Über den Markt, das Angebot und die Nachfrage
Mehr zum Containern.
Das Thema erregt die Gemüter, die Leser schreiben viel.
Nur sind inzwischen die Leser deutlich in der Mehrheit, die mir zustimmen.
Reale „Kundschaft”
Einige echte (oder ehemalige echte) Einzelhändler schreiben, dass die Klientel, die der Kabarettist mit dem „Brot von gestern für morgen vorbestellen” beschreibt, kein Witz ist, die Leute gibt es wirklich.
Schlimmer seien die „Lebensmittel-Retter” (die nennen sich selbst so), meist gut betuchte oder zumindest finanziell ausreichend ausgestattete Studenten, die nach Ladenschluss kommen, kostenlos Essen abgreifen wollen, weil sie aus Prinzip für ihren Lebensunterhalt nicht arbeiten und zahlen möchten (Soziologen, Philosophen und sowas würde ich wetten), und sich für ihre brachiale Schnorrerei, die bis in die Erpressung geht, noch einbilden, die Welt zu retten und sich gut vorkommen.
Angebot und Nachfrage
Ein Leser weist darauf hin, dass eine legalisierung des Containerns zu deutlichn erhöhten Preisen führte.
Das hatte ich ja auch schon beschrieben, weil die zahlenden Käufer ja dann die Kosten für immer mehr „Mitesser” aufbringen müssen.
Er begründet es aber anders: Nämlich weil etwas Überangebot erforderlich ist, um den Markt und Wettbewerb aufrecht zu erhalten und damit die Preise niedrig zu halten. Würde das Containern überhand nehmen, würden die Hersteller die Produktion reduzieren, und nichts mehr überflüssig produzieren, was im Ergebnis (überspitzt gesagt) dazu führen würde, dass wenn man eine Gurke kaufen will, es nur noch exakt eine Gurke zu kaufen gibt. Und für die kann der Händler dann den Preis beliebig festlegen.
Erst dann, wenn es ein paar Gurken zuviel gibt, entstehen Markt und Wettbewerb, sind die Gurken günstig zu haben.
Was mich daran erinnert, genau die gleiche Erläuterung schon zum Mietwohnmarkt gelesen zu haben. Ein gesunder Wohnungsmarkt sei einer mit mit so etwa 3 bis 4% Leerstand, weil dann ein Wettbewerb um die Mieter besteht, der nicht groß ist, aber reicht, um die Mieten niedrig zu halten.
Nun hat man aber sozial-links eingegriffen und – selbe Begründung wie beim Containern – gesagt, dass Leerstand Verschwendung sei und nicht existieren dürfe, weil das ja nur Spekulation der Kapitalisten sei, um die Preise hoch zu halten, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Man hat Mgiranten in die Wohnungen gesetzt, den Leerbestand in Berlin und an anderen Orten unter 1% gedrückt und wundert sich, dass die Preise steigen.
Frauenfeindlich
Wir sind es gewohnt, auch abends noch einkaufen zu gehen, dass die Läden bis 22:00 geöffnet sind. (Wobei ich das ja merke, denn seit Corona gehen ich fast nur am späten Abend einkaufen, und da ist an manchen Wochentagen wie Freitags vieles nicht mehr da, backen tun sie abends auch nicht mehr.)
Nähme das Containern überhand, würde man nicht mehr so produzieren, dass für jeden Käufer ein Produkt da ist, sondern dass umgekehrt für jedes Produkt ein Käufer da ist. Also die Marktumkehr wie eben beschrieben. Dann ist Containern legal, aber halt nichts mehr drin im Container.
Das heißt dann aber, dass wir eben nicht mehr einkaufen gehen können, wann wir wollen, sondern müssen, wenn was da ist, weil dann alles knapp ist (DDR…).
Dann aber beschweren sie sich sofort, dass das frauenfeindlich wäre, weil das alleinerziehende Mütter und Frauen in Führungsposten usw. benachteiligt.
Nichts Frisches mehr
Mir war damals in Neuseeland etwas aufgefallen, was ich im Blog beschrieben hatte.
Traditionell ist die Verkaufslage in Neuseeland sehr dünn. Traditionell machen die Läden dort nachmittags um 4 oder um 5 zu. Inzwischen gibt es vor den größere Städten oder auch mal an Verkehrskreuzungspunkten auf dem Land auch riesige Supermärkte, die bis 22:00 geöffnet haben (wenn ich mich recht erinnere, manche auch sonntags), wo man alles frisch bekommt.
Fährt man aber auf das Land so über die Käffer, wird die Versorgungslage sehr, sehr dünn. Da gibt’s dann solche Convenience Store oder wie die heißen, so kleine Krämerläden, die so das nötigste haben. Zahnpasta. Nudeln. Mineralwasser. Und nicht billig.
In diesen Läden gibt es nichts Frisches. (Oder wenn, nur das, wa sie selbst als Imbiss anbieten, oder vielleicht belegte Sandwiches, wenn’s hochkommt.) Kein offenes Obst, keine Frischmilch und sowas. Nur Konserven, Industriekekse und sowas. Das geht zwar noch, wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist und mal die Öffnungszeiten verpennt oder nicht gut geplant hat, dann nimmt man halt mal Dosenpfirsiche oder sowas, frisst Kekse oder holt sich irgendwo einen Burger, aber gut leben kann man davon nicht.
Warum? Weil deren Umsatz so niedrig ist und da so selten jemand was kauft, dass die sich das nicht leisten können, abgelaufene Lebensmittel wegzuwerfen. Deshalb haben die nur Sachen, die Wochen, Monate, Jahre haltbar sind. Da haben dann alle Lebensmittel dasselbe Haltbarkeitsdatum wie Tampons und Klopapier.
Wenn man das Containern legalisiert und den Läden damit die zahlende Kundschaft entzieht, werden sie ihr Angebot eben so verändern, dass es keine Lebensmittel mehr gibt, die verderben. Dann gibt es eben nur noch Dosenpfirsiche und keine frischen mehr. Oder nur noch Margarine statt Butter und so weiter.
Das Grundprinzip des Abfalls
Es gehört zum Wesen eines modernen industriegesellschaftlichen Marktes, dass ein paar Prozent Überschuss da sind, damit das Ding rund läuft. Damit immer etwas da ist und die Unwägbarkeiten abgepuffert werden können. Jeder von uns will ja auch spontan einkaufen können und nicht zwei Wochen im Voraus präzise Bestellangaben machen müssen, um „just-in-time” beliefert zu werden wie das Fließband eines Autoherstellers. Wie wollen Wettbewerb, Angebote, Auswahl und die Möglichkeit, auch ungeplant nach Lust und Laune einkaufen zu können.
Das setzt nicht voraus, dass die, die teilnehmen, das alles essen, im Gegenteil, es muss immer „Druck auf der Leitung” sein. Aber es setzt voraus, dass alle, die daran teilnehmen, auch zahlen.
Containern heißt, dieses Gleichgewicht zu zerstören. Zunächst mal führt es dazu, dass weniger gekauft und deshalb mehr weggeworfen und insgesamt auch mehr vernichtet wird. Also nicht etwa „Essen gerettet”. Wer containert kauft nicht, und Essen nicht zu kaufen heißt, vieles davon zu vernichten.
Und dann zum Zusammensturz.
Perpetuum Mobile: Das Schlaraffenlandprinzip
Natürlich schreiben mir auch weiterhin Leute, die es nicht einsehen und stur anderer Meinung bleiben.
An denen ist mir etwas aufgefallen.
Deren Argumentation, dass da einfach irgendwo Essen abfällt, das keiner vermisst und nirgends fehlte, wenn es fehlte, ist exakt dieselbe Denkweise der Leute, die an das Perpetuum Mobile glauben und überzeugt sind, dass man irgendwelche Maschinen bauen kann, die überflüssige Energie hätten und das gar nicht merken würden, wenn man sie entnimmt, weil sie ohnehin überschüssig wäre.
Genauso argumentieren viele Leute beim bedingungslosen Grundeinkommen. Die meinen auch, dass da eine Maschine läuft, bei der überflüssiges Geld übrigbleibt, das keiner haben will, und das niemandem fehlt.
Das Schlaraffenlandprinzip. Alles, was man braucht, fällt irgendwie vom Himmel und ist plötzlich da, ohne jemandem zu fehlen oder von anderen finanziert werden zu müssen.
Bei uns kommen die Kartoffeln aus der Steckdose.