Vendée Globe: In 80 Tagen um die Welt
Geht mir gerade so durch den Kopf.
Ich sehe gerade einen Bericht über Boris Herrmann und das Rennen Vendée Globe, die härteste Regatta der Welt, bei der man alleine und non-stop um die Welt segelt.
Modernste und hochgezüchtete Boote mit wahnwitzigen Geschwindigkeiten, eigentlich keine Boote im herkömmlichen Sinne mehr, wegen der Wasserflügel, deren genaue Funktionsweise ich noch nicht mal richtig verstanden habe – sie zeigen gerade, wie sie als Tragflächen das ganze Schiff aus dem Wasser heben können. Und wie es zu Ausfällen kam, etwa weil jemand mit einem Wal kollidiert ist, jemand mit einem unbekannten „swimming object” kollidiert. Einer ist zu mutig durch einen Sturm gefahren, was zuerst efolgreich aussah, aber das Schiff hatte danach Risse. Aus. Einem zerbricht durch eine Welle das ganze Schiff und sinkt in Sekunden. Und dann natürlich diese extrem bedauerliche Kollision Hermanns mit einem Fischkutter kurz vor dem Ziel, die ihn den möglichen Sieg kostete.
Dann diese unglaubliche, eigentlich unmögliche Rettung Kevin Escoffiers, der eigentlich völlig unmöglich unter schwersten Wetterbedingungen und in unklarer Position von einem Regattasegler gefunden und sogar an Bord genommen wird. 5 Tage später springt er wieder ins Wasser um von einer Fregatte der Marine aufgenommen zu werden, und dann auf der Insel La Reunion abgesetzt zu werden – da war ich doch neulich. 🙂
Und natürlich mit Funk, GPS-Navigation, Astronautennahrung, Solarzellen, Überlebensanzug, Computern, und eben hochmodernen Werkstoffen wie Karbonfasern.
Und trotz dieses wahnwitzigen Rennens haben sie 80 Tage gebraucht um die Welt zu umsegeln.
Und erst da merkt man, was für ein wahnsinniger Zeitraum es gewesen sein muss, als Jules Verne in seinem Roman beschrieb, wie jemand – beim damaligen Stand der Technik, und es war ja kein Science Fiction oder Zukunftsroman – in 80 Tagen (eigentlich ja 79) einmal um die ganze Welt reist. Zwar auch auf dem Landweg, aber mit vielen stationären Aufenthalten, Abenteuern, Übernachtungen und Umwegen.
Heute kommt einem das immer so langatmig vor, wenn man von hier nach Neuseeland, als um die halbe Welt, in 22 Stunden fliegen kann.
Wenn man aber sieht, dass sie selbst bei einem non-stop-Rennen mit den modernsten Rennsegelbooten, die manchmal sogar fliegen können, und besten Skipper, die auch nachts und im Schlaf noch segeln, einer Rennleitung, die das alles koordiniert, und den optimalen, und nicht Hafen-zu-Hafen-Routen, trotzdem noch 80 Tage brauchen, auch wenn es zugegebenermaßen durchgehend gesegelt und nicht etwa mit der Eisenbahn oder mit dem Dampfschiff (oder in manchen Verfilmungen und Buchillistrationen sogar noch mit dem Ballon) gefahren ist, wird das plastisch, wie absurd und unmöglich diese 80 Tage damals bei der Vorstellung des Romans gewirkt haben müssen.
Und ich glaube nicht, dass sie da überhaupt irgendetwas außer Wasser gesehen haben. Sie haben nur einen Segler aus dem Wasser gerettet, keine indische Prinzessin.