Ansichten eines Informatikers

Über Bill Clinton und die Biden Bill

Hadmut
12.11.2020 23:51

Kleines, blödes Wortspiel. Ernster Hintergrund.

Weil ich doch gerade so im Kryptosumpf der neunziger Jahre wühle, habe ich mich erinnert, dass ich in meinen Kryptovorträgen von damals, und damals habe ich viele gehalten, und eine Sache, die ich öfter gebracht hatte, was ein Zitat von Bill Clinton gegenüber der CIA:

„Die Beschaffung von Wirtschaftsdaten hat Top-Priorität!”

Es ging darum, dass die USA während des kalten Krieges eine riesige Abhörmaschinerie gebaut hatten, die nach dem Mauerfall und Ende des kalten Krieges nicht mehr so genau wusste, was eigentlich noch ihre Aufgabe ist. Man hatte ihnen damals gesagt, dass die Aufgabe nun eigentlich die gleiche wie vorher ist, man nur die meisten Antennen um 180° von Ost nach West drehe.

Nun war das damals noch so, dass man das nicht alles schon online bekam, geschweige denn scannen konnte. Aber ich hatte eine Quellenangabe druntergepackt: Focus 34/1995.

Nun hat Focus inzwischen aber ein Online-Archiv und da ist der Artikel nunmehr online zu finden: INDUSTRIE- SPIONAGE – FREUND HÖRT MIT

Um im Kampf auf den Weltmärkten zu bestehen, rüsten die Geheimdienste zum großen Lauschangriff auf befreundete Staaten. Schaden für die deutsche Wirtschaft: jährlich acht Milliarden Mark

Die Worte des Präsidenten waren Balsam für die Seele der Agenten. Es wäre töricht, den Geheimdienst abzuschaffen, sagte Bill Clinton bei seinem jüngsten Besuch in der CIA-Zentrale in Langley (Virginia). Gewiß, die USA hätten keinen klaren Feind mehr, fuhr er fort, doch er brauche die Spione dringend für eine neue Aufgabe: Die Beschaffung von Wirtschaftsdaten habe „Top-Priorität“.

Neuer Auftrag für 007. Damit hat Clinton zum erstenmal ausgesprochen, was Insider längst vermuteten: Seine Regierung sieht in der Industriespionage ein legitimes Mittel der Wirtschaftspolitik. Handelskriege werden nicht mit Bomben, sondern mit Wissen entschieden. Und im Wettlauf um Arbeitsplätze und Wohlstand verfliegen etwaige Skrupel, befreundete Staaten auszuhorchen. […]

Tatort Deutschland. Acht Milliarden Mark Schaden entstehen der deutschen Wirtschaft jährlich durch Industriespionage, zum Großteil verursacht durch die Geheimdienste befreundeter Staaten.

„Standort Deutschland in Gefahr“, ruft deshalb der Chef der Polizeigewerkschaft, Hermann Lutz. Politiker wie der bayerische Innenstaatssekretär Hermann Regensburger müssen erkennen, daß „Nachrichtendienste auch unter befreundeten Staaten verstärkt dazu eingesetzt werden, sensible Wirtschaftsdaten und -güter auszuspähen und zu beschaffen“.

Noch nie war Spionage so einfach wie heute. Für Agenten ist es ein Kinderspiel, Fax, Telefon oder Computer anzuzapfen. Das nötige Gerät führt jeder bessere Bastel-Shop. „Alles, was Sie in einem James-Bond-Film sehen, ist möglich“, sagt Jeremy Marks, Chef eines offen zugänglichen Geschäfts für Spionagezubehör in der Londoner City. […]

Beispiel USA: Der CIA setzt zunehmend auf Industriespione der neuen Art, die sogenannten Noc-Agenten. Das Kürzel steht für „non-official cover“. Dahinter verbergen sich junge, gutausgebildete Spione, die der CIA an der Universität anwirbt. Zu Hunderten sollen diese kostspieligen Agenten bereits in multinationalen Firmen untergekommen sein.

Der BND

Und in diesem Artikel findet sich noch eine ganz besondere Perle:

Ahnungsloser BND: Die USA betreiben Industriespionage. Japan und Frankreich auch, Staaten wie der Irak oder Libyen sowieso – nur der Bundesnachrichtendienst hat angeblich ein reines Gewissen.

Konfrontiert mit Vorwürfen, er spähe ebenfalls fremde Firmen aus, halten sich die Pullacher Agenten an das Motto: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

BND-Sprecher Elmar Lehberg zu FOCUS: „Wir haben dazu keinen Auftrag, und wir tun es nicht. Wir wissen nicht einmal, was andere auf diesem Sektor unternehmen.“

Huahahahahaaaa!

Joe Biden damals

Ich hatte ja schon geschrieben, dass der bis zur Wahl so hochgelobte und heilige Joe Biden einiges auf dem Kerbholz hat. Unser Fernsehen, auch die ARD, hat ihn vor der Wahl als den großen Heils- und Demokratiebringer hingestellt, eben kam gerade in WDR-Monitor ein Beitrag, wie sie auf dessen frühere Kriegstreiberei und Verbindungen zur Rüstungsindustrie eindreschen. Nach der Wahl.

Viele wissen nicht, dass Joe Biden hinter den Kryptokriegen der 90er Jahre steckt, der 1991 ein Gesetz gemacht hat, das in den USA als grobe Verletzung der Bürgerrechte aufgefasst wurde, während man ihn nunmehr gerade als den lieben netten Demokratieonkel hinstellte. Kennt Ihr PGP? Hatte Phil Zimmermann damals als Bürgerrechts-Protest gegen Joe Biden geschrieben. 24. Januar 1991. Vordergründig gegen Terrorismus, aber der Zeitpunkt nach der Wiedervereinigung legt den Gedanken nahe, dass es (auch) um eben diese Wirtschaftsspionage gehen soll.

Das Gesetz kann man hier abrufen.

SECTION 1. SHORT TITLE.
This Act may be cited as the `Comprehensive Counter-Terrorism Act of 1991′.
TITLE I–PUNISHING DOMESTIC AND INTERNATIONAL TERRORIST ACTS
Subtitle A–Terrorist Death Penalty Act of 1991
SEC. 1101. SHORT TITLE.
This subtitle may be cited as the `Terrorist Death Penalty Act of 1991′.

Das ist immer so demokratisch und rechtsstaatlich, wenn Gesetze erst mal mit der Todesstrafe anfangen.

ITLE II–PREVENTING DOMESTIC AND INTERNATIONAL TERRORIST ACTS
Subtitle A–Attacking the Infrastructure of Terrorist Organizations
[…]

Subtitle B–Electronic Communications
SEC. 2201. COOPERATION OF TELECOMMUNICATIONS PROVIDERS WITH LAW ENFORCEMENT.
It is the sense of Congress that providers of electronic communications services and manufacturers of electronic communications service equipment shall ensure that communications systems permit the government to obtain the plain text contents of voice, data, and other communications when appropriately authorized by law.

Die Kommunikationsdienstleister und die Hersteller von Hardware zur elektronischen Kommunikation hätten sicherzustellen, dass die Kommunikationssysteme es der Regierung ermöglichen, an den Klartext zu kommen.

Das nun brachte Phil Zimmerman auf die Palme und dazu, sein nur halbfertiges und liegen gelassenes Verschlüsselungstool PGP fertig zu schreiben, wie WIRED in einem netten Artikel schön beschreibt:

The new PGP made Zimmermann extremely popular — with two notable exceptions. The first were the folks who held the public key patents; they were convinced that Zimmermann had violated their intellectual property rights. The second were the agents from the U.S. Customs Service, who were pretty sure Zimmermann had broken the law.

Back then, American arms control regulators treated crypto software like a munition. Exporting such a program overseas was a violation of their regulations. And since Zimmermann worked with fellow geeks around the planet on Version 2 of PGP, “I was quite guilty,” he says. Customs agents based in San Jose, California called Zimmermann February 1993, and told him they were flying out to interview him.

A federal grand jury was impanelled in San Jose. Prosecutors subpoenaed his e-mail records, and Zimmermann could only communicate with his one-time overseas collaborators through their lawyers. The investigation dragged on for three long years, jumbling Zimmermann’s already topsy-turvy life even further.

PGP hatte von Anfang an nur starke Schlüssel und verstieß gegen das Exportverbot. Trotzdem war das ruckzuck draußen. Ich hatte damals einen Amiga in meiner Studentenbude und habe da drauf eine der frühesten Versionen. Ich weiß nicht mehr, wie ich da dran kam. Ich dachte, ich hätte sie auf einer der Fish Disks gefunden, aber nach dieser Liste war das da nie drauf. Ich hatte mir damals allerdings über meinen VAX/VMS-Account an der Uni Zugang zu News-Gruppen, und da auch viel Software runtergeladen, die man damals noch in 10, 20, 30 Postings und Einzelteilen sammen und dann per shar oder uudecode oder sowas decodieren und zusammenflicken musste und auf Diskette in die Bude getragen habe. Lange, lange, bevor es das World Wide Web gab.

Beth war, so lange ich am E.I.S.S. war, höllenstinksauer und tödlich eifersüchtig auf Phil Zimmermann, weil dessen PGP weltweit bekannt war und jeder davon sprach, aber niemand von Beth. Beth schäumte förmlich, weil er Zimmermann für einen „Niemand” hielt, weil er nicht mal Kryptographie studiert hatte. Was kurios ist, weil Beth das auch nicht hatte, aber Zimmermann im Gegensatz zu Beth immerhin Informatiker ist. Beth war nicht mal das. Wie das „Arschloch” Zimmermann es nur wagen könne, als einfacher Wicht Software herauszugeben, die doch Koryphäen und Genies wie Beth vorbehalten sei. Beth hat sich in den vollen Hörsaal vor die Leute gestellt und das so gesagt. Er konnte sich nie damit abfinden, dass Zimmermann weltweit bekannt geworden war und nicht er, Beth.

Das hat ihm umso mehr weh getan, als wir ihm mal sagten, dass das daran lag, dass er uns nie erlaubt hat, Software oder Texte frei auf den Webserver zu legen und frei zu verteilen. Genau das sei nämlich der Grund für Zimmermanns Erfolg gewesen, dass alle Leute drankamen. Beths Geheimniskrämerei, Texte nur auf Papier und handverlesen persönlich zu überreichen und das auch nur den höchsten Persönlichkeiten, die seiner würdig sein konnten, hat wirkungsvoll verhindert, dass überhaupt irgendwer die Software nutzen oder auch nur kennen könnte. Wir hatten ihm das mal gesagt, dass Zimmermann bekannt sei und Beth nicht, weil Zimmermanns Software jeder nutzen konnte und unsere eben keiner. Es hat ihn schier zerrissen. Es war mit seinem Verständnis seier Genialität unvereinbar, sich auch nur vorzustellen, dass das gemeine Volk ohne zu fragen und untertänig zu danken seine wertvollen Ergüsse herunterladen könne. Dabei hatten das Zeug allein die Mitarbeiter entwickelt, und bezahlt hatte es die Regierung von Baden-Württemberg.

Aus irgendwelchen Gründen durfte oder wollte Beth die Software partout nicht herausgeben, wollte unbedingt aber trotzdem weltberühmt dafür sein.

Wir hätten damals ohne weiteres PGP, ssh, socks und so weiter Paroli bieten und die wegblasen können, weil wir das alles längst konnten und das alles mit einem einheitlichen Schlüsselsystem hatten, sogar Chipkarten einsetzen konnten, als Deutsche dem Export-Verbot nicht unterlagen – und ein verschlüsselndes Telefon hatten wir auch noch. So ähnlich, wie Karl Valentin es ausdrückte: Mögen hätten wir schon wollen, aber dürfen hat er uns nicht gelassen.

Und so kam es, dass Joe Biden schon damals erheblichen Quereinfluss auf unser Institut nahm, und Beth dazu brachte, in Vorlesungen und Vorträgen „Arschloch!” zu brüllen.

Joe Biden heute

Da gibt es gerade einen ziemlich guten, aber viel zu langen Twitter-Thread, um ihn hier wiederzugeben. Es muss beim Ersten bleiben und ein paar Ausgewählten.

Er beschreibt die Gang, mit der Biden antreten will.

Leute mit Deep State-Vergangenheit, die Sorte Leute, die alles und jeden abhören will.

Anklicken und folgen.

Da geht’s gleich schon wieder los mit Backdoors und Abhören.

Das sieht alles sehr nach Spionage, Deep State, Back Doors und so weiter aus.