Die fragwürdige Ehre der Alan Kurdi
Über ein Schiff.
Ich hatte doch geschrieben, dass der Attentäter von Nizza per Boot über Lampedusa eingereist war, und dass laut Zeitungsberichten an diesem Tag zwar 28 kleine Boote, aber eben laut Presseberichten auch die unter deutscher Flagge fahrende Alan Kurdi dort eingelaufen sei.
Nun schreibt mir einer, der Bayerische Rundfunk berichte
Die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye hat den AfD-Politiker Georg Pazderski angezeigt. Er hatte einen Zusammenhang zwischen der “Alan-Kurdi” und dem Attentat von Nizza hergestellt. Sea-Eye erklärte, der Attentäter sei nicht an Bord gewesen.
Die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye hat bei der Polizei Strafanzeige gegen den AfD-Politiker Georg Pazderski erstattet. Sie wirft ihm vor die Unwahrheit zu verbreiten. Der AfD-Politiker hatte behauptet, es gebe einen Zusammenhang zwischen den Rettungsmissionen und dem Attentat von Nizza.
Pazderski habe sich auf Facebook auf angebliche Recherchen bezogen und ein Bild mit der Schlagzeile “Deutsche Alan Kurdi brachte Nizza-Attentäter nach Europa” veröffentlicht, ohne konkrete Quellen für seine Behauptung zu benennen, teilte Sea-Eye mit.
Zuvor habe auch das rechtsextreme Nachrichtenportal Journalistenwatch über Zusammenhänge zwischen der Rettungsmission der “Alan Kurdi” und dem Terroranschlag von Nizza berichtet, heißt es in einer Pressemitteilung.
Das wirft Fragen auf.
Unwahrheiten zu verbreiten ist per se noch nicht strafbar. Noch nicht. (Bald bekommen wir ein Ministerium für Wahrheit.) Man kann keine Strafanzeige wegen Unwahrheit erstatten. Man muss sich da schon einen Straftatbestand aus dem Strafgesetzbuch heraussuchen, Beleidung, Verleumdung, üble Nachrede.
Denn das Strafrecht stellt hier noch nicht die Unwahrheit als solche unter Strafe. Es ist in Deutschland nicht verboten, die Unwahrheit zu sagen. Verboten wird es dann, wenn man damit die Rechte einer (natürlichen oder unter Umständen auch juristischen) Person verletzt, also irgendwas Ehrverletzendes, Herabwürdigendes, Ruf- oder Kreditschädigendes sagt.
Die Alan Kurdi will ernstlich behaupten, es sei rufschädigend und ehrverletzend zu behaupten, sie würden Leute von Afrika nach Europa schaffen?
Ich dachte, damit brüsten sie sich immer, das würden sie für moralisch wichtig halten.
Oder beziehen sie das nur auf diese eine Person, Brahim Aouissaoui? Dass es ihnen nur darum geht, dass sie den nicht reingebracht haben?
Würde mich interessieren, woher sie das so genau wissen wollen. Prüfen die die Identität? Und wenn ja wie? Und wann? Ich könnte mich nicht erinnern, da irgendwann in irgendeinem der vielen Rettungsvideos gesehen zu haben, dass die Ausweise kontrollieren, bevor sie Leute aus der angeblichen Seenot retten. Was auch gar nicht rechtmäßig war.
Aber wie hätte man sich das vorzustellen, dass die keine islamistischen Terroristen ins Land bringen?
- Bei Wikipedia heißt es
Im Herbst 2018 wurde das Schiff an die Nichtregierungsorganisation Sea-Eye verkauft, die es als Rettungsschiff für in Seenot geratene Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer einsetzt.
Wie kann jemand, der behauptet, er fahre da rum, um Menschen aus Seenot zu retten, gleichzeitig behaupten, er habe es unter Kontrolle, wer an Bord kommt und wer nicht?
- Fragen die das dann auf dem Meer, bitte mal um Handzeichen, wer Islamist ist? Und wer sich meldet, darf nicht an Bord, sondern muss auf dem sinkenden Schlauchboot bleiben?
Wie sollte das dann see- und strafrechtlich aussehen, einen Islamisten, einen Terroristen nicht aus Seenot zu retten? Ich habe zwar nur den ganz kleinen Sportbootführerschein, aber ich könnte mich nicht erinnern, dass die da bei „Mann über Bord” und solchen Manövern irgendwie nach normal und Islamist unterschieden hätten oder man da fragen sollte, bevor man jemanden aus dem Wasser holt.
- Oder prüfen die das erst an Bord und schmeißen den dann wieder ins Meer zurück?
- Oder sagen die dem, „Sorry, Du kommst nicht nach Italien, für Dich fahren wir doch die Schleife über Tunesien”?
Ich vermag das nicht nachzuvollziehen, wie sich deren Standtpunkt ausgestaltet, dass sie Leute wie diesen Brahim Aouissaoui nicht reinbringen.
Denn ich sehe nicht, worin sich die Alan Kurdi von der Gattung von Rettungsschiffen unterscheiden sollte, die solche Leute reinbringt. Wenn ich mit abgefahrenen Reifen oder ohne Bremsen rumfahre, bekomme ich auch Ärger, auch wenn noch nichts passiert ist. Und um mit einer Drohne rumzufliegen, braucht man auch eine Haftpflichtversicherung, auch wenn noch nichts passiert ist. Weil man da eine Gefährdungshaftung und nicht erst eine Verschuldenshaftung sieht. Weil schon vom bloßen Betrieb der Drohne eine Gefahr ausgeht, selbst wenn man nichts falsch macht, etwa weil das Ding ausfällt und abstürzt oder von einem wütenden Vogel gekillt wird.
Wie also kann die Alan Kurdi sich auf den Standpunkt stellen, dass sie ständig unselektiert Leute nach Europa bringt, und zwar ihrem Einsatzzweck nach ausnahmslos jeden, den sie auf dem Wasser aufliest, ohne die Möglichkeit einer Abweisung oder Auswahl zu haben, und es dann als rufschädigend und ehrverletzend hinstellen, sie habe Brahim Aouissaoui nach Europa gebracht?
Und zwar selbst dann, wenn der nicht bei ihnen an Bord war?
Der springende Punkt ist nämlich, dass sich ihr Verhalten in nichts davon unterscheidet, als hätten sie ihn nach Europa gebracht. Es liegt nicht mehr in ihrer Einflußsphäre und Entscheidungsgewalt, ob so ein Islamist und Terrorist darunter ist oder nicht. Im Gegenteil bringen sie sich – Seenot – in eine Situation, in der sie es nicht mehr kontrollieren und verhindern können. Sie nehmen es zumindest billigend in Kauf. Ob der dann tatsächlich an Bord war, ist eigentlich nur noch eine Frage des Zufalls.
Das reicht nicht, um jemanden anzuzeigen, weil man nicht sagen kann, dass es ehrverletztend wäre, wenn jemand – selbst wenn unzutreffend – behauptet, dass etwas eingetreten wäre, worauf man selbst hinarbeitet und was man anstrebt. Denn dann ist es vielleicht unwahr, aber nicht ehrverletzend.
Stellt Euch mal die gegenteilige Schlagzeile vor: Was wäre, wenn jemand schriebe, die Alan Kurdi habe einen im Mittelmeer absaufen lassen, weil sie bei der Rettung gemerkt hatten, dass ein Islamist unter den Seenötigen war und den deshalb nicht an Bord genommen hätten, damit er in Europa niemanden umbringen kann. Der sei dann halt leider abgesoffen.
Macht Euch mal klar, in welche extremverlogene Situation die Alan Kurdi und die Organisation Sea-Eye sich da bringen.
Neben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Mennonitischen Hilfswerk gehört das Erzbistum München und Freising zu den Unterstützern des Vereins. So wies Reinhard Marx Anfang 2019 50.000 Euro aus den Mitteln des Erzbistums zur Unterstützung von Sea-Eye an.
Was besonders posierlich ist, weil der ja Leute in einer Kirche umgebracht hat.
Und es haben ja schon einige Islamisten angekündigt, das sei noch nicht mal der Anfang gewesen.