Ansichten eines Informatikers

So lügt man mit Statistik

Hadmut
8.7.2020 13:41

Bisschen Medienkompetenz.

Ein Leser schmeißt mir gerade das hier vor die Füße:

Die Statistik sieht doch so aus, als wäre COVID-19 viel ungefährlicher als die Grippe. (Es ist sowieso falsch, weil man Grippe und COVID schreiben müsste, Corona-Viren sind meines Wissens beide.)

Der Statistik-Fake ist aber: Es werden zwei bzw. mehrere Größen verändert, und dann so getan, als ginge es nur um eine. Es werden nämlich

  • Verschiedene Virentypen mit verschiedenen Übertragungscharakteristika
  • Krankheitsverläufe mit und ohne Lockdown

verglichen. So ein typischer Fehler nahe am Simpson-Fehler, mit dem auch die Feministen ständig betrügen. Es ist immer schwierig oder sogar unmöglich, ohne näheres Zusatzwissen Statistiken auszuwerten, wenn sich darin mehrere Größen ändern. (Zumal die Korrelation eben auch keine Kausalität ist.)

Stellt Euch vor, ich nähme genau dieselbe Statistik und ändere nur die Überschrift: „Todesfälle durch Corona-Viren vor und nach dem Lock-Down des öffentlichen Lebens”. Plötzlich bekommt dieselbe Statistik genau den entgegengesetzten Aussagegehalt, nämlich dass ein Lock-Down erweislich viele Leben rettet und die Todeszahlen dadurch massiv nach unten gehen. Derselbe Fehler, nur diesmal nach der anderen Größe ausgerichtet, nämlich den Lockdown-Maßnahmen.

So lügt man mit Statistik.

Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass sich die Mess-Werte immer auf ein ganzes Jahr beziehen, wir COVID-19 aber gerade erst ein halbes Jahr und in Deutschland gerade mal 4 Monate in der Ausbreitung haben und (trotz Jens Spahn) vorgewarnt waren, weil wir ja die Bilder aus China kannten? Schon deshalb ist die Statistik Fake, weil sie für COVID 2019/2020 angibt, ein Jahr als Bezugsgröße, obwohl bei uns COVID so richtig erst seit April, also vier Monaten läuft. Man müsste die Zahl der COVID-Toten also schon mal drei oder vier nehmen, um sie auf einen Jahresbezug zu bringen.

In einigen Ländern wie USA, Australien geht das jetzt erst richtig los, die kommen gerade in heftigere, zweite Wellen. Das heißt, es reicht nicht, die Zahlen mit vier zu multiplizieren, um auf eine Jahresgröße zu kommen.

Oder anderes gesagt: Um sagen zu können, wieviele Tote pro Jahr durch COVID verursacht werden, müsste man erst mal ein Jahr abwarten.