Ansichten eines Informatikers

Von der Dicken, die nackt fotografiert werden wollte

Hadmut
15.8.2020 17:10

Ah, jetzt, ja. … Äh … nein. [Nachtrag: Wenn ich so drüber nachdenke, wie ich dieses XXL-Weib abbilden würde…]

Den Originaltweet (also den, den ich da gesehen hatte) habe ich zwar immer noch nicht, aber ein Leser hatte die Causa erkannt und den Fall (und damit die Namen) gefunden:

Siehe auch hier. Oder länger den Artikel im Guardian.

Es geht darum, dass sich das füllige plus-size model Nyome Nicholas-Williams von der Fotografin Alexandra Cameron hatte fotografieren lassen hatte (irgendwo hatte ich noch gelesen, dass sie zu ihrem Leidwesen immer darauf achteten, dass die Nippel irgendwie bedeckt oder nicht zu sehen sind), und das Bild dann von Instragram gelöscht wurde, und sie sich diskriminiert fühlt.

The response on Instagram was ecstatic: “stunning … beautiful … this should be in a gallery!”. But within hours, Instagram had deleted the photo and Nicholas-Williams had been warned her account could be shut down.

“Millions of pictures of very naked, skinny white women can be found on Instagram every day,” said Nicholas-Williams. “But a fat black woman celebrating her body is banned? It was shocking to me. I feel like I’m being silenced.”

Her followers rallied. Hundreds of users fought the platform last week to share the censored photos of Nicholas-Williams under the hashtag #IwanttoseeNyome, while Cameron accused Instagram of a disconnect between its positive statements over Black Lives Matter and the apparent unfair targeting of its black content creators.

Also mir gefällt das Bild nicht. Aber das hat nichts zu sagen, die wenigsten Portraits und Aktfotos gefallen mir, trotzdem bin ich der Meinung, dass man sie zeigen darf (oder dürfen sollte), weil mein Geschmack nun mal nicht der Maßstab ist.

Allerdings ist anzumerken, dass es in der Aktfotografie schon immer drei Kategorien gab: Die, die für den Fotografen gemacht werden, und nur dem gefallen müssen. Die, die nur für die fotografierte Person gemacht werden und nur der gefallen müssen. Und die, die für ein Publikum gemacht werden und dem gefallen müssen.

Aktfotografie ist nämlich auch nicht das Recht, andere mit sich selbst zu belästigen. Und man kann ein Publikum auch nicht einspannen, um jemandem mit irgendwelchen Problemen Attraktivität vorzugaukeln. Und mir fehlt dann auch der Wesenszug, Leute zu belügen und ihnen zu erzählen, das Bild wäre schön, obwohl es mir nicht gefällt.

Aber bitte, Instagram ist doch prima für sowas, da kann sich jeder selbst aussuchen, was er anschauen möchte.

Das Problem ist viel eher, dass man nun auf die amerikanische Prüderie stößt, die man so lange gezüchtet und gepflegt hat, und dass es ja schließlich feministisches Machwerk ist, nackte Haut zu zensieren. Das ist das eigentliche Problem.

Den Tweet, den ich eigentlich meinte, in dem irgendeine Frage wie „Warum kann ich nicht” stand, habe ich noch nicht gefunden, aber welche mit gleichen Bildern:

Sorry, aber die needs nicht to be seen.

Nach meinen Kriterien und meinem Empfinden ist das Foto hässlich. Und damit meine ich nicht mal die scheußliche Tapete (oder Vorhang mit Falten).

Der Bildaufbau ist miserable, eine Bildidee ist nicht da, dieser große schwarze Fleck durch die Hose ist schlichtweg ein fotografischer Kardinalfehler, jemanden so auf einen Scheiß Barhocker zu pflanzen ist auch ein Aufbaufehler, weil das die Fettleibigkeit noch betont. Und es sieht auch noch so aus, als bräuchte sie eine Stehhilfe, weil sie sonst umfällt. Wie ein Stock im Arsch und davon drei, weil einer allein das Gewicht nicht hält.

Und dann steht die da wie bestellt und nicht abgeholt und guckt wie eine Kuh, die wartet, dass es donnert.

Tut mir leid, aber das sind lausige Fotos. Die Frau ist nicht schön, die Fotografin ist nicht gut.

Und sowas muss man nicht nur nicht sehen, sowas hätte keine Sau interessiert, wenn nicht das Geschrei um Diskriminierung und Algorithmen. Man muss sich nicht in eigener Hässlichkeit oder deren Ablehnung aalen. Und der Mut alleine, Hässliche zu fotografieren, macht per se noch kein gutes Foto. Das Bild muss halt auch was taugen.

Wenn ich die Frau hätte fotografieren sollen, hätte ich zunächst mal Portraits gemacht. Der Kopf sieht nämlich wesentlich besser aus als der Rest. Mit dem Gesicht kann man was machen.

Als nächstes hätte ich ihr diese entsetzliche schwarze Buchse ausgezogen. Schrecklich, vermurkst alles.

Dann hätte ich ein Möbel gesucht, das proportional zu ihr passt. So ein üppiges barockes Plüschsofa mit rotem Samt, so ähnlich wie die von Loriot. Und die dann so lasziv auf diesem Sofa verteilt und nicht auf einem Hocker platziert, der in ihrem Hintern verschwindet.

Und dann mal Gesichtsausdrücke variiert und geübt.

Aber sowas, was die da abliefern, ist doch ein ziemlicher Scheiß, und dann regen die sich noch auf.

Nachtrag:

Ja, wenn ich mal so 10 Minuten drüber nachdenke, wie ich das anstellen würde, die Frau zu fotografieren…

Ja. So ein großes schweres barockes Sofa mit Schnörkel und fettem dunkelrotem Samt. Ein Möbel, das dem kapitalen Weib an Bildgewalt ebenbürtig ist und den Ausgleich darstellt.

Nackt. Das Weib muss nackt sein, und das ganze Bild von dekadenter Üppigkeit sein und üppige Dekadenz ausstrahlen.

Ein kleiner Stehtisch muss davor, sowas Kitschiges von der erlesenen Geschmacklosigkeit der 1920er Jahre, Jugendstil oder sowas.

Darauf eine Schale voll Obst, rote Pfirsiche, Trauben, farbiges, süßes, pralles Obst.

Man muss sich beim Betrachten fühlen wie Kaiser Nero, bevor er sich den Lüsten hingibt. Der Gedanke muss lauten „Alles meins…und jetzt los!”

Die Bildschärfe muss knackscharf sein. Der Standpunkt der Kamera nicht zu hoch. Aber die Auflösung hoch. Die Farben satt. Die Töne nicht zu hell, keine hellen Stellen im Bild.

Und das dann im Format von etwa 3 mal 2 Meter ausdrucken, vielleicht so einen goldenen Barockrahmen drum, und allein an eine neutrale graue Wand in der Ausstellung.

Ja. So würde ein Foto draus.

Aber sowas können nur Männer. Frauen können sowas nicht fotografieren.