Andere Blickwinkel auf den Fall Floyd
Das Geschrei könnte noch nach hinten losgehen.
Inzwischen gibt es Behauptungen, dass diese Praxis, auf Festgenommenen zu knien, bei den meisten amerikanischen Polizeien – aus gutem Grund – verboten ist, es in Minneapolis aber noch erlaubt und vorschriftsmäßiges Verfahren ist. Demnach wäre es gut möglich, dass sich die Polizisten vor Gericht darauf berufen, exakt nach Dienstvorschrift gehandelt zu haben. Das ist im amerikanischen Recht ein ziemliches Argument.
Inzwischen ist auch ein 20-seitiger Autopsie-Bericht öffentlich einsehbar. Abgesehen davon, dass er 2019-nCoV positiv war, und sie zwar eine reihe äußerer, aber keine lebensbedrohlichen Verletzungen festgestellt haben, hatte der – außer Alkohol – wohl eine reichhaltige Palette an Drogen im Blut. Seite 2:
Toxicology (see attached report for full details; testing performed on antemortem blood specimens collected 5/25/20 at 9:00 p.m. at HHC and on postmortem urine)
A.Blood drug and novel psychoactive substances screens:
1.Fentanyl 11 ng/mL
2.Norfentanyl 5.6 ng/mL
3.4-ANPP 0.65 ng/mL
4.Methamphetamine 19 ng/mL
5.11-Hydroxy Delta-9 THC 1.2 ng/mL; Delta-9 Carboxy THC 42 ng/mL; Delta-9 THC 2.9 ng/mL
6.Cotinine positive
7.Caffeine positiveB.Blood volatiles: negative for ethanol, methanol, isopropanol, or acetone
C.Urine drug screen: presumptive positive for cannabinoids, amphetamines, and fentanyl/metabolite
D.Urine drug screen confirmation: morphine (free) 86 ng/mL
Dann steht noch was zu Sichelzellenanämie drin, was ich aber fachlich nicht ausreichend verstehe.
Richtig lustig wird es dann mit den Laborberichten ab Seite 14. Liest sich wie der Katalog eines Online-Drogenhandels. Dabei haben sie nur die nötigsten Tests gemacht, nicht mal alles.
Ich kann es nicht beurteilen, aber mir schreibt jemand, dass angesichts der Werte verwunderlicher als der Tod durch die Polizei der Umstand wäre, dass er vorher noch gelebt hatte. Man müsse schon jahrelangen Drogenkonsum haben, um solche Werte tolerieren zu können. Als Laie sehe ich da nur, dass der ordentlich Meth, Opiate, Cannabis im Blut hatte.
Die Polizisten können sich dann wohl auch tatsächlich darauf berufen, dass mit diesem wandelnden Drogenlabor nicht normal umzugehen war, und der da im Wagen durchgedreht ist. Zwar gibt es ein Video, wonach der erst brav mitgekommen ist, aber eben auch die Aussage, dass er an Klaustrophobie leide. Das könnte in Verbindung mit dem gefesselt in den Wagen gezwängt zu werden und den Drogen dafür gesorgt haben, dass der ausgerastet ist. Das müsste man den Polizisten erst mal widerlegen.
Ich habe deshalb Zweifel, ob die Anklage und Festnahme der Polizisten wirklich so ernst ist, oder ob man die nur vortäuscht, damit sich die Lage erst mal beruhigt, oder sie politisch als Bauernopfer opfert.
Wenn es tatsächlich dort eine Dienstvorschrift gibt, die dieses Knien auf Festgenommenen vorsieht, und der da voller Drogen war, noch dazu mit einer Vergangenheit als Gewaltverbrecher, dann wird das juristisch ziemlich schwierig, denen da noch einen schweren Vorwurf draus zu machen. Immerhin sind die auch zu viert und können aussagen, dass der da im Wagen angefangen hat, unbändig zu randalieren.
Ich persönlich habe ohnehin ein Problem damit, „Justice for…” und eine Verurteilung zu fordern, bevor man die Sache untersucht und den Beschuldigten angehört hat. Meine Meinung von Gerichtsverfahren, bei denen das Ergebnis schon vorher feststehen soll, ist ziemlich niedrig. Auch aus eigener Erfahrung.