Ansichten eines Informatikers

Hochgefährliche Frage zur Impfreihenfolge

Hadmut
29.12.2020 1:51

Professoren fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Ein Professor schreibt mir und weist darauf hin, dass wenn man die Leute, wie behauptet, in der Reihenfolge des Sterberisikos gegen COVID-19 impft, konsequenterweise zuerst alle Männer und erst dann die Frauen geimpft werden müssten, denn bekanntlich sterben Männer häufiger an COVID-19 als Frauen.

(und haben, das will ich hinzufügen, eine kürzere Lebenserwartung, also eigentlich immer eine höhere Sterbewahrscheinlichkeit als gleichalte Frauen).

Ich habe mal recherchert und werfe hier folgendes aus der Pharmazeutischen Zeitung vom Juni (also womöglich nicht mehr ganz aktuell) ein:

Daten der Forschungsinitiative Global Health 50/50 aus mehr als 20 Ländern zeigen, dass Frauen sich zwar ähnlich häufig infizieren wie Männer. Bei den Sterberaten liegt die Verteilung jedoch etwa bei einem Drittel zu zwei Dritteln. «Wir sehen das auch hier in Deutschland. Wir haben sehr viele männliche Patienten», sagt Professor Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie an der München Klinik Schwabing, der im Februar die allerersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt hatte. Und auch Privatdozent Dr. Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) sagt: «Es sind definitiv mehr Männer betroffen.»

Nach dem Situationsbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom 21. Juni starben quer durch alle Altersgruppen bis hin zu den 70- bis 79-Jährigen jeweils mindestens doppelt so viele Männer wie Frauen. Erst danach gleicht sich das Verhältnis zunächst an und kehrt sich ab der Altersgruppe der 90- bis 99-Jährigen um, möglicherweise aber deshalb, weil es mehr hochbetagte Frauen als Männer gibt. Zu den Gründen heißt es beim RKI nur, es geben viele offene Fragen. Es werde noch dauern, bis eine belastbare Bewertung möglich sei.

Nachtrag: Hier noch was vom Dezember, also aktuell:

Seit Beginn der Pandemie gibt es Vermutungen, weshalb Männer unter der Infektion mit dem neuartigen Coronavirus stärker leiden: Männer achten weniger auf ihre Gesundheit, rauchen häufiger, ernähren sich schlechter. Gerade die ältere Generation hätte einen ungesunden Lebensstil. Außerdem gingen Männer generell später zum Arzt, so die Vermutungen.

Nun bestätigt eine neue Metastudie, die am 9. Dezember in der Fachzeitschrift Nature Communications erschien, frühere Forschungsergebnisse.

Daten der Forschungsinitiative Global Health 50/50 aus mehr als 20 Ländern hatten bereits in Juni darauf hingedeutet, dass sich Frauen zwar ähnlich häufig wie Männer infizieren. Aber Männer erkranken oft schwerer an COVID-19 und sterben eher an der Infektion. Bei den Sterberaten liegt die Verteilung etwa bei einem Drittel zu zwei Dritteln.

Sicherlich liegt dies auch an den Vorerkrankungen. Männer leiden beispielsweise viel öfter an Herzkreislauferkrankungen, an denen sie ebenfalls häufiger sterben als Frauen.

Das ist also nicht nur ein bisschen.

Der Professor will wissen, warum

  1. Männer nicht zuerst geimpft werden,
  2. die sonst so auf gendersensible Medizin bedachte Presse das nicht erwähnt,
  3. und ob die Frauenquote im Ethikrat inzwischen zu hoch sei, um noch ethisch handeln zu können.

Weiß ich nicht.

Positiv mitteilen kann ich aber, dass das Sterberisiko für den Fragesteller durch das Stellen solcher Fragen enorm steigt.

Vielleicht sollte man mal Jens Spahn fragen. In diesem Zusammenhang könnte es sich dann auch als günstig erweisen, dass Jens Spahn eine bemerkenswert gute Meinung von Männern hat.