Ansichten eines Informatikers

Über Löhne und Schlachten

Hadmut
21.5.2020 14:14

Ein Gedanke.

Die letzten Tage werden wir als Nebenausleger der Corona-Krise damit medien- und nachrichtentechnisch zugedonnert, wie schlimm es um die Billiglöhner in den Schlachthöfen bestellt ist. Katastrophale Arbeits- und Lebensbedingungen, Unterkünfte, lächerliche Niedriglöhne.

Manche warnen schon, wenn man das, wie angekündigt, verböte, würde nichts besser, es entgleite unserer Kontrolle nur völlig, weil sich das dann alles nach Osteuropa verlagere.

Im Prinzip wieder das China-Problem, wie ich das neulich in Der Einsturz des Bundessozialluftschlosses beschrieben hatte: Hier erzählen sie uns einen von Sozialstaat, Mindestlohn, Menschenwürde und so weiter, tatsächlich aber führt das nur dazu, dass immer mehr Teile unserer Gesellschaftsform in Billiglohnländer verlagert werden und unsere Sozialromantik immer mehr zum Trugbild wird.

Im Prinzip auch eine Neuauflage von „Bei uns kommt das Fleisch aus der Steckdose”. Erinnert mich immer stark an die Kernkraftdiskussion, als man hier aus Sicherheitsgründen Kernkraftwerke abschaffte, den Strom dann aber aus maroden Uraltkraftwerken im Ausland heranholt, für die man dann nur einfach nicht mehr verantwortlich ist.

Letztlich lässt sich das alles auf das alten sozialistische Lügenprinzip zurückführen: Kommunismus/Sozialismus können gar nicht funktionieren, deshalb muss man sich das dann zusammenlügen. Deshalt wird – Prinzip der potemkinschen Dörfer – immer nur das gezeigt, was ins Konzept passt. Der Rest läuft dann irgendwo draußen. Und dann wird eben in Rumänien oder sowo geschlachtet, auch nicht zu besseren Bedingungen und Löhnen, aber bei uns ist dann alles eitel Mindestlohn. Und dann wundern wir uns, warum wir zusammenklappen, wenn wir mal vom Waren- und Dienstleistungsstrom aus China und Indien abgeschnitten sind.

Wie ich darauf jetzt komme?

Ich hatte eben nach dem Mittagessen zum Verdauen gerade mal im Fernsehen herumgezappt, und war auf die letzten Minuten von „Die Ziegenlady” im ZDF gestoßen, eine Corona-Themen-Verzweiflungs-Doku über eine Ziegenhirtin. Die damit klarkommen muss, dass sie einen Teil ihres Einkommens nicht mehr hat, weil sie früher Ziegen zum Schlachten verkaufte, das aber nun nicht mehr macht, weil sie das den Tieren nicht mehr antun will, dass sei alles viel zu übel geworden.

Den Grund fand ich aber überaus erstaunlich:

Die EU nämlich habe die Hygiene-Vorschriften immer weiter hoch geschraubt, so dass sie nun so hoch sind, dass sich das Schlachten überhaupt nur noch im großindustriellen Maßstab lohnt. Und zur Großindustrieschlachtung will sie ihre Tiere nicht geben.

Wurde das in den Diskussionen und Talkshows der letzten Tage um die ach so schlimmen Zustände in Schlachthöfen irgendwo mal erwähnt, dass die wirtschaftlichen Bedingungen des Schlachtens auf EU-Recht zurückgehen?

Ich könnte mich nicht erinnern, irgendwo davon gehört zu haben. Immer nur diese Kapitalismusdiskussion von geldgierigen Großindustriellen. Aber nirgends etwas dazu, dass man kleine Schlachtereien über EU-Recht anscheinend abgewürgt und die Kosten des Schlachtens immens hochgetrieben hat.

Warum aber hört man davon nicht, wenn es doch erwiesen zum Wissensschatz mindestens des ZDF gehört?

Es erinnert mich an die Mieten-Diskussion.

Da wird uns auch immer erzählt, die hohen Mieten und die Wohnungsknappheit läge an den bösen Kapitalisten, während in Wirklichkeit große Teile der Arbeitsleistung, die wir für das Wohnen erbringen müssen, im Staatssteuersäckel verschwinden und die ganze Klima- und Energiediskussion und die extrem wuchernden Bauvorschriften das Bauen extrem teuer machen kann. Bauunternehmer Christoph Gröner hat das mal irgendwo in einem Interview gesagt, dass man so irre viele Bauvorschriften habe, dass man die mit normalen Wohnungen wirtschaftlich nicht mehr abbilden kann. Günstige Wohnungen für ärmere Leute kann er nur als Mischkalkulation zusammen mit richtig teuren Luxuswohnungen bauen, die die damit quersubventionieren.

Man kann sich die Frage stellen, ob diese Verteuerungen wieder mal ein Weg zur „Weltverbesserung” sind und man den Fleischkonsum einfach hintenrum abschaffen will.

Man kann sich aber auch die Frage stellen, ob das alles nicht einfach nur zwangsläufige Desinformations- und Ablenkungsmanöver sind, wenn das funktionsunfähige Modell vom Sozialismus wieder mal vorne und hinten nicht funktioniert.

Immer wieder schreiben mir Leser, dass es den „Kapitalimus” gar nicht gäbe, dass das eine rhetorische Hilfskonstruktion der Linken sei, um irgendwas zu haben, dem sie die Schuld an allem geben können, was einfach nicht funktioniert. Sozialismus ist wunderbar, also muss alles, was nicht funktioniert, zu Lasten eines bösen Antipols gehen. Wie Gott und Teufel. Wenn’s wieder mal schief läuft, dann hat nicht Gott versagt, sondern dann war es wieder der Teufel.

Gerade haben wir bei Masken die Erkenntnis gewonnen, dass es falsch wäre, alles auszulagern und dann von anderen Ländern abhängig zu sein. Gleich machen wir den Fehler wieder und verschieben Schlachtereien nach Osteuropa.

Dient das ganze Medientheater nur dem Zweck zu vertuschen, dass uns die sozialistische Märchenwunderwelt weder mit Masken, noch mit Fleisch versorgen kann?