Ansichten eines Informatikers

„So, it’s verboten”

Hadmut
19.9.2020 11:05

Noch ein deutscher Sprachexport.[Update]

Es irt ja nicht so, dass nur wir immer mehr Anglizismen verwenden. Erstaunlich viele deutsche Begriffe haben Eingang in die englische Sprache gefunden, wobei ich allerdings den Eindruck habe, dass das vor 10, 20 Jahren mal Mode war und wieder nachlässt.

Begriffe wie Kindergarten (oder -garden), Gemutlickkeit und so sind ja bekannt, und ich habe es schon erlebt, dass Briten von der Audi-Werbung total begeistert waren (lange vor Diesel), die ihnen nicht nur optisch perfekt deutsche Technik präsentierte, sondern auch in der englischen Werbung das „Vorsprung durch Technik” auf deutsch sagte, und die Briten das wegen des harten harten, artikulierten Klangs ganz toll fanden, obwohl sie es nicht mal verstanden. Ein amerikanischer Reiseführer zu Deutschland (damals, als es noch Bücher gab), erklärte erst mal ausführlich am Anfang, dass die deutsche Sprache nicht wie die amerikanische, sondern wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniere und die Deutschen so unfassbar präzise seien, dass wenn man sie frage, wie es ihnen gehe, eine umfassende, vollständige, wahrheitsgemäße und exakte Antwort erhalte, die nichts ausspare, weshalb man es niemals tun sollte. Ich hatte mal in San Diego so ein auf international gemachtes Volksfest besucht, in dem die deutsche Hütte brachialbayerisch ausgelegt war und über der Eingangstür ein Schild „Gemütlichkeit!” mit Ausrufezeichen hing, als sei das Schlachtruf und Wehrmachtsbefehl. Als ob die Deutschen „Gemütlichkeit!” brüllen, bevor sie ein Haus betreten.

Etwas kurioser sind dann Begriffe wie „Doppelgänger” (tauchte sogar in den englischen Harry-Potter-Bänden irgendwo auf), „Quatsch” oder „Kitsch”.

In Diskussionen kam ich allerdings schon wegen „I’m schlepping” für das Mitschleppen etwas eines schweren Koffers. Da hieß es, das stamme nicht aus dem Deutschen, sondern ursprünglich aus dem jiddischen. Ob nun oder nicht, das Jiddische is zumindest ein wesentlicher Grund dafür, dass man deutsche Begriffe in die Sprache hereinnimmt. Manche haben aber auch einfach Spaß am seltsamen harten Klang der deutschen Sprache.

Und so gibt es auch die Sportart „Abseiling”, fährt auf der „Autobahn” und bricht sich die Zunge beim Versuch, „Achtung” zu sagen. „Angst” haben sie manchmal, vor allem vor dem „Poltergeist”, man isst „Pretzels”, „Bratwurst” und „Delicatessen”, sogar im „Hinterland”. Mit „Rucksack” und „Schadenfreude”. Und man hat „Zeitgeist” und „Weltschmerz”, falls man es schafft, ein Z unfallfrei auszusprechen.

Was ich noch nie – oder es kann sein, einmal, ich bin mir nicht ganz sicher, aber jedenfalls nicht öfters – gehört habe, ist „verboten”.

Zeigt, worin Deutschland heute exportstark ist.

Update: Mehrere Leser schreiben, dass auch „kaputt” und „Ersatz” ins Englische eingesickert seien. Stimmt, kaputt habe ich auch schon mal irgendwo gehört. Klingt wohl auch ziemlich lustig für die. Aber „Ersatz” habe ich noch nie gehört.