn das Unternehmen keinen Gewinn oder gar Verluste macht?
Und warum liegt die behauptete Profitabilitätssteigerung in der Höhe des behaupteten Gender Pay Gaps? Liegt die Profitsteigerung darin, dass man dann den Führungskräften eben 21 Prozent weniger Gehalt zahlt und das als Profit ausweist?