Skype-Akt
Noch eine Corona-Monstrosität.
Ich habe ja die Akt-Fotografie komplett eingestellt.
Ein kleiner Grund ist Zeitmangel. Ein kleiner Grund ist die Inflation, mir fällt keine Körperstelle und kaum eine Pose mehr ein, die ich nicht schon auf mindestens 10.000 Fotos gesehen habe. Es ist im Prinzip jedes mögliche Foto schon gemacht worden, nur nicht von jedem (Fotograf) von jedem (Model). Oder anders gesagt: Die Evolution der nackten Frau hält nicht adäquat Schritt mit den Fortschritten der Kameratechnik. Es gibt wenig Neuigkeiten an der Frau als solcher, von den Tattoo-Motiven vielleicht abgesehen.
Der Hauptgrund ist aber die politische Bedrohungslage. Die Situation Linken-Kritiker mit nackter fremder Frau ist schlichtweg zu gefährlich. Geht einfach nicht mehr. Viel zu gefährlich, da irgendwie reingelegt oder erledigt zu werden. Die Tätigkeit ist schlicht beendet. Was insofern bedauerlich ist, weil ich immer noch in zwei Fotografenforen bin, und sich immer wieder die wirklich hübschesten Models aus Tschechien, der Ukraine und Russland melden, die hier durch die Städte reisen und Fotografen suchen, um sich ihre Reisekosten zu verdienen. Vor 20 oder 30 Jahren hatte man noch das Problem, wie man Frauen anspricht und ihnen nahebringt, dass man sie gerne nackt ausziehen und abfotografieren würde. (Was aber verblüffenderweise gar nicht so selten funktioniert. Manche scheinen regelrecht davon geträumt zu haben. Nicht wenige haben sich so ihr Studium finanziert, ein oder zweimal im Monat zu strippen ist manchen allemal lieber als täglich zu kellnern.) Das Problem besteht nicht mehr – oder nur noch, wenn man es kostenlos haben will. Man muss sich eigentlich nur noch im Forum registrieren, ein paar Probebilder hochladen, und wenn die Bilder halbwegs passabel sind, stehen die Schlange.
Corona hat da gerade einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.
Aus einem Forum bekomme ich seit einiger Zeit immer wieder Mails, in denen Models anbieten, Aktfotografie per Skype zu betreiben. Man geht ist einen Telefonkonferenz, gibt mündlich Anweisungen, dann machen die das, und man soll auf die Screenshot-Taste drücken.
Ist das nicht schrecklich? (Und knapp an diesen Video-Sex-Tanten?)
Mir ging allerdings ein Gedanke durch den Kopf. Oder zwei, um genau zu sein.
Schon seit Jahren gibt es einige wenige Leute (es ist wohl irre zeitaufwendig, da ordentliche Ergebnisse zu bekommen), die ihre Aktfotografie an Avataren machen. 3D-Modelle. Es gibt Anbieter von 3D-Modellen von Menschen, an denen man die Rechte erwirbt wie eine Software-Lizenz (was es ja auch ist). Da gibt es dann sehr viele Parameter, ob der dann einen dicken Bauch oder fette Muskeln hat, kann man per Schieberegler einstellen, Haarfarbe und so weiter austauschen. Das ist nicht wie eine Schaufensterpuppe, die aussieht, wie sie aussieht, sondern ein Modell, an dem man vieles einstellen und wählen kann. Man kann ganze Menschenmengen aus Leuten erzeugen, die alle alle unterschiedlich aussehen, aber auf demselben Modell beruhen. Halt mit unterschiedlichen Parametern. Kleidung, Frisuren und sowas kann man zukaufen wie bei einem Klamottenladen. Und damit dann Fotos, Videos und so weiter machen.
Und dann gibt’s Leute, die machen damit Aktfotografie. Was je nach Körpermodell Aufpreis kostet. Weil die in der Grundkonfiguration nackt so glatt wie eine Barbie aussehen. Das Nackt-Geraffels ist Sonderzubehör, das kostet extra. Dafür hat man Optionen zur Auswahl.
Und davon habe ich schon Fotos gesehen, die völlig echt wirken und von denen die meisten Leute gar nicht merken, dass das keine echten Fotos sind. Selbst mit Übung und Sachkunde muss man schon zwei- oder dreimal hinschauen, um es zu erkennen, wenn es wirklich gut gemacht ist.
Geht auch nicht alles. Die haben zwar ein super Skelettmodell, aber ich habe schon welche gesehen, wo die Hautfalten eher nach Falten in einer Jacke aussahen. Aber schon nah dran.
Nun überlege ich gerade, wie lange das noch dauert, bis man diese Video-Sex-Girls oder auch Aktmodels voll durchvirtualisiert, und das noch mit Spracherkennung koppelt, dass sie also macht, was man sagt, nur eben nicht mehr von einer Kamera aus irgendeinem Zimmer, sondern als KI-Prozess irgendwo in der Cloud.
Wenn man das weiterspinnt, kann man eine moderne Spiellose Digitalkamera mit digitalem Sucher mit einer 3D-Brille für virtual Reality kreuzen und dem Fotografen eine normal erscheinende Kamera in die Hand drücken, die ihm im Sucher nur vorgaukelt, dass er da ein Model, eine Frau vor sich sehen würde, das Bild aber immer genau so rechnet, als würde man durch den Sucher schauen und das im Sucher auch so darstellt. Und immer, wenn man den Auslöser drückt, macht es zwar *Klick*, aber statt eines Fotos über den Sensors wird das Bild gerechnet und auf Speicherkarte abgelegt.
Virtuelle Aktfotografie.
Bin mal gespannt, wann wir das bekommen.
Normalerweise hat man in den Model-Datenbanken Suchmasken, in denen man Größe, Alter, Umfang, Körbchengröße, Haarfarbe und so weiter eingeben kann und passende Models angezeigt bekommt. Künftig steuert dieselbe Maske dann die Parameter des Models.
Digitalisierung eben.